Schnelltest zur Unterscheidung von Schlaganfällen |
Theo Dingermann |
10.03.2025 18:00 Uhr |
Schlaganfälle können durch Blutgerinnsel oder durch Einblutungen entstehen. Die Ursache schon im Rettungswagen zu erkennen, könnte wichtige Zeit bis zum Beginn der korrekten Therapie einsparen. / © Adobe Stock/Nikolas Hoffmann
Die große Mehrzahl der jährlich auftretenden 250.000 Schlaganfälle in Deutschland werden durch Blutgerinnsel verursacht, die ein Blutgefäß im Gehirn verschließen. Für Patienten, die von einem solchen ischämischen Schlaganfall betroffen sind, bieten sich zwei Therapieoptionen an: Eine Lysetherapie mit Medikamenten wie Alteplase oder Tenecteplase, die das Gerinnsel auflöst und seit Mitte der 1990er-Jahre Standard ist, oder eine Thrombektomie, falls eines der großen Hirngefäße verschlossen ist. Dabei wird im Rahmen eines minimalinvasiven Eingriffs das Blutgerinnsel mithilfe eines wiedereinfangbaren Miniaturgitternetzes (Stent-Retriever) mechanisch entfernt wird. Die Methode wird seit 2015 angewendet.
Beide Verfahren können allerdings nur bei einem ischämischen Schlaganfall eingesetzt werden und sind bei einem hämorrhagischen Schlaganfall, bei dem die Symptome durch Blutungen im Gehirn verursacht werden, streng kontraindiziert. Die Unterscheidung zwischen einem ischämischen und einem hämorrhagischen Schlaganfall erfolgt so schnell wie möglich in einer geeigneten Klinik mit Stroke Unit durch eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT). Gäbe es einen Schnelltest, der zwischen beiden Schlaganfalltypen unterscheiden könnte, ließe sich wichtige Zeit bei der Einleitung einer geeigneten Therapie gewinnen.
Ein solcher Schnelltest wurde nun von der in Cambridge in Großbritannien ansässigen Firma Up-Front Diagnostics entwickelt. Der Lateral-Flow-Tests nutzt Blut aus der Fingerbeere, um darin zwei diagnostisch relevante Moleküle immunologisch nachzuweisen. Dies sind zum einen D-Dimere, die beim Abbau von Fibrin entstehen, und zum anderen das saure Gliafaserprotein (GFAP), das im Serum bei einem hämorrhagischen Schlaganfall nachweisbar ist. Für einen ischämischen Schlaganfall mit großem Blutgerinnsel im Gehirn spricht, wenn der D-Dimer-Test positiv (visueller Score 4 bis 10) und der GFAP-Test negativ ausfällt.
Der Schnellest wird aktuell in der RADIOS-Studie für die Notfallversorgung im Krankenwagen evaluiert. Dazu wird bewertet, wie gut der Tests noch im Krankenwagen durch den behandelnden Arzt durchzuführen ist. Abgefragt werden die Handhabbarkeit des Tests, die Sicherheit und das Vertrauen in das Ergebnis, die Gebrauchsanweisung, die Beratungsmaterialien und die Interpretation der Ergebnisse.
In Kombination mit dem sogenannten FAST-Score ergibt sich eine Sensitivität von 83 Prozent und eine Spezifität von 98 Prozent für die Erkennung eines ischämischen Schlaganfalls. Mithilfe des FAST-Tests lassen sich die typischen Anzeichen für einen Schlaganfall erkennen, um schnell Hilfe zu holen. Typische Symptome sind Sehstörungen, Sprach- und Sprachverständnisstörungen, Lähmungen, Taubheitsgefühle, Schwindel, Gangunsicherheit und starke Kopfschmerzen. FAST steht dabei für:
»Eine frühzeitige Diagnose ischämischer Schlaganfälle durch Rettungssanitäter könnte die Möglichkeit bieten, Patienten schnell in für Thrombektomien geeignete Krankenhäuser zu transportieren, um Verzögerungen bei der Versorgung zu vermeiden«, sagt Larissa Prothero, eine Rettungssanitäterin beim East of England Ambulance Service NHS Trust, gegenüber der Zeitung »The Guardian«, die über die Testentwicklung berichtete.