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Semaglutid senkt Sterberate bei Covid-19-Infektion

Semaglutid senkt Covid-19 bedingte Ereignisse, einschließlich der Sterberate, bei Patienten mit nachgewiesenen kardiovaskulären Erkrankungen und Adipositas, aber ohne Diabetes. Das ist ein weiteres Ergebnis einer Teilauswertung der SELECT-Studie. Es unterstreicht, dass Übergewicht ein bedeutender Risikofaktor für schwere Covid-19-Verläufe darstellt und folglich als eine Krankheit an sich eingestuft werden sollte.
Theo Dingermann
02.09.2024  11:00 Uhr

Professor Dr. Benjamin M. Scirica und Kollegen von der TIMI Study Group am Brigham and Women’s Hospital und der Harvard Medical School in Boston, Massachusetts, untersuchten im Rahmen einer Teilauswertung des groß angelegten SELECT-Studienprogramms, inwieweit Semaglutid das Risiko für Covid-19 bedingte Ereignisse, einschließlich der Sterblichkeitsrate zu senken vermag.

In die Studie waren etwa 17.500 Patienten mit bekannter Vorgeschichte eines Myokardinfarktes, Schlaganfalls oder einer pAVK und einem BMI > 27 kg/m2, aber ohne Diabetes in 41 Ländern aufgenommen worden. Diese wurden entweder einmal pro Woche mit dem GLP-1-Rezeptor-Agonisten Semaglutid (2,4 g subkutan) oder Placebo behandelt. In der primären Auswertung konnte gezeigt werden, dass Semaglutid den kombinierten Endpunkt aus kardiovaskulärem Tod, Herzinfarkt und Schlaganfall um 20 Prozent (absolute Risikoreduktion: 1,5 Prozent, Number Needed to Treat: 67) reduzierte. Die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit betrug 3,3 Jahren.

Die jetzt vorliegende Teilauswertung, die im Wissenschaftsjournal »Journal of the American College of Cardiology (JACC)« publiziert wurde, konnte darüber hinaus zeigen, dass die Verringerung der nicht kardiovaskulären Todesfälle durch eine Behandlung mit Semaglutid in erster Linie auf einen Rückgang der durch Infektionen, darunter auch Infektionen mit SARS-CoV-2, verursachten Todesfälle zurückzuführen ist.

Bei den Teilnehmenden, die sich mit Covid-19 infizierten, traten bei den mit Semaglutid behandelten Personen weniger schwerwiegende unerwünschte Ereignisse (232 versus 277; P=0,04) und weniger Todesfälle (43 versus 65; Hazard Ratio: 0,66) auf in der Placebogruppe. Semaglutid verringerte die Inzidenz von Covid-19 jedoch nicht.

Ein Viertel der Kohorte erkrankte an Covid-19

Insgesamt hatten 4258 Patienten (24,2 Prozent) angegeben, dass bei ihnen Covid-19 diagnostiziert worden war. Der Anteil der weiblichen Patienten und der Anteil derer, die in der Vorgeschichte bereits einen Myokardinfarkt erlitten hatten, war etwas höher als in der Gesamt-Studienpopulation. Andererseits zeigten beide Gruppen ähnliche Werte in Bezug auf Alter, Nierenfunktion und glykämischen Indizes.

Studienpatienten, die an Covid-19 erkrankten, starben eher an nicht kardiovaskulären Ursachen (74,5 Prozent) als an kardiovaskulären Ursachen (25,5 Prozent). Im Gegensatz dazu waren bei den Patienten, die nicht an Covid-19 erkrankt waren, 32,5 Prozent durch nicht kardiovaskuläre Ursachen und 67,5 Prozent durch ein kardiovaskuläres Ereignis verstorben.

Im Semaglutid-Arm wurden die Todesursachen weniger häufig in einem direkten Zusammenhang mit Covid-19 eingestuft, als im Placebo-Arm (43 versus 65). Ebenso war die Gesamtmortalitätsrate, bei der gleichzeitig schwerwiegende unerwünschte Ereignisse im Zusammenhang mit Covid-19 auftraten, in der Semaglutid-Gruppe niedriger als in der Placebo-Gruppe.

Semaglutid verbessert Überlebenschancen

Infektionsbedingte Todesfälle erreichten während der Pandemie ihren Höhepunkt und waren in der Semaglutid-Gruppe niedriger als in der Placebo-Gruppe. Im Gegensatz dazu waren die Raten der kardiovaskulären Todesfälle in den Zeiträumen vor und nach der Pandemie im Semaglutid-Arm niedriger als im Placebo-Arm.

Die Gewichtsveränderung zwischen Randomisierung und gemeldeter Covid-19-Erkrankung bei Patienten, die an Covid-19 starben, betrug 6,4 kg in der Semaglutid-Gruppe gegenüber 0,9 kg in der Placebo-Gruppe. Bei Patienten, die Covid-19 überlebten, hatte sich das Gewicht in der Semaglutid-Gruppe um 8,4 kg gegenüber 1,25 kg bei Patienten in der Placebogruppe verringert.

Die Ergebnisse der Studie stützen die Hypothese, dass eine Behandlung mit Semaglutid nicht nur zu einer signifikanten Gewichtsabnahme beiträgt, sondern auch über mehrere potenzielle Stoffwechselwege die Überlebenschancen beim Auftreten anderer Erkrankungen erhöht. Damit bekräftigt auch diese Studie, dass Adipositas ein behandelbarer kardiovaskulärer Risikofaktor ist, und eröffnet somit für die Kardiologie eine ganz neue Domäne.

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