Sanacorp stellt Dividendenmodell um |
Alexandra Amanatidou |
30.06.2025 09:00 Uhr |
Die Sanacorp hat im Geschäftsjahr 2024 7,4 Milliarden Euro Umsatz erzielt. / © Sanacorp
Bei gutem Wetter fand am Samstag, dem 28. Juni, in München die Vertreterversammlung der Sanacorp mit 84 Delegierten statt. Die operative Tochtergesellschaft der ältesten deutschen Apothekergenossenschaft, die Sanacorp Pharmahandel GmbH, erzielte im Jahr 2024 einen Umsatz von 7 Milliarden Euro. Damit wuchs sie um 7,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Einschließlich der Umsätze der Tochtergesellschaft Fiebig belief sich der Gesamtumsatz auf rund 7,4 Milliarden Euro.
»Die gute Nachricht ist: Wir können an unserer bisherigen Ausschüttungspolitik, also eine solide Basisdividende von 3 Prozent und 14 Prozent Dividende für unsere aktiven Mitglieder, die die Umsatzschwelle übertreffen, festhalten«, sagte Patrick Neuss, Vorstandsvorsitzender des Pharmagroßhändlers Sanacorp.
Neuss kündigte an, dass die Mitglieder für das Jahr 2024 einmalig eine zusätzliche Ausschüttung von einer Million Euro erhalten werden. Es werde eine Basisdividende in Höhe von 3,8 Prozent geben und »die Mitglieder, die im Jahr 2024 die Umsatzschwelle von 600.000 Euro bei der Sanacorp Pharmahandel GmbH oder der Leopold Fiebig überschritten haben, erhalten zusätzlich eine Förderdividende in Höhe von 12,2 Prozent.«
»In Summe sollen alle förderfähigen Mitglieder einmalig eine Gesamtdividende in Höhe von 16 Prozent für das Geschäftsjahr 2024 erhalten«, so Neuss.
Bei der Versammlung wurde außerdem beschlossen, das Dividendenmodell zu ändern. Eine Anpassung hätte im Jahr 2022 erfolgen sollen, diese wurde allerdings aufgrund der Corona-Pandemie und 2024 wegen des Skonto-Urteils ausgesetzt. Die Mitglieder der Versammlung stimmten zu, die Umsatzschwelle für die Ausschüttung der vollen Dividende auf eine Million Euro anzuheben. »Ein Drittel des gesamten Bezugsvolumens für 14 Prozent Dividende, das ist unseres Erachtens fair und gut erreichbar.«
Natürlich fehlte bei der Vertreterversammlung auch der Blick auf die Politik nicht. Neuss beklagte sich, dass der Großhandel im Koalitionsvertrag nicht vorkomme. »Wir brauchen eine flächendeckende Anerkennung von der Politik – nicht nur für die Apotheken, sondern auch für den Großhandel«, so sein Fazit. Auch Hans-Peter Hubmann, Vorstandsmitglied der ABDA, war vor Ort und äußerte sich dazu. Er wünscht sich eine Zusammenarbeit von Apotheken und Pharmagroßhändlern Hand in Hand.
»Rasches politisches Handeln ist verlangt«, sagte er und warnte: »Das System droht zu kippen.« Ein gedeckeltes Vergütungssystem könne nur funktionieren, wenn es an den Markt angepasst sei. Dabei ändere auch das Skonto-Urteil nichts.
Er thematisierte auch den »unfairen Wettbewerb«, der mit ausländischen Versandhändlern entstehe. Diese würden, so Neuss, nicht ausreichend kontrolliert, etwa was die Temperaturen von Medikamenten und Kühlketten angeht. »Aus meiner Sicht ist die Politik schnellstmöglich gefordert, entweder die Einhaltung deutscher Sicherheitsstandards durch ausländische Anbieter behördlich sicherzustellen oder den Zugang, wie es in vielen unserer Nachbarländer der Fall ist, zu verbieten.«
Viele Wunden seien systematischer Art, sagte Neuss mit Blick auf das Skonti-Urteil und den Margendeckel. »Wir müssen davon ausgehen, dass die neue Regierung unsere finanziellen Mittel so schmal wie möglich halten wird.«
»Wir müssen bei uns selbst anfangen«, sagte Neuss und fügte hinzu: »Unabhängig davon, ob die Politik zusätzliche Mittel für das Gesundheitssystem bereitstellt, ist ein internes Effizienz- und Zukunftsprogramm erforderlich.« Dabei wolle das Unternehmen Strukturen und Prozesse hinterfragen, unnötige Komplexität abbauen und noch effizienter werden, etwa durch mehr Digitalisierung und Automatisierung.
»Die Sanacorp eG konnte für ihre Mitglieder im Jahr 2024 ein Ergebnis vor Steuern von 35 Millionen Euro erwirtschaften«, sagte Neuss. Er betonte, dass keine Rückstellungen mehr auf Ebene der operativ tätigen Sanacorp Pharmahandel GmbH gebildet werden, da das komplette Ergebnis durchgereicht wird. »Demzufolge müssen diese Mittel jetzt auf Ebene der Muttergesellschaft thesauriert werden, um für die laufenden Investitionen für das operative Geschäft ausreichend Mittel zur Verfügung zu stellen«, so der Vorstandsvorsitzende.
»Sie stehen im Mittelpunkt unserer Analysen und Planungen«, sagte er mit Blick auf die Apotheken und fügte hinzu: »Wir können unserem genossenschaftlichen Auftrag aber langfristig nur dann nachkommen, wenn wir wirtschaftlich solide aufgestellt sind und bleiben.«
Die Zahl der Mitglieder sei im Jahr 2024 um 114 gesunken, konkret von 7.385 auf 7.271. Diese Entwicklung sei nicht verwunderlich, denn die Anzahl der öffentlichen Apotheken im gleichen Zeitraum um 530 zurückgegangen seien. »Wir haben ein flächendeckendes Apothekensterben, das die Politik bislang sehenden Auges zulässt beziehungsweise zugelassen hat«, so Neuss.
»Unser Umsatzwachstum war jedoch weiterhin deutlich durch das hohe Wachstum bei den Hochpreisartikeln geprägt«, sagte Neuss. »Durch eine wirklich konsequente Ertragsorientierung und Defekte aus dem BGH-Urteil ist es uns trotz aller massiven Kostensteigerungen und unter Berücksichtigung der Kosten für das Zukunftsprogramm gelungen, im Geschäftsjahr 2024 ein Vorsteuerergebnis in der GmbH von 10,9 Millionen Euro zu erreichen.«
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