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Arbeitsschutz

Risiken erkennen und vermeiden

Arbeitsschutz in der Apotheke ist ein umfassender Bereich. Er erstreckt sich unter anderem von Tätigkeiten mit Gefahrstoffen, über das Risiko einer Virusinfektion bei der Durchführung von Blutuntersuchungen bis hin zu Unfallgefahren im Alltag. Die Verantwortung trägt der Apothekenleiter. Er muss die Gefährdungen am Arbeitsplatz beurteilen und angemessen reagieren.
Michelle Haß
16.09.2019  12:38 Uhr

Das Apothekenteam kommt täglich mit gefährlichen Stoffen in Kontakt, die die Gesundheit schädigen können. Dabei beschränkt sich der Umgang mit Gefahrstoffen nicht nur auf das Labor oder die Rezeptur. Auch Fertigarzneimittel stellen Gefahrstoffe dar.

Für die üblichen Gefahrstoffe, die im Labor oder der Rezeptur verwendet werden, gelten besondere Anforderungen hinsichtlich Lagerung und Kennzeichnung, zum Beispiel gemäß GHS-System. Der Apothekenleiter ist verpflichtet, ein Gefahrstoffverzeichnis, in dem alle im Betrieb verwendeten und potenziell gefährlichen Arbeitsstoffe gelistet sind, zu erstellen sowie eine Gefährdungsbeurteilung durchzuführen.

Hierbei wird eine bestimmte Tätigkeit im Umgang mit Gefahrstoffen (zum Beispiel die Prüfung eines Ausgangsstoffes) hinsichtlich ihres Gefahrenpotenzials beurteilt und bewertet. Zur Orientierung können die Sicherheitsdatenblätter der jeweiligen Chemikalien dienen. Sie informieren über Gefahren und Risiken der Stoffe sowie über notwendige Schutzmaßnahmen bei der Handhabung und Lagerung. Nach umfangreicher Risikobewertung der jeweiligen Tätigkeit werden unter Berücksichtigung apothekenindividueller Bedürfnisse Schutzmaßnahmen festgelegt. Die Bundesapothekerkammer (BAK) hat neben allgemeinen Empfehlungen zum Arbeitsschutz in Apotheken Handlungshilfen zur Gefährdungsbeurteilung erstellt.

Farben geben Orientierung 

In der Rezeptur verwendete Stoffe können Haut oder Atemwege reizen und über diese sogar in den Körper gelangen. Dabei sind Gefahrstoffe nicht immer auf den ersten Blick erkennbar, weil sie erst während des Arbeitens als Stäube, Dämpfe oder Gase freigesetzt werden können. Die BAK hat ein farbliches Kennzeichnungskonzept bezogen auf die Expositionswege entwickelt. Sie empfiehlt, die Standgefäße farblich entsprechend zu kennzeichnen, damit Beschäftigte daran ihre persönliche Schutzausrüstung wie Schutzbrille, Schutzhandschuhe und gegebenenfalls Atemschutz direkt ableiten können.

Fertigarzneimittel stellen eine besondere Form des Gefahrstoffs dar. Denn anders als bei den üblichen Gefahrstoffen fehlen hier Gefahrensymbole und Sicherheitsdatenblätter. Hinweise auf mögliche Gefährdungen und Schutzmaßnahmen findet man meist nur nach aufwendiger Recherche in Datenbanken. Prinzipiell sollte auch mit Fertigarzneimitteln ein bewusster Umgang erfolgen. Denn neben den bekannten Zytostatika besitzen auch Antibiotika oder Glucocorticoide krebserzeugende, erbgutverändernde oder die Fruchtbarkeit beeinträchtigende (CMR)-Eigenschaften.

Darüber hinaus sind in der Literatur eine Reihe von Arzneistoffen mit Verdacht auf sensibilisierende oder CMR-Eigenschaften beschrieben. Aus diesem Grund sollte das Apothekenteam vor allem bei Arbeiten wie Stellen oder Verblistern entsprechende Schutzmaßnahmen bedenken.

Risiko Virusinfektion

Apothekenmitarbeiter, die Blutwertbestimmungen durchführen, können sich potenziell mit Hepatitis- und HI-Viren infizieren. Aus diesem Grund gelten wichtige Sicherheitsmaßnahmen: Der Apothekenleiter muss über die mit der Arbeit verbundenen Gefahren wie Infektionsrisiko und Nadelstichverletzungen aufklären und Sicherheitsmaßnahmen erläutern. Die entsprechende Unterweisung muss er dokumentieren.

Bevor Mitarbeiter Bestimmungen aus dem Blut durchführen dürfen, brauchen sie eine arbeitsmedizinische Untersuchung. Diese führen Fachärzte für Arbeitsschutz oder mit der Zusatzbezeichnung Betriebsmedizin durch. Zudem ist der Apothekenleiter verpflichtet, eine Schutzimpfung gegen Hepatitis B anzubieten. Im QM-System der Apotheke sollten Verfahrensregeln und Betriebsanweisungen für die jeweiligen Blutuntersuchungen hinterlegt sein. Für die Tätigkeit bedarf es wie in der Rezeptur einer Gefährdungsbeurteilung.

Bei Tätigkeiten mit Blut und anderen Körperflüssigkeiten sind stets Schutzhandschuhe zu tragen. Nadelstichverletzungen gehören zu den häufigsten Verletzungen im Gesundheitswesen. Um diese zu minimieren, ist die Verwendung von sicheren Instrumenten wie Kanülen und Lanzetten verpflichtend. Die Unfallkasse Nordrhein-Westfalen hat im Internet ein Verzeichnis sicherer Produkte hinterlegt.

Verwendete Instrumente gehören sachgerecht entsorgt, damit sich beim Entleeren der Abfalleimer niemand verletzten kann. Geeignet sind gekennzeichnete, sicher verschlossene und durchstichsichere Behältnisse. Gleiches gilt auch für andere Abfälle, die mit Krankheitserregern kontaminiert sein können wie Tupfer und Teststreifen.

Die BAK hat zur Durchführung von Blutuntersuchungen in der Apotheke Leitlinien, einen Kommentar zur Leitlinie und Empfehlungen erstellt. 

Hände schützen und pflegen

Hautschutz ist ebenfalls ein Thema in der Apotheke.  Der ständige Kontakt mit Wasser und hautreizenden Substanzen, unter anderem mit Desinfektionsmitteln, in Labor und Rezeptur kann die Haut belasten. Die Folge sind trockene Hände, Abnutzungsekzeme und Allergien. Abhilfe schaffen eine hautschonende Reinigung und Desinfektion ebenso wie eine geeignete Pflege. Entsprechende Produkte sollten in der Apotheke zur Verfügung stehen. 

Nichtsdestoweniger bieten Handschuhe noch immer den besten Schutz. Allerdings kommt es auch hier auf die richtige Auswahl sowie bestimmte Sicherheitsmaßnahmen an. Geeignete Handschuhe sind allergenarm und widerstandsfähig. Verschiedene Handschuhmaterialen weisen unterschiedliche Schutzwirkungen gegenüber Chemikalien auf. Daher sollten Handschuhe fürs Labor für die Dauer der Einsatzzeit undurchlässig gegenüber den verwendeten Stoffen sein. Die Schutzwirkung gegenüber Chemikalien steht im jeweiligen Sicherheitsdatenblatt  oder kann gegebenenfalls beim Hersteller erfragt werden.

Für Labortätigkeiten haben sich medizinische Einmalhandschuhe aus Latex bewährt. Sie sollten, um Allergien vorzubeugen, puderfrei sein. Latexallergiker können Handschuhe aus PCV oder Nitril als Alternative benutzen. Wichtig: die Handschuhe nur solange wie nötig tragen und die vom Hersteller angegebene Tragedauer nicht überschreiten. Bei direkter Verunreinigung mit Chemikalien gehören die Handschuhe direkt gewechselt. Selbstverständlich dürfen Einmalhandschuhe kein zweites Mal benutzt werden, sondern sind direkt nach Gebrauch zu entsorgen.

Desinfektionsmittel sind zwar nicht akut toxisch, bergen aber trotzdem gesundheitsgefährdende Risiken durch reizende oder sensibilisierende Inhaltsstoffe. Die entstehenden Dämpfe und Aerosole belasten nicht nur die Haut, sondern gefährden auch die Atemwege. Darüber hinaus werden in der Apotheke standardmäßig Desinfektionsmittel auf Alkoholbasis verwendet. Alkohol gehört zu den entzündbaren Flüssigkeiten. Von ihnen geht eine erhöhte Brandgefahr aus. Deshalb gilt für Desinfektionsmittel, ihren Gesamtvorrat im Arbeitsbereich weitestgehend zu beschränken.

Desinfektionsmittel haben verschiedene chemische Eigenschaften und somit auch unterschiedliche Risikoprofile. Auf der Website der BGW finden sich umfangreiche Informationen zu den einzelnen Mitteln sowie Informationen zur Gefährdungsbeurteilung. Prinzipiell gilt, dass man Produkte mit dem geringsten Gefährdungspotenzial bei noch ausreichender Wirksamkeit wählen soll.

Bei all den Auflagen und Anforderungen des Arbeitsschutzes darf das allgemeine Gesundheitsmanagement nicht in Vergessenheit geraten. Gesundheitsmanagement beinhaltet verschiedene Maßnahmen mit Blick auf psychische und physische Belastungen am Arbeitsplatz. Ziel sind eine gesundheitserhaltende Arbeitsplatzgestaltung und gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen.

Stolperfallen vermeiden

Dauerhafter Stress in Form von Zeitdruck, Über- oder Unterforderung sowie Konflikte im Team machen krank und können körperliche Beschwerden wie Schlafstörungen hervorrufen. Die Kommunikation der Mitarbeiter untereinander und gegenüber dem Apothekenleiter sind essenzielle Bestandteil eines erfolgreichen Stress-Managements am Arbeitsplatz.

Gegen physischen Belastungen durch stundenlanges Stehen hilft es, Steh- und Sitzarbeiten abzuwechseln. Haltgebendes und flaches Schuhwerk gehört zur Grundausstattung und mindert zusätzlich die Belastungen für Rücken und Gelenke. Computerarbeitsplätze sollten ergonomisch eingerichtet sein und ständiges Arbeiten am Bildschirm auch einmal unterbrochen werden.

Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass in der Apotheke etwa Infektionen oder Rückenschmerzen die häufigsten Ursachen für berufsbedingte Ausfälle sind. An der Spitze rangieren jedoch Arbeitsunfälle durch Stolpern oder Stürzen. Typische Situationen sind Kisten mit Ware, die im Weg stehen, oder ausgezogene Schubladen, die in den Gang ragen. Diese Gefahren lassen sich nicht immer vermeiden. Doch ein sicherheitsbewusstes Verhalten und Miteinander kann viele Arbeitsunfälle verhindern.

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