Remibrutinib überzeugt in Phase-III-Studien |
Sven Siebenand |
10.08.2023 13:00 Uhr |
Mittel der ersten Wahl bei der Behandlung der chronischen spontanen Urtikaria sind H1-Antihistamika. Für die Zweitlinientherapie könnte eines Tages der Kinasehemmer Remibrutinib zur Verfügung stehen. Phase-III-Studienergebnisse sind vielversprechend. / Foto: Adobe Stock/Dzmitry
Das Auftreten von juckenden Quaddeln, Angioödemen oder beidem über einen Zeitraum von mindestens sechs Wochen bezeichnen Mediziner als chronische Urtikaria. Eine Unterform davon ist die chronisch spontane Urtikaria (CSU). Bei dieser treten die Beschwerden spontan ohne spezifischen Auslöser auf. H1-Antihistaminika sind in der Pharmakotherapie die Mittel der ersten Wahl. In vielen Fällen lassen sich die Symptome mit ihnen aber nur unzureichend behandeln. Dann kann zum Beispiel der Antikörper Omalizumab (Xolair®) verordnet werden, off Label kommt in manchen Fällen auch Ciclosporin zum Einsatz.
Das Pharmaunternehmen Novartis entwickelt mit Remibrutinib nun einen neuen Arzneistoff mit einem anderen Wirkprinzip bei CSU. Er soll bei jenen Patienten zum Einsatz kommen, deren Symptome mit H1-Antihistaminika nur unzureichend kontrolliert sind. Remibrutinib hemmt wie andere Kinasehemmer das Enzym Brutonkinase (BTK). Die bereits verfügbaren Substanzen dieser Klasse werden im onkologischen Bereich eingesetzt. BTK spielt Untersuchungen zufolge aber auch eine zentrale Rolle bei anderen Erkrankungen, unter anderem CSU. Als BTK-Inhibitor blockiert Remibrutinib die BTK-Kaskade, verhindert die Freisetzung von Histamin und damit Juckreiz, Nesselsucht und Schwellungen.
In den Phase-III-Studie REMIX-1 und REMIX-2 wurde die Einnahme von zweimal täglich 25 mg Remibrutinib mit Placebo bei CSU-Patienten, deren Symptome durch H1-Antihistaminika nur unzureichend kontrolliert wurden, verglichen. In beiden Studien erreichte der Wirkstoff den primären Endpunkt, die absolute Veränderung des wöchentlichen Urtikaria-Aktivitäts-Scores (UAS7) in Woche 12 gegenüber dem Ausgangswert. Positiv ist ferner, dass Remibrutinib einen raschen Wirkungseintritt hat, wie die Verbesserung des UAS7-Wertes in Woche 2 in den Studien zeigte. Ebenso wichtig ist, dass sich Remibrutinib bislang als gut verträglich erwiesen hat.
Wie Novartis informiert, werden mit dem Arzneistoff noch andere Anwendungsgebiete, etwa Nahrungsmittelallergien und Multiple Sklerose anvisiert.