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Fallbericht

Säuglingsbotulismus, eine schwierige Diagnose

Honig ist für Säuglinge tabu. Denn die darin potenziell vorhandenen Sporen des Bakteriums Clostridium botulinum können schlimmstenfalls lebensbedrohlich sein. Das ist hinlänglich bekannt. Weniger bekannt ist, wie schwierig es ist, die Diagnose Säuglingsbotulismus zu stellen.
Theo Dingermann
31.01.2024  17:00 Uhr

»Botulismus bei Säuglingen« lautet die finale Diagnose von Dr. Adam Berkwitt für einen acht Wochen alten männlichen Säugling, der mit untröstlichem Weinen, Lethargie, Schwäche und Hypoxämie in die pädiatrische Intensivstation des Yale New Haven Children's Hospital aufgenommen wurde. Den langwierigen Weg bis zu dieser Diagnose schildern Berkwitt und Kollegen in einer Fallstudie im »New England Journal of Medicine«.

Das Kind war bis sieben Tage vor der Einlieferung in die Klinik noch gesund. Dann wurde der Säugling vermehrt reizbar und begann unstillbar zu weinen. Nach Einlieferung in die Klinik agitierte er hektisch mit Armen und Beinen, ließ sich von der Mutter kaum stillen und schlief kaum. Die Großmutter berichtete, dass das Kind intensiver weinte, wenn man die rechte Seite seines Bauches berührte. Stuhlgang hatte der Junge letztmalig zwei Tage vor der Präsentation in der Klinik.

Bis zur Vorstellung hatte sich das Kind normal entwickelt, war wie generell empfohlen geimpft worden und hatte als einziges Medikament ein Vitamin-D-Präparate erhalten.

Unspezifische Symptome, unauffällige Befunde

Alle Untersuchungen der Vitalfunktionen sowie die Ergebnisse einer umfassenden Blutuntersuchung waren unauffällig. Lediglich die Thrombozytenzahl lag mit 621.000 pro Mikroliter außerhalb des Referenzbereichs von 150.000 bis 400.000 Thrombozyten pro Mikroliter. Auch die Ergebnisse der Urinanalyse inklusive  toxikologischem Screening zeigten keine Auffälligkeiten. Zudem zeigten die Röntgenaufnahmen der Brust und des Bauches sowie eine Sonographie des Bauches keine Anomalien.

Die Ärzte vermuteten zunächst eine Meningitis und begannen eine empirische Behandlung mit intravenösem Vancomycin, Ceftriaxon und Aciclovir. Allerdings änderte sich das Symptombild nicht. Schließlich begann der Säugling intensiver zu atmen und die Sauerstoffsättigung sank auf 85 Prozent. Daraufhin wurde über eine Nasenkanüle zusätzlicher Sauerstoff verabreicht; die Sättigung stieg auf 100 Prozent.

Nach umfassender Differenzialdiagnose auch auf Basis der Untersuchungsergebnisse des zentralen und peripheren Nervensystems zogen die behandelnden Ärzte die Diagnose »Säuglingsbotulismus« in Betracht. Zu dieser Diagnose passten die Symptome Reizbarkeit, Verstopfung, Merkmale einer bulbären Lähmungen (schwacher Schrei, Ptose an beiden Augen und schlechte Nahrungsaufnahme), Lethargie, Schwäche und Atembeschwerden.

Gegen die Diagnose sprach der in der Differenzialdiagnose festgestellte erhöhte Liquor-Proteinspiegel, der ein typisches Merkmal des Guillain-Barré-Syndroms (GBS) ist. Allerdings wird ein GBS in der Regel bei älteren Kindern diagnostiziert, während etwa 95 Prozent der bestätigten Botulismusfälle bei Patienten unter sechs Monaten auftreten.

Auf konkrete Nachfrage berichteten die Familienangehörigen des Säuglings, dass dem Kind zur Beruhigung Honig gegeben wurde. Es wurde daraufhin mit BabyBIG® behandelt, einem in den USA zur Behandlung von Säuglingsbotulismus der Typen A und B zugelassenen Botulismus-Immunglobulin-Präparat. Zudem wurde der Nachweis von C. botulinum-Toxin Typ A im Stuhl veranlasst, der später ein positives Resultat lieferte. Drei Monate später hatte sich der Säugling vollständig erholt. 

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