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UV-Belastung

Safer Sun wichtiger denn je

Mehr Hitze, mehr Sonnenstrahlung, mehr Feinstaub: Der Klimawandel bringt eine zunehmende Gefährdung unserer Haut mit sich. Dermatologen plädierten deshalb bei ihrer Jahrestagung für einen »vernünftigen« Sonnenschutz.
Elke Wolf
26.04.2023  15:00 Uhr

»Wir haben eine Zunahme der Gefährdung für die Haut, bedingt durch die vom Klimawandel verursachten Veränderungen, allen voran die Belastung durch UV-Strahlung«, sagte Professor Dr. Mark Berneburg, Direktor der Dermatologie am Universitätsklinikum in Regensburg, bei der Auftaktpressekonferenz der Jahrestagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG). In der Tat nehmen die Jahre mit mehr registrierten Sonnenstunden in Deutschland zu. »Vergangenes Jahr war ein Rekordjahr: Da haben wir nach acht Monaten schon die UV-Dosis abbekommen, die es sonst nach einem Jahr gibt.« Der Deutsche Wetterdienst registrierte 2022 bereits Ende August 1544 Sonnenstunden – so viele Stunden, die sonst durchschnittlich das ganze Jahr über zu verzeichnen sind.

Die damit einhergehenden Risiken wie Hautkrebs werden laut Berneburg von der Bevölkerung noch immer unterschätzt. Die seit Jahrzehnten steigenden Erkrankungszahlen sowohl des malignen Melanoms als auch des nicht melanozytären Hautkrebs sprächen eine deutliche Sprache. Mit mehr als 220.000 Neuerkrankungen pro Jahr ist Hautkrebs die häufigste Krebserkrankung in Deutschland. Berneburg hält deshalb Prävention durch Sonnenschutz für unerlässlich. »Ich plädiere für einen vernünftigen Lichtschutz«, sagte der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Photobiologie. Dazu gehörten:

  • ausreichend Sonnenschutzmittel (»mit Präparaten, die heutzutage besser sind als noch vor 20 Jahren«),
  • die Nutzung des UV-Index,
  • das gezielte Meiden der Sonne vor allem in den Mittagsstunden,
  • textiler Schutz (»lange Ärmel sind ganz wichtig«),
  • die regelmäßige Selbstuntersuchung auf Hautveränderungen (»Studien zeigen, dass der aufmerksame Laie an sich sehr wohl sehr gut Hautveränderungen bemerkt.«),
  • die alle zwei Jahre ab einem Alter von 35 Jahren von den gesetzlichen Krankenkassen angebotene Hautkrebsfrüherkennungs-Untersuchung zu nutzen. »Besser noch wäre, das Hautkrebsscreening abhängig vom Risikotyp individualisiert einzusetzen, also in höherer Frequenz.«

Für einen angemessenen Sonnenschutz sei es auch wichtig zu wissen, welche Belastungen am jeweiligen Tag regional zu erwarten sind. Berneburg verwies beispielsweise auf Informationen vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) zu UV-Index und prognostizierten Tagesverläufen. »Mit Hilfe des regional angegebenen UV-Index wird ersichtlich, wie viel Sonnenschutz am individuellen Ort zu betreiben ist.« Faustregel: Je höher der UV-Index ist, desto schneller entsteht auf ungeschützter Haut ein Sonnenbrand und umso mehr muss man sich schützen. In Deutschland werden im Sommer Werte von 8 bis 9, in den Hochlagen der süddeutschen Gebirgsregionen sogar bis 11 erreicht. Die Skala reicht von 1 bis 11, ist aber grundsätzlich nach oben hin offen.

Mehr Erreger, mehr Antiinfektiva, mehr Resistenzen

Da die Haut immer direkt der Umwelt ausgesetzt ist, spielt der Klimawandel auch für viele Dermatosen eine große Rolle. Zum Beispiel führt die Zunahme der Temperaturen im Jahresverlauf zu einer vermehrten Allergenbelastung und damit von Hauterscheinungen. Dass sich durch klimatische Veränderungen Pathogene rascher verbreiten, ist ein anderes Beispiel. So kehren bekannte Krankheitserreger wieder, gänzlich neue für den Menschen gefährliche Erreger treten auf. Wie der Wandel von Erregern und Resistenzen die Behandlung erschwert, war Thema von Professor Dr. Mario Fabri aus der Arbeitsgemeinschaft für Dermatologische Infektiologie und Tropendermatologie der DDG. »In der näheren Zukunft werden uns Resistenzen gegen Antiinfektiva, sexuell-übertragbare Infektionen und aufkommende virale Infektionen stärker beschäftigen.«

Vor allem die zunehmende Resistenzbildung gegen Antiinfektiva mache ihm große Sorgen. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht in antimikrobiellen Resistenzen eine der Top-Ten-Gefahren für die globale Gesundheit. Die Dermatologen müssten sich bei der zu häufigen Verordnung von Antibiotika auch selbst an die Nase fassen, meinte Fabri. »In der Dermatologie werden im Vergleich zu anderen Fachrichtungen die meisten Antibiotika der verschiedensten Klassen verordnet. Gleichzeitig spielen im klinischen Alltag hierzulande multiresistente Keime für die meisten dermatologischen Infektionen noch eine untergeordnete Rolle. Dennoch braucht es jetzt ein Umdenken. Wir sollten in den großen Bereichen der Haut- und Geschlechtskrankheiten, in denen sehr regelmäßig Antibiotika eingesetzt werden, die Verwendung genauer prüfen und die Antiinfektiva optimiert einsetzen, um den Selektionsdruck auf die Mikroben zu nehmen«, forderte der Dermatologe der Universitätsklinik Köln.

Dass eine Fehlanwendung von Antiinfektiva erhebliche Negativ-Auswirkungen haben kann, zeige das Beispiel resistenter Dermatophyten in Indien, berichtete der Dermatologe. »Wir sehen in Indien massive Resistenzen gegen verschiedene Antimykotika, die gegen Dermatophyten eingesetzt werden. Hintergrund dürfte sein, dass in Indien Cortison-haltige Topika rezeptfrei erhältlich sind. Das sorgt zwar dafür, dass die Entzündung gedrückt wird, bringt im Gegenzug aber beste Wachstumsbedingungen für die Pilze. Mittlerweile kann Indien als Hotspot für Dermatophyten betrachtet werden. Ob daraus ein globales Problem wird, bleibt abzuwarten.«

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