Sauerstoff + Überdruck = Alzheimertherapie? |
Annette Rößler |
21.09.2021 07:00 Uhr |
Auch bei menschlichen Probanden war die Therapie wirksam: Sechs ältere Menschen mit deutlichen kognitiven Einbußen wurden in einem Zeitraum von 90 Tagen in 60 jeweils einstündigen Sessions mit HBO behandelt. Dies verbesserte den Blutfluss in bestimmten Hirnarealen und erhöhte signifikant das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit und die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung der Patienten, sodass die Autoren am Ende die eindeutige Empfehlung ausspechen: »Die HBO sollte bei Alzheimer als therapeutischer Ansatz zur Verlangsamung des Fortschreitens der Erkrankung oder sogar zur Verbesserung der zugrundeliegenden Pathophysiologie geprüft werden.«
Dr. Osman Shabir von der University of Sheffield in Großbritannien, der nicht an der aktuellen Studie beteiligt war, aber selbst auch schon zur Sauerstofftherapie bei Alzheimer publiziert hat, dämpft in einem Beitrag auf der Plattform »The Conversation« allerdings die Erwartungen. Die israelische Studie sei mit nur sechs Probanden zu klein, um aus ihr belastbare Schlüsse zu ziehen. Zunächst müsse die Wirksamkeit an einer großen Gruppe von Alzheimer-Patienten bestätigt werden.
Allerdings sei die HBO für den breiten Einsatz in dieser Patientengruppe derzeit nicht geeignet: 60 einstündige Sitzungen in einer Druckkammer seien für die meisten Betroffenen nicht machbar, da die Kammern nicht transportabel seien und für die Therapie eigens eine Klinik aufgesucht werden müsse. Hinzu kämen die hohen Kosten der Behandlung. Nichtsdestotrotz scheint die HBO bei Alzheimer ein möglicher Ansatz zu sein, der vor dem Hintergrund mangelnder wirksamer Alternativen sicherlich weiter erforscht werden wird.