| Christina Hohmann-Jeddi |
| 10.12.2025 14:00 Uhr |
Infektionen mit Stäbchenbakterien der Gattung Listeria haben in den vergangenen Jahren in Europa zugenommen. Die Infektionen sind selten, können aber schwer verlaufen. / © Getty Images/Kateryna Kon/Science Photo Library
Jedes Jahr erkranken Tausende Menschen in Europa nach dem Verzehr kontaminierter Lebensmittel, wobei Eier, Fleisch und verzehrfertige Lebensmittel zu den häufigsten Infektionsquellen zählen. Im Jahr 2024 verursachten Listerien-Infektionen den höchsten Anteil an Krankenhausaufenthalten und Todesfällen unter allen in der Europäischen Union gemeldeten lebensmittelbedingten Infektionen. Das geht aus dem neuen EU-Bericht »One Health Zoonoses Report« der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und der ECDC hervor, der am 9. Dezember veröffentlicht wurde.
Demnach mussten 70 Prozent der mit den Stäbchenbakterien der Gattung Listeria infizierten Personen im Krankenhaus behandelt werden, eine von zwölf Personen starb. Veränderte Ernährungsgewohnheiten wie der steigende Konsum von verzehrfertigen Lebensmitteln, eine unsachgemäße Handhabung und Lagerung von Lebensmitteln sowie eine alternde, anfälligere Bevölkerung könnten zu dem Anstieg schwerer Infektionen beigetragen haben, heißt es in dem Bericht.
Insgesamt 6558 lebensmittelbedingte Krankheitsausbrüche wurden im Jahr 2024 gemeldet – ein Anstieg um 14,5 Prozent im Vergleich zu 2023. Auch die Zahl der gemeldeten Erkrankungen beim Menschen (62.481 Fälle) und der Krankenhausaufenthalte (3336 Fälle) nahmen im Vergleich zum Vorjahr zu, nämlich um 19,7 Prozent und 15,2 Prozent. Allerdings sank die Zahl der Todesfälle um 18,5 Prozent. Insgesamt starben im Jahr 2024 demnach 53 Personen an Lebensmittelvergiftungen in der EU.
Die fünf am häufigsten gemeldeten Zoonosen beim Menschen waren dem Bericht zufolge Campylobacteriosen mit 168.396 Fällen, Salmonellosen mit 79.703 Fällen, Infektionen mit Shiga-Toxin produzierenden Escherichia coli (STEC) mit 11.738 Fällen, Listeriosen mit 3041 bestätigten invasiven Fällen von Listeria monocytogenes beim Menschen sowie Echinokokkosen mit 984 Fällen.
Dabei sei über die vergangenen fünf Jahre ein deutlicher Anstieg bei Campylobacteriose, Listeriose, Salmonellose und STEC-Infektionen zu beobachten. Bei Letzteren könnte der Trend mit empfindlicheren Tests zusammenhängen.
Bakterien der Gattung Listeria sind grampositive, bewegliche, nicht sporenbildende und fakultativ anaerobe Stäbchen. Die wichtigste Art, die Menschen infiziert, ist Listeria monocytogenes. Sie sind laut Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) bei Temperatur zwischen minus 0,4 und plus 45 °C vermehrungsfähig – also auch im Kühlschrank.
Listerien stellen nur geringe Nährstoffanforderungen und können bei Sauerstoffmangel auf einen anaeroben Stoffwechsel umstellen. Die Erreger sind weltweit verbreitet und kommen in der Erde, im Wasser, auf Pflanzen und zum Teil in Tierfutter und im Kot von Tieren vor.