Reisemedizin |
02.07.2001 00:00 Uhr |
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Bei dem Begriff hämorrhagisches Fieber denken viele an weit entfernte exotische Regionen und an Ebola, Lassa und Dengue. Dass solch gefährliche Erkrankungen auch in Südeuropa, zum Beispiel im Kosovo, auftreten können, ist den Wenigsten bekannt. Erreger des dort vorkommenden hämorrhagischen Fiebers ist das Krim-Kongo-Virus. Es wird von Zecken übertragen; Huftiere dienen dem zu den Bunyaviridae gehörenden Erreger als Reservoir. Zurzeit sorgt es auch in Russland für zahlreiche Erkrankungen.
Nachdem in Neuseeland die ersten Infektionen mit Influenza-Viren aufgetreten sind, wird auch in Australien eine Erkrankungswelle erwartet - mit der üblichen zwei bis vierwöchigen Verspätung im Vergleich zum Nachbarland. Experten rechnen mit einem baldigen Beginn der Influenza-Saison, die wahrscheinlich Ende Juli oder im August ihr Maximum erreichen wird.
Seit Mitte Juni sind in Sylhet mindestens 13 Menschen an einer unbekannten Infektionskrankheit gestorben. Es handelt sich wahrscheinlich um ein virales Fieber.
Die Malaria-Zahlen gehen zurück, nachdem in den Monaten zuvor Hunderttausende an der Parasitose erkrankten und Hunderte starben.
In der Volksrepublik China ist wahrscheinlich die Cholera ausgebrochen. Die Meldungen wurden jedoch bislang von offiziellen Stellen nicht bestätigt. Betroffen ist Dapeng im Distrikt Shenzhen's Longgang in der Guongdong Province nahe Hongkong.
Allein in Deutschland sind im vergangenen halben Jahr drei Menschen, die zuvor die Dominikanische Republik besucht hatten, an Leptospirose erkrankt. Die Reisenden hatten sich in Touristenressorts bei Puerto Plata und Santo Domingo aufgehalten.
Zudem ist erneut ein Tourist an Malaria erkrankt. Der Italiener hatte sich Ende April eine Woche in Punta Cana aufgehalten. Das Gesamtrisiko für Malaria ist dennoch sehr viel geringer als zum Beispiel in afrikanischen Ländern.
Zehn Menschen erkrankten in den vergangenen Wochen an Dengue-hämorrhagischem Fieber (DHF), insgesamt stieg die Zahl in dieser Saison damit auf 33. Die meisten Betroffenen litten in der Provinz Guayas an der schweren Form des Dengue-Fiebers, hier vor allem in den Vororten von Guayaquil. Betroffen sind außerdem die Provinzen Los Rios, El Oro, Bolivar, Pichincha und der Westteil von Santo Domingo. An klassischem Dengue-Fieber erkrankten bisher landesweit 6696 Menschen.
Im Südwesten des Landes (Danané- und Duekoué-Distrikte) sind mehrere Menschen an Gelbfieber erkrankt, die meisten starben. Wahrscheinlich begann dieser lokale Ausbruch schon im vergangenen Jahr.
Seit Anfang des Jahres treten vor allem auf Tahiti, Moorea und den Leeward-Inseln Infektionen mit Dengue-Viren vom Typ 1 auf. Im April wurden circa 3000 Neuerkrankungen registriert, im Mai griff die Krankheit auch auf das Tuamotu-Archipel (östlich von Tahiti) über, zum Beispiel auf die Inseln Rangiroa und Makemo. Ab Mai stiegen die Zahlen auf 18.000, zwei Menschen starben. Mehr als 80 Prozent der Erkrankten leben auf den Windward-Inseln, auch Pape'ete und dessen Vororte sind betroffen. Die Epidemie könnte bis Oktober/November andauern. Größere Ausbrüche treten hier etwa alle fünf Jahre auf, zuletzt 1996 und 1990.
Im Zentrum von London, in der Oxford Street und um den Portman Square, sind drei Menschen an Legionellose erkrankt. Der Ursprung der Bakterien ist noch nicht bekannt. Gegenmaßnahmen wie die Desinfektion von aerosolausstoßenden Anlagen sollen weitere Infektionen verhindern.
In Kwai Chung und Yau Tsim Mong sind inzwischen neun Menschen an Cholera erkrankt. Der Ursprung des Erregers ist bislang unbekannt, mindestens sechs der Erkrankten haben sich die Infektion in Hongkong zugezogen.
An verschiedenen Orten tritt vermehrt Malaria auf. Im nordöstlichen Staat Assam forderte die Erkrankung innerhalb von drei Wochen Ende Mai/Anfang Juni mindestens 100 Menschenleben, mehr als 30.000 erkrankten. In Bangalore litten in Hiriyur und Hosadurga mindestens 15.000 Menschen nach einer Infektion mit Plasmodium falciparum an Malaria tropica. In Mangalore starben in diesem Jahr bereits 25 Menschen an der Parasitose. Im Staat Mizoram starben im Mai neun Menschen an Malaria tropica. Betroffen ist vor allem der Champhai District im Osten. Mehr als 200 Menschen starben innerhalb des ersten halben Jahres in Flüchtlingslagern in Tripura. Im Distrikt Tumkur im Staat Karnataka erkrankten Anfang Mai mindestens 4090 Menschen. In Panaji, zu dem auch Goa gehört, erkrankten allein in vier Orten im Sanguem-Taluk 113 Menschen. Dort hat sich die Zahl, verglichen mit dem Vorjahr, erneut verdoppelt.
In Mai und Juni sind im Südwesten 32 Menschen am Krim-Kongo-Fieber erkrankt, fünf starben. Betroffen sind Orahovac und Gjakovica, der erste Fall kam aus Sinovce. Das Gebiet liegt 50 Kilometer südwestlich von Pristina.
In den vergangenen zwei Wochen starben mindestens zwei Menschen in Nakuru an Typhus.
Im Südosten, an der Grenze zur Elfenbeinküste, soll Gelbfieber ausgebrochen sein. Die Meldung wurde von offiziellen Stellen bislang jedoch nicht bestätigt.
In mehreren Provinzen im Westen der Halbinsel tritt vermehrt Dengue-Fieber auf, mehrere Menschen starben bereits an Dengue-hämorrhagischem Fieber. Betroffen ist auch das Grenzgebiet zu Thailand. Die Zahlen haben sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.
In Male und den Atollen steigt nach einem Ausbruch im März erneut die Zahl der an der so genannten Hand-Fuß-Mund-Krankheit ("hand, foot and mouth disease") Erkrankten. Erreger der Infektionskrankheit sind Coxsackie-Viren und das Enterovirus 71. Die Infektion mit Coxsackie-Viren verläuft meist mild, eine Infektion mit dem Enterovirus 71 ist häufiger verantwortlich für schwere Verläufe mit Enzephalitiden. Meist erkranken Kinder unter zehn Jahren. Zu den Symptomen gehören Bläschen an Händen und Füßen.
In der Khomas Region, circa 50 Kilometer westlich von Windhuk, starben sieben Menschen im April an einer Meningitis, 24 mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Weitere Erkrankungen wurden aus Gobabis (circa 190 Kilometer östlich von Windhuk) und Usakos (etwa 150 Kilometer nordwestlich von Windhuk) gemeldet.
Auf der Nordinsel hat die Zahl der Infektionen mit Influenza A und B epidemische Ausmaße angenommen. In der Bay of Plenty liegt die Rate der Neuerkrankungen bei 400 pro 100.000 Einwohner, aus Gisborne werden ähnliche Zahlen gemeldet. Auch in Auckland stiegen die Zahlen in den vergangenen zwei Wochen steil an. Experten erwarten eine weitere Ausbreitung.
In Rawalpindi erkranken derzeit 400 Menschen pro Tag an einer Gastroenteritis. Die Dunkelziffer wird auf mindestens das Doppelte geschätzt. Ursache ist wahrscheinlich das Trinkwasser, in dem sehr viele Escherichia-coli-Bakterien gefunden wurden.
In der Amazonas-Region im Department Loreto tritt Gelbfieber auf, betroffen sind die Distrikte Puinahua, San Pablo und Iquitos. Bisher erkrankten 20 Menschen, von denen zwei starben.
Philippinen
Die Zahl der an Dengue-Fieber Erkrankten ist im Vergleich zum vergangenen Jahr um über 50 Prozent gestiegen. Experten erwarten in den nächsten Monaten eine weitere Verbreitung der Virusinfektion. Von Januar bis Anfang Juni wurden 3372 Erkrankungen gemeldet, 28 Menschen starben. Zu Beginn der Regenzeit ist mit einem steilen Anstieg der Erkrankungszahlen zu rechnen. Die meisten Fälle treten in Central Visayas und der National Capital Region (NCR) auf. In der NCR sind vor allem Manila, Quezon City und Valenzuela betroffen.
Eine Philippinin liegt derzeit in London mit Tollwutverdacht im Koma. Wegen der auf den Philippinen weit verbreiteten Viruserkrankung sollte man sich hier Tieren gegenüber besonders vorsichtig verhalten. Im Mai war bereits ein Mann in London gestorben, der auf den Philippinen von einem tollwütigen Hund gebissen worden war.
Russische Föderation
Vor allem in Stavropol, 1200 Kilometer südlich von Moskau, tritt das hämorrhagische Krim-Kongo-Fieber auf. Auch aus Dagestan, Volgograd, Kalmykiya, Astrachan und den Rostov-on-Don-Gebieten werden Infektionen mit den entsprechenden Symptomen gemeldet. Im Labor bestätigt wurden 25 Erkrankungen, drei Menschen starben. Insgesamt 4724 waren nach Zeckenbissen in ärztlicher Behandlung, davon in Stavropol 3238. Dort ist das Krim-Kongo-Fieber endemisch.
In der Region Novosibirsk starben in diesem Jahr bereits vier Menschen an einer Frühsommer-Meningoenzephalitis.
Drei Menschen erkrankten in Changi Green im Stadtteil Upper Changi Road East an Malaria. Singapur gilt eigentlich seit Jahren als malariafrei.
In Colombo, dessen Vororten und in der Southern Province erkrankten allein zwischen dem 28. Mai und 3. Juni mehr als 100 Menschen an Dengue-Fieber. Die Erkrankung scheint sich weiter auszubreiten.
In diesem Jahr sind zehn europäische und amerikanische Touristen, die nur für einige Tage den Serengeti-Nationalpark beziehungsweise Parks in dessen Nähe, zum Beispiel den Tarangire-Nationalpark besucht hatten, an der afrikanischen Trypanosomiasis erkrankt. Eine Holländerin ist inzwischen trotz frühzeitig begonnener Behandlung gestorben.
Angesichts der bevorstehenden Regenzeit warnen Experten vor Dengue-Fieber. Allein im Mai erkrankten etwa 11.000 Menschen, 17 starben. Das höchste Risiko für eine Infektion herrscht in der Chonburi-Provinz. Auch Bangkok ist betroffen, bis Juni erkrankten hier 6000 Menschen, elf starben. In den ersten vier Monaten litten landesweit 20.400 Menschen an Dengue-Fieber, eine Steigerung von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Im Kumi District in Zentral-Uganda tritt vermehrt Malaria auf.
Viele Menschen scheinen das Risiko für die im Sommer durch Zecken übertragene Lyme-Borreliose zu überschätzen. Eine Studie in Westchester County, New York (weltweit einer der Orte mit der höchsten Inzidenz), wies jetzt nach, dass dort nur 3 Prozent der von Zecken gebissenen Personen erkrankten, nach Behandlung mit einer Einzeldosis Doxycyclin sank der Wert sogar auf 0,4 Prozent.
Eine ausführliche Liste der aktuellen weltweiten epidemiologischen Situation mit diversen Sortier- und Such-Möglichkeiten finden Sie auch im Internet unter www.bueger.de/wn2_einzel/index.html. Diese Seite enthält ebenso Links auf die englischsprachigen Originaldokumente, eine Sammlung der genauen Fallzahlen und die regelmäßig aktualisierten Infektionsgebiete der WHO und vieles mehr.
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