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Fallbeispiel Tumorpatient

Schmerzen kontrollieren, aber sicher

Tumorpatienten leiden häufig unter Schmerzen. Diese gilt es medikamentös effektiv und zugleich sicher zu kontrollieren. Von einem entsprechenden Fall berichtete Apothekerin Dr. Doreen Kessner bei einem Webinar von Pharma4u.
Carolin Lang
07.11.2024  09:00 Uhr

Im Fokus stand ein 68-jähriger Patient mit einem metastasierten Pankreaskarzinom, der eine palliative Chemotherapie erhielt und unter starken tumorbedingten Schmerzen litt. Mit einer onkologischen Verordnung über eine umfangreiche Schmerzmedikation wurde er in Kessners Apotheke vorstellig, wo er um eine Analyse seiner Medikation bat.

Wie die Apothekerin berichtete, beschäftigte den Patienten einerseits die Frage, ob sich die neu verordnete Schmerzmedikation mit seiner Medikation verträgt, die er seit Jahren aufgrund eines Herzklappenersatzes einnimmt. Andererseits äußerte er gegenüber der Apothekerin den Wunsch, über die korrekte Einnahme der zahlreichen Schmerzmittel aufgeklärt zu werden, da er die ärztlich verordnete Therapie richtig durchführen wolle.

Insgesamt setzte sich seine Medikation wie folgt zusammen, womit er sich für die pharmazeutische Dienstleistung »Erweiterte Medikationsberatung bei Polymedikation« eignete:

Medikament Dosierung Dauer- oder Bedarfsmedikation
Hydromorphon Retardkapsel (4 mg) 1-0-1-0 Dauermedikation
Hydromorphon Hartkapsel (1,16 mg) 1-1-1-1 Bedarfsmedikation
Metamizol Tropfen (500 mg) 40-40-40-40 Bedarfsmedikation
Ibuprofen Filmtablette (600 mg) 1-1-1-0 Dauermedikation
Pantoprazol magensaftresistente Tablette (40 mg) 1-0-0-0 Dauermedikation
Phenprocoumon Filmtablette (3 mg) 1-0-0-0 Dauermedikation

Auch Labor- und Vitalparameter lagen Kessner vor, diese seien aber unauffällig gewesen, schilderte sie. Bekannt war darüber hinaus, dass der Patient durch seine Krebserkrankung sehr stark an Gewicht verloren hat, aber noch immer normal Nahrung aufnehmen konnte. Aktuell betrug sein Body-Mass-Index 21 kg/m².

Hohes Blutungsrisiko

Als größte Problematik bei der Medikation arbeiteten die Webinar-Teilnehmenden das erhöhte Risiko für gastrointestinale Blutungen durch Ibuprofen heraus, zu dem das fortgeschrittene Alter des Patienten und die gleichzeitige Behandlung mit dem Vitamin-K-Antagonisten Phenprocoumon beitrugen. Als Alternativen schlugen sie mitunter eine Erhöhung der Opioid-Dosis sowie den Einsatz eines Co-Analgetikums oder von Paracetamol vor. Im Falle einer Dosisreduktion oder des Absetzens von Ibuprofen sei zu prüfen, ob der Protonenpumpenhemmer in der aktuellen Dosierung noch indiziert sei. Zudem wiesen einige Teilnehmenden auf die mögliche Problematik einer Obstipation hin.

»Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint, ist es aufgrund des onkologischen Hintergrundes doch ein etwas herausfordernder Fall«, sagte Allgemeinmedizinerin Dr. Annegret Fröbel. Auch sie erachtete das erhöhte Blutungsrisiko als primäres Problem. »Ich würde dafür plädieren, dass man sich vom Ibuprofen trennt oder zumindest die Dosis reduziert.« Sofern keine Obstipation bestünde, tendiere sie stattdessen zu einer Dosiserhöhung von Hydromorphon, anderenfalls zu Paracetamol oder einem Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer. Möglicherweise profitiere der Patient auch von stimmungsaufhellenden Effekten.

So ging der Fall aus

Auch Kessner befand bei der Medikationsanalyse die erhöhte Blutungsneigung durch das Ibuprofen als problematisch. Nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erhielt der Patient das Medikament unter Aufklärung über die Risiken lediglich als Reserve in kleiner Packungsgröße für den Fall, dass alle anderen Optionen erschöpft sind. »Wir wollen den Patienten auf jeden Fall nicht unter Schmerzen leiden wissen«, begründete sie.

Ebenfalls sei bei dem Fall wichtig gewesen, den Patienten auf seinen Wunsch hin darüber aufzuklären, für welche Phase welches Schmerzmittel eingesetzt werden soll, betonte sie. So sei das Retard-Hydromorphon morgens und abends »als Basistherapie« einzunehmen und das nicht-retardierte Präparat bei Durchbruchsschmerzen bei Bedarf – maximal vier Mal täglich, also alle sechs Stunden. Das Metamizol eigne sich vor allem bei spastischen Bauchschmerzen, die bei Bauchspeichelkrebs häufig seien. Insgesamt hätten dem Patienten damit auch ohne Ibuprofen bereits drei wirksame Schmerzmittel und eine Auswahl zur Verfügung gestanden, so die Apothekerin abschließend.

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