Rote-Hand-Brief zu Hydrochlorothiazid |
Daniela Hüttemann |
17.10.2018 11:48 Uhr |
HCT hemmt einen Natrium-Chlorid-Kotransporter in der Niere und sorgt so für eine vermehrte Kochsalz- und Wasserausscheidung. Es wird seit langer Zeit zur Behandlung von Bluthochdruck, chronischer Herzinsuffizienz und Ödemen eingesetzt. Dass das Diuretikum photosensibilisierend wirkt, ist bekannt; der Mechanismus hinter der Hautkrebsentstehung noch nicht.
Der Pharmakovigilanzausschuss (PRAC) der Europäischen Arzneimittelagentur EMA hat nun zwei neue, große pharmakoepidemiologische Studien bewertet. Darin flossen die Daten von mehr als 130.000 dänischen Patienten ein. Basierend auf den Ergebnissen der beiden Studien könnte sich das Risiko in Abhängigkeit von der kumulativen HCT-Dosis um das 4- bis 7,7-Fache für Plattenepithelkarzinom (Spinaliome) und um das 1,3-Fache für Basalzellkarzinom (Basaliome) erhöhen. Ein hoher Gebrauch von HCT (mehr als 50.000 mg kumulativ) erhöhte das Risiko für ein Basalzellkarzinom um 29 Prozent (adjustierte Odds Ratio 1,29), für Spinaliome vervierfachte sich das Risiko fast (adjustierte Odds Ratio 3,98). Das entsprach einer täglichen Dosis von 12,5 mg HCT etwa über elf Jahre.
Patienten, die HCT als Mono- oder Kombipräparat einnehmen, sollen nun über das erhöhte Hautkrebsrisiko informiert werden. Ihre Haut sollte regelmäßig auf Veränderungen untersucht werden, Läsionen gegebenenfalls auch mittels einer Biopsie. Entwickeln sich Hautveränderungen, sollten die Patienten zum Arzt gehen. Wichtig ist, die Exposition gegenüber Sonnenlicht und UV-Strahlung einzuschränken gemäß der allgemeinen Empfehlungen zum Sonnenschutz. Bei Patienten, die bereits an einem Basaliom oder Spinaliom erkrankt waren, ist der Einsatz von HCT sorgfältig abzuwägen.
Der Rote-Hand-Brief gilt für alle HCT-haltigen Arzneimittel unabhängig vom Hersteller. Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) bittet die Apotheker, ihre Patienten angemessen zu informieren und unerwünschte Arzneimittelereignisse unter HCT-Einnahme unter www.arzneimittelkommission.de zu melden.
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