Rückenschmerz lässt sich nicht »wegspritzen« |
Annette Rößler |
21.02.2025 13:14 Uhr |
Schätzungen zufolge leidet einer von fünf Erwachsenen im Alter zwischen 20 und 59 Jahren an Rückenschmerzen. Mit steigendem Alter nimmt die Häufigkeit zu. / © Getty Images/People Images
Schmerzhafte Nackenverspannungen und Schmerzen im unteren Rücken zählen weltweit zu den häufigsten Gesundheitsproblemen. Halten die Beschwerden länger als drei Monate an, handelt es sich um chronischen Rückenschmerz. Auslöser sind häufig Schreibtischarbeit und Bewegungsmangel, weshalb Betroffenen körperliche Bewegung als wichtigste Gegenmaßnahme empfohlen wird.
Zusätzlich dazu bieten Ärzte teilweise auch Injektionen von Corticosteroiden und/oder Lokalanästhetika direkt in das schmerzende Areal sowie ein invasives Verfahren namens Radiofrequenzablation (RFA) an. Dabei wird in das Nervenareal, von dem der Schmerz ausgeht, eine Sonde geschoben, über die mit hochfrequentem elektrischem Strom lokal Hitze erzeugt wird, um die Schmerzsignale zu unterbrechen. Die Wirksamkeit dieser Verfahren bei chronischem Rückenschmerz ist jedoch umstritten.
Im Fachjournal »BMJ« hat jetzt ein multidisziplinäres Expertenteam eine systematische Übersicht samt Metaanalyse zu den »Spritzentherapien« und zur RFA bei chronischem Rückenschmerz vorgenommen und das Ergebnis in Form von sogenannten Schnellempfehlungen (Rapid Recommendations) zusammengefasst. Diese gelten ausschließlich für Erwachsene mit chronischen Rückenschmerzen, die nicht auf eine zugrunde liegende Krebserkrankung oder rheumatologische Erkrankung zurückgehen. Sie beziehen sich auf Injektionen von Lokalanästhetika und/oder Corticosteroiden (epidural, direkt in ein Gelenk oder intramuskulär) sowie RFA mit/ohne zusätzliche Schmerzspritzen.
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass für keines der genannten Verfahren eine Wirksamkeit mit qualitativ hochwertiger Evidenz belegt sei. Bei der Injektionstherapie gebe es Evidenz von niedriger bis mittlerer Qualität dafür, dass sie chronische Rückenschmerzen nicht besser lindere als Placeboinjektionen. Insgesamt spricht das Team daher eine starke Empfehlung gegen die Spritzen und die RFA aus.
Die genannten Verfahren seien kostspielig, belastend und für die Patienten mit einem Risiko verbunden – wenn auch nur mit einem geringen. Daher würde sich nahezu jeder Patient nach einer entsprechenden Aufklärung dagegen entscheiden. Künftige Forschungsergebnisse könnten die Empfehlungen allerdings verändern. Forschung sei nötig, um Verfahren mit bislang nur wenig Evidenz besser bewerten zu können.