Shop Apotheke verschweigt E-Rezept-Anzahl |
Im ersten Halbjahr 2022 machte Shop Apotheke 11 Prozent mehr Umsatz als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. / Foto: Shop Apotheke
Im März hatte Shop Apotheke noch bekanntgegeben, dass das Unternehmen seit Oktober 2021 insgesamt 85 E-Rezepte erhalten und abgerechnet habe. Bei der Vorstellung des Halbjahresergebnisses für 2022 wollte sich CEO Stefan Feltens hingegen nicht zu konkreten Zahlen äußern, sondern beließ es bei allgemeinen Aussagen. »Bei Shop Apotheke erhalten wir jeden Tag elektronische Rezepte«, teilte Feltens mit. Die Anzahl der eingegangenen E-Rezepte sei allerdings relativ gering. »Wir können den Start des E-Rezepts kaum erwarten«, machte er deutlich.
Die Testphase des E-Rezepts sei Anfang Juli mit 30.000 abgerechneten Rezepten erfolgreich abgeschlossen worden, berichtete Feltens. Ab dem 1. September dieses Jahres wird das E-Rezept zunächst in Westfalen-Lippe und Schleswig-Holstein eingeführt. Dann müssen alle Apotheken in der Lage sein, E-Rezepte anzunehmen und abzurechnen. Die bundesweite Einführung ist im Februar 2023 geplant.
Auch mit Auskünften zum eigenen Marktplatz hielt sich Feltens bedeckt. In allen Metropolregionen, insgesamt in 32 Städten, sei »Shop Apotheke Now!« verfügbar. Um die Auslieferung am selben Tag sicherzustellen, arbeitet der Online-Händler mit Vor-Ort-Apotheken zusammen. Mit wie vielen, dazu wollte sich der CEO allerdings derzeit nicht äußern. Er gab lediglich den Hinweis, dass es sich um eine geringe Zahl handele, da die Zusammenarbeit auch für die Vor-Ort-Apotheken wirtschaftlich interessant sein müsse. Das sei sie aber nur, wenn genügend Aufträge eingingen.
Zurzeit sei der Marktplatz noch leicht defizitär, das Modell sei für Shop Apotheke aber perspektivisch »finanziell sehr attraktiv«, informierte Feltens. Beispielsweise sei kein Lager nötig, was Kosten spare. Derzeit umfasst das Angebot in Deutschland mehr als 40.000 Produkte. Im Juli eröffnete Shop Apotheke einen weiteren Marktplatz in Österreich. Dort können die Kunden bislang zwischen 5000 Produkten wählen. Das Angebot wachse aber jede Woche, sagte Feltens. Das Unternehmen plant, auch noch in weiteren Ländern Marktplätze einzuführen.
Der CEO informierte auch über das neue Distributionszentrum in Mailand. Anfang Juli wurde von dort aus das erste Paket versendet, und seit 1. August verschickt Shop Apotheke alle Bestellungen in Italien vom neuen Logistikzentrum in Mailand aus. Vorteile seien kürzere Lieferzeiten für die Kunden in Italien sowie ein geringerer CO2-Ausstoß. »Der italienische Markt ist für uns sehr wichtig«, betonte Feltens. Zudem seien durch das neue Zentrum in Mailand Kapazitäten in Sevenum frei geworden, die das Unternehmen im Hinblick auf den bevorstehenden Start des E-Rezepts benötige.
Beim Umsatz spielt das internationale Geschäft bisher eine untergeordnete Rolle. Den meisten Umsatz macht Shop Apotheke nach wie vor mit nicht-rezeptpflichtigen Arzneimitteln in der »Dach-Region«, also in Deutschland, Österreich und der Schweiz, teilte Feltens mit. Dort wuchs der Umsatz nach Angaben des Unternehmens in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 6 Prozent auf 455 Millionen Euro. Der Umsatz aus dem Verkauf rezeptpflichtiger Medikamente sank hingegen von 79 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2021 auf 63 Millionen im gleichen Zeitraum des Jahres 2022. Als Grund dafür nannte Feltens die Auswirkungen des Rx-Boni-Verbots beim Papierrezept. Der Anteil der Non-Rx-Umsätze stieg hingegen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 12 Prozent.
Insgesamt verzeichnete Shop Apotheke im ersten Halbjahr einen Umsatz von 592 Millionen Euro – das waren rund 11 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Begründet ist der Anstieg darin, dass die Non-Rx-Erlöse im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres um 16 Prozent gewachsen sind.
Unter dem Strich musste der Konzern im ersten Halbjahr aber Verluste hinnehmen. Beim Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) vergrößerte sich der Fehlbetrag von minus 10 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2021 auf minus 41 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2022. Als Gründe führte CEO Feltens unter anderem höhere Einkaufspreise sowie Investitionen an. So habe das Unternehmen beispielsweise in die Akquisition des Lieferdienstes »First A«, die IT und das neue Distributionszentrum in Mailand investiert. Ins Marketing habe Shop Apotheke im ersten Halbjahr ebenfalls viel Geld gesteckt, was sich auch ausgezahlt habe. So sei das Unternehmen international deutlich stärker gewachsen als im deutschen Markt.
Die Jahresprognose für 2022 bestätigte das Unternehmen. Demnach geht der Konzern von einem Umsatzwachstum von 15 bis 25 Prozent im Non-Rx-Geschäft und einer bereinigten Ebitda-Marge von minus 1,5 bis plus 1,5 Prozent aus. Mittel- und langfristig strebt das Unternehmen eine Marge von etwa 8 Prozent an, informierte Feltens.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.