Sind die Wechseljahre politisch? |
Alexandra Amanatidou |
09.10.2025 14:30 Uhr |
Während der Wechseljahre passiere nicht nur hormonell, sondern auch biografisch viel, sagte Mangler. Als Beispiel nannte die Gynäkologin, dass die Kinder älter werden, die Arbeit oder die Beziehung vielleicht mehr Stress verursachen. Laut Stein würden sich Frauen während der Menopause davor fürchten, Führungspositionen anzunehmen, und hätten weniger Lust zu arbeiten. Andere seien schlechter gelaunt. Außerdem werde man älter. Somit sei nicht immer klar, welche Symptome auf die hormonellen Veränderungen und welche auf das Älterwerden zurückzuführen seien.
Zwar seien Frauenärztinnen und Frauenärzte die richtigen Ansprechpartnerinnen, doch die Realität unseres Gesundheitssystems sieht laut Mangler anders aus. Eine Wechseljahres-Beratung solle individuell stattfinden und benötige eine dreiviertel Stunde, was die Krankenkasse jedoch nicht übernehme. »So eine Beratung kann zwischen 200 und 800 Euro kosten.« Auch bei einer Hormonersatztherapie sei eine individuelle Beratung nötig.
»Wir haben ein Gesundheitssystem, das vergütet, wenn man eine Krankheit therapiert, aber nicht, wenn man sie vorbeugt«, so Mangler. Außerdem benötige unser Gesundheitssystem eine Feedback-Struktur, damit nicht nur Gynäkologinnen und Gynäkologen, sondern auch andere Ärztinnen und Ärzte den Zyklus bei ihrer Diagnose mitbetrachten.
Die Symptome der Wechseljahre hängen auch eng mit unserem Lebensstil zusammen. Auf seine Ernährung und Gesundheit zu achten, sei »eine Herausforderung, aber es lohnt sich total«, so die Ärztin.
Auslöser für Hitzewallungen könnten etwa Stress oder Koffein sein. Bei Schlafstörungen sollten Betroffene auf Koffein verzichten. »Je älter man wird, desto schwieriger wird der Koffeinabbau«, sagte die Gynäkologin. Zudem helfe mehr Bewegung gegen Gelenkschmerzen. Das müsse nicht unbedingt Sport heißen, sondern könne auch das Treppensteigen statt der Nutzung des Aufzugs sein. Ein Tipp gegen Demenz sei, Sudoku oder Kreuzworträtsel zu lösen. Auch soziale Interaktionen würden dagegen helfen.
Aufgrund von Scheidentrockenheit könne Sex im Alter immer schwieriger sein. »Wir können Körperlichkeit, Nähe und Zärtlichkeit anders betrachten und selbst entscheiden, ob wir in dieser Phase weiterhin Sex haben möchten oder nicht«, so Mangler.