| Annette Rößler |
| 19.12.2025 10:30 Uhr |
Wenn Cannabis geraucht wird, entstehen wie beim Tabakrauch Verbrennungsprodukte, die potenziell krebserregend sind. Insofern überrascht es nicht, dass das Rauchen von Joints mit einem erhöhten Krebsrisiko in Verbindung gebracht wird. / © Getty Images/Tunatura
Dass Rauchen krebserregend ist, steht mittlerweile auf jeder Tabak- und Zigarettenpackung – doch wie sieht es in dieser Hinsicht mit Cannabis aus? Hier gibt es deutlich weniger Evidenz für ein karzinogenes Potenzial, auch weil Cannabis in vielen Ländern lange illegal war und unter anderem deshalb deutlich weniger Menschen kiffen als rauchen. Zuletzt gab es aber einige Veröffentlichungen zum Thema Krebsrisiko durch Cannabis-Konsum.
So steht ein starker Konsum von gerauchtem Cannabis laut einer 2024 im »JAMA Network« erschienenen Arbeit mit einem erhöhten Risiko für Kopf-Hals-Tumoren in Verbindung (DOI: 10.1001/jamaoto.2024.2419). Auch für Lungenkrebs wird ein Risikoanstieg durch das Rauchen von Cannabis vermutet, da in dem Rauch potenziell krebserregende Stoffe teilweise sogar in viel höheren Konzentrationen enthalten sind als in Zigarettenrauch. Weil viele Konsumenten sowohl Tabak als auch Cannabis rauchen, sind die Effekte jedoch nicht leicht voneinander zu trennen.
Ausgeschieden werden viele der potenziell karzinogenen Substanzen, die über die Lunge beim Rauchen von Cannabis aufgenommen werden, über den Urin. Forschende um Ryan J. Davis von der University of Southern California in Los Angeles untersuchten daher nun einen möglichen Zusammenhang von Cannabis-Konsum und diversen Krebsarten im Urogenitaltrakt. Sie verwendeten dazu eine US-weite Datenbank und veröffentlichten die Ergebnisse ihrer bevölkerungsweiten retrospektiven Studie im Fachjournal »Urologic Oncology: Seminars and Original Investigations«.
Analysiert wurden Daten aus den Jahren 2004 bis 2024 von 74.642 Patienten mit diagnostizierter Cannabis-Abhängigkeit und 4.709.585 Kontrollen ohne diese Diagnose. Unter Berücksichtigung diverser etablierter Risikofaktoren, unter anderem Tabakrauchen, wurden die Risiken der beiden Gruppen für Blasen-, Nieren-, Prostata-, Hoden- und Peniskrebs sowie Krebs im oberen Harntrakt ermittelt und miteinander verglichen. Dabei kam heraus, dass bei Personen mit Cannabis-Abhängigkeit das Risiko für Blasenkrebs 4,21-fach, das Risiko für Nierenkrebs 3,7-fach und das Risiko für Prostatakrebs 2,22-fach erhöht war.
Diese Ergebnisse waren statistisch signifikant. Keine signifikante Risikoerhöhung fanden die Forschenden dagegen für die anderen untersuchten Krebsarten. Sie weisen aber darauf hin, dass Hoden- und Peniskrebs so selten vorkommt, dass ein Zusammenhang dennoch nicht ausgeschlossen werden könne.