Rolle der Krankenkassen sorgt bei EPA für Skepsis |
Melanie Höhn |
09.08.2023 11:00 Uhr |
Die Studie zeigt einige Missverständnisse hinsichtlich der elektronischen Patientenakte auf. Aus Sicherheitsperspektive ist es laut den Forschenden besser, eine zentrale Open-Source-App in Deutschland anzubieten, die alle Versicherten nutzen können. / Foto: Adobe Stock/bongkarn
Die elektronische Patientenakte steht gesetzlich Versicherten in Deutschland seit Januar 2021 zur Verfügung. Trotzdem wird sie bislang kaum genutzt. Nur etwa 1 Prozent der Versicherten in der Gesetzlichen Krankenversicherung nutzt bisher eine elektronische Patientenakte (EPA). Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion hervor. Bis Ende Juni 2023 legten die Krankenkassen 704.050 elektronische Akten an.
Forschende der Ruhr-Universität Bochum, der Leibniz-Universität Hannover und des Helmholtz-Zentrums für Informationssicherheit CISPA zeigen nun anhand einer Interviewstudie, dass es viele Missverständnisse rund um die digitale Infrastruktur gibt, auf der die Akte basiert – beispielsweise darüber, wer welche Daten einsehen kann. Vor allem die Rolle der Krankenkassen sorgt für Skepsis.
Die Ergebnisse stellten Professor Karola Marky und Doktorandin Rebecca Panskus von der Ruhr-Universität Bochum gestern auf dem Symposium on Usable Privacy and Security in den USA vor. Sie kooperierten für die Arbeiten mit Professor Sascha Fahl, Leibniz-Universität Hannover und CISPA, und dem Hannoveraner Studenten Max Ninow. »Die digitale Infrastruktur der elektronischen Patientenakte könnte deutlich verbessert werden«, folgert Karola Marky aus der Studie. »Beispielsweise sollten Krankenkassen nicht die Apps bereitstellen, mit denen Versicherte den Zugriff auf ihre Daten festlegen können. Und es ist insgesamt deutlich mehr Aufklärung zu dem Thema erforderlich, die man nicht allein den Arztpraxen und Apotheken aufbürden kann.«
Für die Studie baten die Forschenden im ersten Schritt 21 gesetzliche Versicherte aufzumalen, wie sie sich die digitale Infrastruktur hinter der Patientenakte vorstellen. Zur Orientierung bekamen sie dabei folgendes Szenario an die Hand: Stellen Sie sich vor, Sie gehen zum Arzt oder zur Ärztin und wollen diesem Zugriff auf Ihre Patientenakte gewähren. Wie stellen Sie sich den Datenfluss vor?