Schulterschluss gegen Medikamentenmangel |
Die Ursachen für Lieferengpässe bei Arzneimitteln seien vielfältig, heißt es vom Bundesministerium. Es wies etwa auf Engpässe bei Grundstoffen oder Produktionsprobleme hin. Der GKV-Spitzenverband und Pharmabranche schieben sich weiterhin gegenseitig eine Mitschuld zu: »Es gab ein gemeinsames Vertrauen in die Pharmaindustrie, dass sie im Zweifel die Versorgung der Patientinnen und Patienten sicherstellt. Dieses Vertrauen ist mittlerweile erschüttert«, so GKV-Sprecher Lanz. Die Branche habe Lieferketten mit Produktionsstätten im Ausland aufgebaut, die sich jetzt als instabil erwiesen. Umgekehrt werden GKV und Politik ein Kaputtsparen der Strukturen vorgeworfen.
Angesichts des Mangels an einzelnen Arzneien fordert der ehemalige Vorsitzende des Weltärztebunds, Frank Ulrich Montgomery, eine EU-weite Medikamentenreserve. Seit mehr als zehn Jahren nähmen die Engpässe zu. »Der Grund sind falsch gesetzte wirtschaftliche Anreize bei der Pharmaindustrie«, erklärte er noch einmal am heutigen Montag den Zeitungen der Funke-Gruppe. »Bei Massenprodukten außerhalb des Patentschutzes werden die Margen als gering eingeschätzt, ›Big Pharma‹ hat kein Interesse mehr an diesen Medikamenten und schiebt die Produktion in Billiglohnländer wie China oder Indien ab. Brennt dort eine Fabrik ab, fehlt eine Grundsubstanz oder gibt es Qualitätsmängel – plötzlich fehlt ein Arzneimittel auf der ganzen Welt.«