Rote-Hand-Fake: BPI stellt Strafanzeige |
Alexander Müller |
19.12.2023 12:05 Uhr |
Anfang Dezember hatte der MBV zahlreiche Praxen wegen angeblicher DNA-Verunreinigungen in mRNA-basierten Covid-19-Impfstoffen gewarnt. / Foto: Getty Images/Yiu Yu Hoi
Anfang Dezember hatte der MBV zahlreiche Praxen wegen angeblicher DNA-Verunreinigungen in mRNA-basierten Covid-19-Impfstoffen gewarnt. Die Praxen wurden sogar aufgefordert, Proben vorhandener Restbestände einzuschicken, die Kosten wollte der MBV übernehmen.
Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) informierte Arztpraxen und Apotheken über eine »aktuelle Falschmeldung in der Aufmachung eines Rote-Hand-Briefes«. Weil auf dem Schreiben ein minimal verändertes Logo eines Rote-Hand-Briefes zu sehen war, hat die Aktion mehrere amtliche Stellen auf den Plan gerufen. »Das Schreiben ebenso wie die dort abgeleiteten Schlussfolgerungen sind falsch«, stellte das PEI klar. Der Aufruf diene der »Verunsicherung durch gezielte Desinformation«. (Original-Schreiben des PEI)
Auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) und die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) informierten über den Vorfall.
Der Rote-Hand-Brief als Symbol ist eine eingetragene Bildmarke des BPI. Laut Hauptgeschäftsführer Kai Joachimsen hatte der Pharmaverband den MBV bereits nach dem ersten Schreiben abgemahnt, wegen unzulässiger Verwendung des Logos. Darauf habe der MBV aber bislang nicht reagiert, so Joachimsen gegenüber der PZ.
Stattdessen hat der »Zusammenschluss von Ärzten und engagierten Therapeuten«, wie er sich selbst nennt, nachgelegt und erneut Praxen angeschrieben, wieder unter Verwendung des Logos. Der BPI hat angekündigt, jetzt Strafanzeige gegen die Verantwortlichen beim MBV zu stellen.
Im aktuellen Schreiben verteidigt der MBV seine Aktion und greift seinerseits das PEI an: »Das PEI hat in seiner Stellungnahme vom 05.12.2023 die Ärzte und Apotheker falsch informiert, indem es behauptet hat, dass der Nutzen von COVID-19-mRNA-Impfstoffen gegenüber möglichen Risiken deutlich überwiegen würde«, heißt es darin. Der Zusammenschluss geht davon aus, dass die relevanten Daten für eine solche Aussage nicht erhoben worden sind. Man habe das PEl daher aufgefordert, die gemachte Aussage zurückzunehmen beziehungsweise zu korrigieren.
Zudem wiederholt der MBV seinen Aufruf an die Praxen, Impfstoffe einzuschicken. Damit wollen die Verantwortlichen die Möglichkeit schaffen, für alle im Verkehr befindlichen Chargen eine Prüfung auf mögliche Kontamination mit Plasmid-DNA-Fragmenten in akkreditierten Laboren durchführen zu lassen. Die Ergebnisse der Prüfungen würden den Ärzten kostenlos zur Verfügung gestellt.
Das PEI hatte Praxen und Apotheken explizit aufgefordert, dem Aufruf des MBV nicht Folge zu leisten, insbesondere keine Impfstoffe an die angegebene Adresse zu schicken.
Für die PZ hat Professor Dr. Theo Dingermann einen ausführlichen Faktencheck zu angeblichen DNA-Verunreinigungen von mRNA-Impfstoffen verfasst.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.