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Zunehmend relevant im Alter

Schneller altern wegen Schlafstörungen?

Immer mehr Menschen in Deutschland schlafen schlecht. Das zeigen die Zahlen der Kaufmännischen Krankenkasse. Gleichzeitig berichten die Autoren einer neuen Beobachtungsstudie von einer möglichen Assoziation zwischen gestörtem Schlaf, kognitiven Beeinträchtigungen und schnellerem Altern bei Senioren.
AutorKontaktJohanna Hauser
Datum 08.10.2025  12:30 Uhr

Schlafstörungen sind ein nicht zu unterschätzendes Gesundheitsproblem. Die Anzahl der Menschen mit nicht organisch bedingten Schlafstörungen in Deutschland nimmt deutlich zu, wie aktuelle Auswertungen der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) zeigen. Dazu zählen Ein- und Durchschlafstörungen sowie Albträume, die beispielsweise durch psychische Belastungen ausgelöst werden. Die Ursachen hierfür sind mannigfaltig und reichen von Konflikten und Überforderung im beruflichen oder privaten Umfeld bis hin zu traumatisch belastenden Ereignissen.

Wie die KKH kürzlich unter Berufung auf Daten von ihren rund 1,5 Millionen Versicherten mitteilte, haben ambulant diagnostizierte Schlafstörungen in den letzten zehn Jahren (2014 bis 2024) um 73,5 Prozent zugenommen. Allein von 2023 auf 2024 betrug der Anstieg demnach 9 Prozent. Insgesamt hatten im vergangenen Jahr etwa 29.500 KKH-Versicherte eine Schlafstörung.

Zunehmend betroffen ist laut KKH auch die Generation Z. Unregelmäßige Schlafroutinen, abendlicher Medienkonsum und Zukunftsängste seien in dieser Gruppe ursächlich für schlechteren Schlaf. Mit einer Zunahme der Schlafstörungen um 113 Prozent seit 2014 waren die 25- bis 29-Jährigen am deutlichsten betroffen, dicht gefolgt von den 20- bis 24-Jährigen (Zunahme um 94,3 Prozent). Den besten Schlaf hatten jüngere Menschen zwischen 15 bis 19 Jahren und Senioren zwischen 70 und 74 Jahren.

Eine Online-Umfrage der KKH unter 500 GKV- und PKV-Versicherten ergab, dass 57 Prozent mindestens dreimal wöchentlich unter Schlafproblemen leiden und am nächsten Tag weniger leistungsfähig oder gereizt sind. 28 Prozent gaben an, schlechter einschlafen zu können, wenn digitale Geräte vor dem Zubettgehen genutzt wurden.

Ähnlich hohe Zahlen hatte die Krankenkasse Barmer bereits im Oktober 2024 gemeldet: diagnostizierte Schlafstörungen nahmen unter den Versicherten zwischen 2013 und 2023 von 5,5 auf 7,3 Prozent zu. Hochgerechnet auf die deutsche Gesamtbevölkerung seien die Diagnosen auf rund 6 Millionen gestiegen.

Die Zahlen veranschaulichen, dass Schlafstörungen zunehmen – mit potenziell negativen Folgen für die Gesundheit wie einer höheren Infektanfälligkeit, einem erhöhten Risiko für Depressionen oder kardiovaskuläre Erkrankungen.

Schlaf ist wichtig für die kognitive Funktion

Im Schlaf werden zelluläre Abfallprodukte aus dem Gehirn gespült. Es mehren sich Hinweise, dass ein gestörter Nachtschlaf diese Reinigungsaktionen beeinträchtigt und Ablagerungen von beispielsweise Beta-Amyloid begünstigt.

Auch wenn gemäß der KKH Senioren zwischen 70 und 74 Jahren den besten Schlaf aufweisen, dürfen Schlafstörungen auch – oder gerade – in diesem Alter nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Dies legen Daten einer aktuellen Beobachtungsstudie der Mayo Clinic, die im Fachjournal »Neurology« veröffentlicht wurde, nahe. Ein Team um Professor Dr. Diego Carvalho zeigte anhand einer Datenanalyse, dass Senioren, die über einen längeren Zeitraum unter Schlafstörungen leiden, häufiger von kognitiven Einschränkungen oder Demenz betroffen sind.

Die Forscher werteten die Daten von 2750 Teilnehmern mithilfe elektronischer Krankenakten aus. Zu Studienbeginn lag das Durchschnittsalter bei 70,3 Jahren, eingangs erfolgte eine Befragung zur Schlafqualität. 443 Personen (16 Prozent) litten unter Schlafstörungen.

Die Teilnehmer absolvierten einmal jährlich einen kognitiven Test. Bei 1072 Teilnehmern wurde zusätzlich eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt, bei 561 eine Positronen-Emissions-Tomographie (PET), um krankhafte Veränderungen im Gehirn zu detektieren. Über das MRT kann eine Hyperintensität in der weißen Substanz nachgewiesen werden, was auf Durchblutungsstörungen schließen lässt. Über PETs ist der Nachweis von Amyloiden möglich, die ein zentrales Kennzeichen von Alzheimer darstellen. Die Nachbeobachtung betrug durchschnittlich 5,6 Jahre.

Die Auswertung ergab, dass 14 Prozent der Teilnehmer mit Schlafstörungen leichte kognitive Einschränkungen oder eine Demenz entwickelten. Bei Teilnehmern ohne Schlafstörungen trat dies bei 10 Prozent auf. Das Risiko für kognitive Beeinträchtigungen oder Demenz durch Insomnien ist um 40 Prozent erhöht, die errechnete Hazard Ratio liegt bei 1,4. Laut Carvalho entspricht dies einem Lebenszeitverlust von 3,5 Jahren. Besonders ausgeprägt zeigte sich der Verlust an Lebenszeit bei Senioren mit einer ApolipoproteinE (ApoE)-Variante, nämlich ApoE-ε4, die mit einem erhöhten Risiko einer familiären Alzheimer-Erkrankung assoziiert ist.

Der Vergleich der Schlafzeiten zu Studienbeginn mit den MRT-/PET-Befunden untermauert den Zusammenhang zwischen Insomnie und kognitiver Einschränkung: Eine kurze Schlafdauer oder frühes Erwachen sei mit mehr Hyperintensität der weißen Materie und Amyloidsignalen assoziiert. Diese Veränderungen waren ähnlich stark wie bei Menschen mit der ApoE-ε4-Erbanlage, die als Risikofaktor für Alzheimer gilt.

Fazit

»Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Schlaflosigkeit das Gehirn auf unterschiedliche Weise beeinflussen kann, wobei nicht nur Amyloid-Plaques, sondern auch kleine Gefäße beteiligt sind, die das Gehirn mit Blut versorgen«, sagte Carvalho. Dies unterstreiche, wie wichtig es sei, chronische Schlaflosigkeit zu behandeln – nicht nur, um die Schlafqualität zu verbessern, sondern möglicherweise auch, um die Gesundheit des Gehirns im Alter zu schützen. »Unsere Ergebnisse tragen auch zu einer wachsenden Zahl von Beweisen bei, dass es beim Schlaf nicht nur um Ruhe geht – es geht auch um die Widerstandsfähigkeit des Gehirns«, betont der Erstautor.

Aufgrund der Datenanalyse wurden jedoch undiagnostizierte Fälle nicht erfasst, ebenso konnte die Schwere der Symptome nicht berücksichtigt werden.

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