Selbst schuld am Personalmangel? |
Cornelia Dölger |
03.06.2025 13:20 Uhr |
An Fachkräftemangel leiden viele Branchen, öffentliche Apotheken aber besonders. / © Adobe Stock/N. Theiss
Schlechter Lohn, fehlende Weiterbildung, hohe Belastung – diese Gründe schrecken Jobsuchende ab. Was eigentlich nicht weiter verwundert, ist die Quintessenz einer aktuellen Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung, die zum Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) gehört.
Für die Erhebung hat laut der Stiftung die WSI-Forscherin Elke Ahlers Daten der WSI-Betriebs- und Personalrätebefragung 2023 analysiert, die sich auf mehr als 3700 Betriebe mit mindestens 20 Beschäftigten beziehen. Grundlage war demnach zudem die 13. Welle der WSI-Erwerbspersonenbefragung, an der mehr als 7000 Erwerbstätige und Arbeitsuchende Ende 2024 teilgenommen haben.
92 Prozent der Arbeitnehmendenvertretungen hätten in der Befragung von Personalnot in ihrem Betrieb berichtet. 83 Prozent gaben demnach an, dass Stellen länger als drei Monate unbesetzt geblieben seien. Neun Zehntel der betrieblichen Interessenvertretungen hätten zu wenige Bewerberinnen und Bewerber auf dem Arbeitsmarkt als Ursache angegeben.
Gleichzeitig schrecken demnach vor allem unattraktive Arbeitskonditionen die Jobsuchenden ab, dicht gefolgt von unzureichenden Löhnen. Ungünstige Arbeitszeiten sowie zu wenig Aus- und Weiterbildung werden ebenfalls als Ursachen für die Personalnot genannt.
Zumindest teilweise sei das Problem also hausgemacht, schreibt die Apothekengewerkschaft Adexa dazu. Die Studie zeige auf, dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber Fehler machten, die den Fachkräftemangel vorantreiben. Apotheken bildeten da keine Ausnahme, so die Adexa, allerdings ohne hier konkreter zu werden.
Laut Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des WSI, legen die Studienergebnisse nahe, »dass ein Teil der Arbeitgeber zwar über Arbeitskräftemangel klagt, aber noch nicht verstanden hat, dass Investition in die Beschäftigten ein wichtiger Lösungsansatz ist«.
Dass ein solches Verständnis aber wächst, zeigt die Analyse ebenfalls auf. So würden mittlerweile »etliche Gegenmaßnahmen« erprobt: 30 Prozent aller Betriebe gingen laut den Arbeitnehmendenvertretungen gezielt gegen den Fachkräftemangel vor, weitere elf Prozent planten dies. Die Betriebe, die aktiv werden, setzten vor allem auf mehr Weiterbildung und Ausbildungsplätze sowie Homeoffice und flexible Arbeitszeiten. Auch höhere Löhne und gesenkte Arbeitsanforderungen sowie Anwerbungen aus anderen Regionen oder dem Ausland sollten die Personallücken schließen.
Für die Adexa lautet das Fazit der Studie: »Wer dem Fachkräftemangel begegnen will, muss langfristig denken.« Vorausschauende Personalpolitik bedeute, in Menschen zu investieren – »durch faire Bezahlung, gute Arbeitsbedingungen und gezielte Qualifizierung.«