Sind Stofftaschentücher wirklich unhygienisch? |
Etwas aus der Mode gekommen sind Stofftaschentücher. Im Zuge der Zero-Waste-Bewegung könnten sie ein Comeback erleben. / © Getty Images/izusek
Das Stofftaschentuch erinnert manche an ihre Großeltern, andere denken vielleicht »Igitt, wie eklig!« Dieser Ruf haftet den Stoff-Varianten häufig an. Geht es um Nachhaltigkeit, gibt es allerdings gute Gründe, in Stoff statt in Papier zu schnäuzen. Denn für die Herstellung von Hygienepapieren, wozu auch Papiertaschentücher zählen, braucht es viel Holz, Energie und Wasser, so das Umweltbundesamt. Dazu kommt: Weil benutzte Einmal-Taschentücher im Restmüll entsorgt werden, gehen sie dem Papierkreislauf verloren. Aus ihnen kann also kein neues Papier entstehen.
Für die Herstellung von Stofftaschentüchern, die oft aus Baumwolle bestehen, werden zwar auch Ressourcen benötigt. Doch diese Taschentücher lassen sich viele Male wiederverwenden, für sie ist selbst in der vollsten Waschmaschinen-Trommel noch Platz.
Vorher landen die benutzten Stofftaschentücher aber oft in Hosen- oder Jackentasche, liegen vielleicht in der Wohnung herum oder im Wäschekorb. Sind die textilen Varianten damit grundsätzlicher unhygienischer als die aus Papier? So genau lässt sich das nicht sagen. Es gibt kaum belastbare Studien, die einen Hygienevergleich von Einmal- und Stofftaschentüchern vornehmen, so Markus Egert, Professor für Mikrobiologie und Hygiene an der Hochschule Furtwangen.
Geht es um Hygiene, gibt es dem Experten zufolge allerdings einen Grundsatz: »Einmal-Produkte sind hygienisch am besten – wenn auch nicht unbedingt am nachhaltigsten.« Das gilt auch für Taschentücher. Wurde man von einem Infekt erwischt, gilt nämlich: »Die Konzentration von infektiösen Bakterien und Viren im Nasensekret ist sicher sehr hoch«, so Egert. »Im Taschentuch leben sie dank der Feuchte und Nährstoffe im Schleim weiter beziehungsweise bleiben länger infektiös, sicher mehrere Stunden, vielleicht Tage.«
Da macht es einen Unterschied, ob ein benutztes Taschentuch im Müll landet oder man es – wie im Falle eines Stofftaschentuchs – weiter mit sich herumträgt. Denn fasst man an das benutzte Tuch und dann auf andere Oberflächen wie etwa Türklinken, können sich auf diesem Wege auch andere anstecken.
»Wenn überhaupt machen Stofftaschentücher bei Heuschnupfen Sinn, wenn man keine Erreger verbreitet«, lautet das Fazit des Hygiene-Experten. Bei akuten Erkältungen sind aus seiner Sicht Einmal-Taschentücher die beste Wahl. Wer da etwas nachhaltiger unterwegs sein will, wählt Recycling-Taschentücher, die aus Altpapier hergestellt sind.