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Geroprotektivum

Rückenwind für Rapamycin als Anti-Aging-Kandidat

Der mTOR-Inhibitor Rapamycin zählt zu den am besten erforschten Anti-Aging-Wirkstoffkandidaten. Allerdings sprechen seine Nebenwirkungen gegen einen kontinuierlichen Einsatz. Nun hat ein Team aus Deutschland gezeigt, dass auch die kurzfristige Gabe von Rapamycin effektiv sein könnte.
Theo Dingermann
01.09.2022  08:00 Uhr

Bisher gelten vor allem eine optimale körperliche Aktivität und eine moderate, gesunde Ernährung als probates Mittel, möglichst gesund zu altern. Allerdings mehren sich seriöse Hinweise darauf, dass auch mithilfe pharmakologischer Wirkstoffe, die als Geroprotektiva oder Senotherapeutika bezeichnet werden, ein altersbedingter Rückgang der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit verlangsamt und altersbedingten Krankheiten entgegengewirkt werden könnte.

Meist stammen die Daten zu den potenziellen Wirkstoffen allerdings aus Studien an Modelltieren. So konnte beispielsweise Studien an Mäusen gezeigt werden, dass der mTOR-Inhibitor Rapamycin das Auftreten mehrerer altersbedingter Krankheiten, darunter kognitiven Einbußen, spontane Tumore, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Immunstörungen, verzögern kann. Auf Basis solchen Daten rangiert Rapamycin ganz oben auf der Liste der vielversprechenden Geroprotektiva.

Zwar ist der Wirkstoff als Zellwachstumshemmer und Immunsuppressivum in der Krebstherapie und nach Organtransplantationen fest etabliert. Allerdings wird Rapamycin wegen des massiven Eingriffs in die Funktion des Immunsystems und den damit einhergehenden starken Nebenwirkungen im Kontext von Geroprotektiva für den Menschen viel Skepsis entgegengebracht.

Rapamycin-Effekte sind nicht an chronischen Einsatz gebunden

Ein Team von Wissenschaftlern unter der Leitung von Professor Dr. Linda Partridge, Direktorin am Max-Planck-Institut für die Biologie des Alterns in Köln, spekuliert jetzt im Fachjournal »Nature Aging«, dass sich mit Rapamycin wohl tatsächlich Anti-Aging-Effekte beim Menschen erzielen lassen, wenn der Wirkstoff über kurze Zeitperioden eingesetzt wird. Dies schließen die Forschenden aus Studien an Mäusen und Fliegen.

In ihrer Studie testeten die Wissenschaftler verschiedene Zeitfenster für eine kurzfristige Medikamentengabe an Drosophila und konnten schließlich zeigen, dass ein kurzes Behandlungszeitfenster von zwei Wochen bei jungen erwachsenen Fliegen diese vor altersbedingten Pathologien im Darm schützte und das Leben der Fliegen verlängerte. In einer ähnlichen Studie an Mäusen stellten die Autoren zudem fest, dass eine dreimonatige Behandlung ab einem Alter der Tiere von drei Monaten ähnliche positive Auswirkungen auf die Darmgesundheit bei Mäusen mittleren Alters hatte.

Damit zeigen die Wissenschaftler, dass die geroprotektiven Wirkungen von Rapamycin im Tiermodell nicht an einen chronischen Einsatz des Wirkstoffs geknüpft sind. Auch durch Kurzzeitbehandlungen mit einer sehr niedrigen, aber noch wirksamen Dosis werden demnach Effekte erzielt. Diese blieben, vermittelt durch eine erhöhte Autophagie in den Darm-Enterozyten, über lange Zeit erhalten und wurden verstärkt durch erhöhte Konzentrationen von intestinaler lysosomaler alpha-Mannosidase V (LManV) und von Lysozym. Eine anhaltend hochregulierte Autophagie-Aktivität könnte als eine Art Rapamycin-Gedächtnis fungieren, so die Forschenden.

Die Erstautorin der Studie, Dr. Paula Juricic, äußert sich gegenüber dem Nachrichtenmagazin »Genetic Engineering & Biotechnology News«: »In den klinisch verwendeten Dosen kann Rapamycin unerwünschte Nebenwirkungen verursachen, die allerdings bei der Verwendung des Medikaments zur Vorbeugung gegen altersbedingte Defizite nicht auftreten müssen. Wir fanden heraus, wann und wie lange man Rapamycin geben muss, um Wirkungen zu erzielen, wie sie bei einer lebenslangen Behandlung beobachtet werden.«

Koautor Dr. Thomas Leech ergänzt: »Diese kurze medikamentöse Behandlung im frühen Erwachsenenalter führt zu einem ebenso starken Schutz wie eine gleichzeitig begonnene kontinuierliche Behandlung. Die Behandlung mit Rapamycin zeigt die stärksten und besten Wirkungen, wenn Rapamycin jungen erwachsenen Tieren verabreicht wird. Wird die Behandlung zu spät begonnen, sieht man keine Effekte. Offensichtlich wird das Rapamycin-Gedächtnis also vor allem im frühen Erwachsenenalter aktiviert.«

Auch Professor Partridge, die Seniorautorin der Arbeit, äußert sich: »Es wird wichtig sein herauszufinden, ob es möglich ist, die geroprotektiven Wirkungen von Rapamycin bei Mäusen und beim Menschen mit einem späteren Behandlungsbeginn zu erreichen. Es könnte sogar möglich sein, eine intermittierende Dosierung zu verwenden«.

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