Resistente Stärke senkt offenbar Krebsrisiko |
Laura Rudolph |
02.08.2022 07:00 Uhr |
Resistente Stärke entsteht beispielsweise durch das Abkühlen gekochter stärkehaltiger Nahrungsmittel. / Foto: Adobe Stock/PhotoSG
Das Lynch-Syndrom (LS) ist eine autosomal-dominante Erbkrankheit und die häufigste Form der erblichen Darmkrebsprädisposition. Betroffene haben ein Lebenszeitrisiko von 70 bis 80 Prozent, an Darmkrebs zu erkranken. Ein Forschungsteam um Professor Dr. John C. Mathers von der Newcastle University in England untersuchte nun, wie sich die Supplementation resistenter Stärke langfristig auf die Krebsinzidenz bei LS-Patienten auswirkt. Ihre Studie publizierten die Forschenden kürzlich im Fachjournal »Cancer Prevention Research«.
Die insgesamt 937 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer erhielten über vier Jahre entweder 30 g resistente Stärke pro Tag (463 Personen) oder Placebo (455 Personen). Die eingesetzte Menge entspricht etwa dem Verzehr einer Banane pro Tag. Die geplante Nachbeobachtungszeit betrug zehn Jahre, die bei 369 Teilnehmern durch nationale Krebsregisterdaten für bis zu 20 Jahre ergänzt wurde.
Die Studienergebnisse zeigen, dass resistente Stärke die LS-Patienten offenbar zwar nicht vor Dickdarmkrebs schützt, dafür aber vor anderen LS-assoziierten Krebsarten: Die Interventionsgruppe entwickelte signifikant seltener nicht kolorektalen Krebs. Besonders stark nahm die Inzidenz von Krebserkrankungen im oberen Magen-Darm-Trakt ab: Während in der Placebogruppe 21 Fälle auftraten, gab es in der Interventionsgruppe nur fünf Fälle.
Resistente Stärke entsteht etwa durch das Abkühlen gekochter stärkehaltiger Nahrungsmittel wie Kartoffeln, Reis und Nudeln oder ist in bestimmten Lebensmitteln wie noch grünen Bananen enthalten. Sie hat mehrere gesundheitliche Vorteile und weniger Kalorien als normale Stärke. Die in resistenter Stärke enthaltenen Kohlenhydrate können nicht im Dünndarm enzymatisch verdaut werden; sie werden von Dickdarmbakterien fermentiert. Die daraus resultierenden Stoffwechselprodukte dienen wiederum den Darmbakterien als Nahrung.
Durch welchen Mechanismus sie offenbar das Krebsrisiko senkt, ist bislang nicht geklärt. Die Studienautoren vermuten, dass diese spezielle Stärke den bakteriellen Stoffwechsel von Gallensäuren verändert und jene Arten von DNA-schädigenden und schließlich potenziell krebsverursachenden Gallensäuren reduziert. Weitere Forschung steht noch aus. Zudem geht aus der Studie nicht hervor, ob sich die schützende Wirkung auch auf andere, nicht LS-assoziierte Krebsarten übertragen lässt und wieso die protektiven Effekte nicht den Dickdarm betreffen.