Schnellere Heilung von diabetischen Fußulcera |
Annette Rößler |
28.09.2022 10:30 Uhr |
Diabetiker sollten regelmäßig die Unterseite ihrer Füße auf Verletzungen kontrollieren, um bei entstehenden Ulcera frühzeitig gegensteuern zu können. / Foto: Adobe Stock/Celso Pupo
Über positive Ergebnisse einer Phase-III-Studie mit dem Esmolol-Gel Galnobax® bei Patienten mit diabetischen Fußulcera (DFU) berichtete vorige Woche Professor Dr. Ashu Rastogi vom Post Graduate Institute of Medical Education and Research in Chandigarh, Indien, bei einer Fachtagung in Stockholm. An der Studie beteiligt waren auch Mitarbeiter der Firma Novalead, die Galnobax entwickelt hat.
Dem Abstract des Vortrags zufolge hatten an der Studie 176 Diabetiker mit bereits seit mehr als vier Wochen bestehendem DFU teilgenommen. Zusätzlich zur Standardbehandlung, die aus einer regelmäßigen Reinigung und Versorgung der Wunde mit feuchten Verbandmaterialien sowie einer Entlastung durch angepasstes Schuhwerk beziehungsweise Einlegesohlen bestand, wurden 68 Probanden mit dem Esmolol-haltigen Gel behandelt und 72 mit einem Placebo-Gel. Nach zwölf Wochen hatte sich eine vorab definierte Zielwunde bei 41 Teilnehmern in der Verumgruppe (60,3 Prozent) vollständig geschlossen und bei 30 Teilnehmern in der Placebogruppe (41,7 Prozent). Auch in weiteren Endpunkten zeigten sich signifikante Vorteile für Esmolol gegenüber Placebo, unter anderem bei länger bestehenden Ulcera.
Diese Ergebnisse dürften für eine Zulassung des Präparats ausreichen, wobei nicht klar ist, ob der Hersteller diese auch in Europa anstreben wird. Ansässig ist Novalead im indischen Pune und auch die Studie wurde ausschließlich in Indien durchgeführt.
Was ist die Rationale hinter der Anwendung von Esmolol bei DFU? Hierüber informierten Rastogi und Kollegen vor Kurzem im Fachjournal »Frontiers in Endocrinology«. Demnach beruhe die Wirkung vor allem auf der Fähigkeit des Betablockers, die Aldosereduktase (AR) zu hemmen. Dieses Enzym macht bei anhaltend hohem Blutzuckerspiegel aus Glucose Sorbitol, was letztlich auch zur Bildung von sogenannten Advanced Glycation Endproducts (AGE) führt. AGE sind glykierte Proteine, also Proteine, an die ein Zuckerrest gebunden ist. Ihnen wird im Zusammenhang mit diabetischen Mikro- und Makroangiopathien sowie mit der bei Diabetikern gestörten Wundheilung eine Schlüsselrolle zugeschrieben.
Auf Esmolol als AR-Hemmer sei man anhand einer Computersimulation gekommen, berichtete das Team. Der Betablocker wird in der Kardiologie intravenös verabreicht; eine nennenswerte Wirkung auf das Herz ist daher bei topischer Anwendung eher unwahrscheinlich. Die gezielte »Zweckentfremdung« generisch verfügbarer Wirkstoffe für neue Indikationen, also das sogenannte Drug Repurposing, ist laut Angaben auf der Website von Novalead die Spezialität dieses Unternehmens.