Shop Apotheke prüft emissionsfreie Lieferungen |
Melanie Höhn |
05.10.2022 16:15 Uhr |
Shop Apotheke will Klimaschutzprojekte, die CO2 wieder aus der Atmosphäre ziehen und langfristig binden, schrittweise weiterentwickeln. / Foto: BENIS
Auf seiner diesjährigen Retail Media Summit hat sich der niederländische Versender Shop Apotheke öffentlich dazu verpflichtet, seine Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – inklusive der Produktemissionen – bis 2040 auf Netto Null zu bringen. Dies ist Teil seiner Nachhaltigkeitsstrategie »Net Zero«, wie das Unternehmen in einer Pressemeldung mitteilte. Der Konzern legt nach eigenen Angaben ein Mindestziel für die CO2-Reduzierung innerhalb eines Zeitrahmens fest. Außerdem sollen Klimaschutzprojekte, die CO2 wieder aus der Atmosphäre ziehen und langfristig binden, schrittweise weiterentwickelt werden. Auf Nachfrage der PZ erklärte das Unternehmen: »In Bezug auf die indirekten Emissionen in Scope 3 pilotieren wir beispielsweise gerade emissionsfreie Lieferoptionen auf der letzten Meile in selektierten Postleitzahlbereichen«.
Zur Erklärung: Das Greenhouse Gas Protocol teilt Emissionen in sogenannte Scopes ein. Der Großteil aller Emissionen fällt dabei in Scope 3: Dazu gehören vor- und nachgelagerte Wertschöpfungsketten wie etwa Geschäftsreisen und Hotelübernachtungen, Arbeitswege der Arbeitnehmer und Patienten, Abfallaufkommen und Abwasser sowie Büromaterialien, Gütertransport oder Lieferketten. Darüber hinaus sei der Konzern mit seinen Zulieferern und Paketdienstleistern in Gesprächen und mache »den CO2 Fußabdruck der Dienstleistung zum integralen Bestandteil unserer Verhandlungen«, heißt es auf Nachfrage der PZ.
Zum Hintergrund: Der DHL-Konzern, der neben Hermes beispielsweise die Pakete von Shop Apotheke ausliefert, verursachte im Jahr 2020 nach eigenen Angaben 33 Millionen Tonnen Emissionen. Über 1,8 Milliarden Pakete beförderte das Unternehmen in Deutschland im Jahr 2021 – also mehr als 5 Millionen Pakete pro Tag. Die Shop Apotheke versendete im ersten Halbjahr 2022 täglich sogar 65.000 Pakete, erklärte eine Unternehmenssprecherin gegenüber der PZ. Insgesamt seien im ersten Halbjahr 2022 knapp bis zu 12 Millionen Bestellungen bearbeitet worden. Laut Unternehmensangaben sei sich der Versender der Auswirkungen seines Geschäftsmodells bewusst und wolle seinen CO2-Fußabdruck in den nächsten Jahren immer weiter reduzieren.
Seit Herbst 2020 ist das Unternehmen nach eigenen Angaben durch einen Emissionsausgleich in Scope 1 und 2 sowie in den Bereichen Logistik, Verpackung, Anfahrt von Mitarbeitern, Marketing und IT klimaneutral. Scope 1 sind die Emissionen, für die das Unternehmen direkt verantwortlich sind – wie etwa der Stromverbrauch (fossile Brennträger), der Wärmeverbrauch durch die Heizung oder der Kraftstoffverbrauch von Botendienstfahrzeugen. Scope 2 beinhaltet die indirekten Emissionen, die extern im Energie- und Wärmebereich anfallen und in Form von Strom und Wärme importiert werden.
Laut einer heute veröffentlichten Mitteilung von Shop Apotheke zum finanziellen Abschneiden des Konzerns in den ersten drei Quartalen des Jahres 2022 stieg der gesamte Konzernumsatz im Jahresvergleich um 20 Prozent auf 285 Millionen Euro an, davon entfallen 33 Millionen auf das Rx-Geschäft – ein Plus von 4 Prozent im Jahresvergleich.
In der DACH-Region wuchs der Umsatz des Unternehmens auf 224 Millionen Euro im dritten Quartal 2022. Auf Rx-Umsätze entfielen davon 33 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum macht dies nur ein Umsatzplus von 1 Million Euro aus. Das zeigt zwar, dass ein weiterer Absturz der Rx-Erlöse verhindert werden konnte, doch die Umsätze stagnieren in diesem Bereich. Zuletzt musste der Versender bei den Rx-Verkäufen herbe Einbußen hinnehmen.
Bei den nicht verschreibungspflichtigen Produkten konnte der Konzern im dritten Quartal 2022 im Vergleich zum Vorjahr einen Umsatzanstieg von 22 Prozent auf insgesamt EUR 252 Millionen Euro verzeichnen. Diese repräsentieren gegenwärtig laut Unternehmensangaben gegenwärtig rund 90 Prozent des gesamten Geschäfts.
Für Versender wie die Shop Apotheke ist die Einführung des E-Rezeptes essenziell. Der Konzern betonte, dass der E-Rezept-Rollout in Westfalen-Lippe ein »bedeutender Schritt hin zu einer flächendeckenden Einführung des elektronischen Rezepts in Deutschland« sei. Durch die jüngsten datenschutzrechtlichen Probleme scheint sich dies aber weiter hinauszuzögern.
Die Zahl der täglich elektronisch ausgestellten Rezepte lag laut Shop Apotheke im ersten Quartal bei durchschnittlich 70, im zweiten Quartal bei rund 400 und in der letzten Septemberwoche bei über 6.000. Für das fortgeführte Geschäft gibt der Vorstand von Shop Apotheke Europe die Prognose ab, den Non-Rx-Umsatz im Gesamtjahr 2022 in einer Bandbreite von 15 Prozent bis 25 Prozent zu steigern.
»Wir blicken auf ein äußerst erfolgreiches Quartal zurück, in dem wir in allen unseren sieben Ländern Marktanteile hinzugewonnen haben. Dies ist das Ergebnis einer konsequenten Ausrichtung auf die Kundenbedürfnisse und einer exzellenten Abwicklung«, sagte CEO Stefan Feltens. »Wir haben eine ausgewogene Balance zwischen Wachstum, Kostensenkungen und Rentabilität realisiert. So konnten wir das schnelle Wachstum erfolgreich fortsetzen und gleichzeitig eine spürbare Verbesserung der Profitabilität gegenüber dem Vorquartal erzielen«, fügte CFO Jasper Eenhorst hinzu.