Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Glymphatisches System

Reinigung des Gehirns beugt Demenz vor

Das glymphatische System ist die Spülvorrichtung des Gehirns. Bereits bei seiner Entdeckung im Jahr 2012 vermutete man, dass eine Fehlfunktion dieses Systems Demenz verursachen könnte. Diesen Verdacht erhärtet nun eine Studie aus Großbritannien.
AutorKontaktAnnette Rößler
Datum 31.10.2025  14:30 Uhr

Das Gehirn muss fortlaufend von Proteinresten, Stoffwechselprodukten und anderen Abfallstoffen gereinigt werden. Diese Aufgabe übernimmt die Zerebrospinalflüssigkeit (CSF): Sie wird in den Hirnventrikeln in den sogenannten Plexus choroidei von spezialisierten Gliazellen gebildet und fließt dann, angetrieben durch den Blutdruck in den Arterien des Gehirns, durch einen die Blutgefäße umgebenden Hohlraum, den perivaskulären Raum (PVS). Von dort gelangt die CSF über Wasserkanäle in die Zellzwischenräume, sammelt Schadstoffe auf und wird schließlich über den PVS um die Venen abtransportiert.

Die CSF fungiert also im Gehirn wie die Lmyphflüssigkeit in der Peripherie. Daher gab man diesem Reinigungssystem bei seiner Entdeckung im Jahr 2012 den Namen glymphatisches System – zusammengesetzt aus »Glia« und »lymphatisches System«. Schon die Entdecker, ein Team um die dänische Neurobiologin Professor Dr. Maiken Nedergaard, vermuteten, dass Störungen des glymphatischen Systems zur Pathophysiologie von Morbus Alzheimer und anderen neurodegenerativen Erkrankungen beitragen könnten, weil dabei Proteine wie das β-Amyloid (Aβ) und das τ-Protein im Gehirn akkumulieren.

Tierversuche konnten seitdem nicht nur diesen Verdacht bestätigen, sondern auch zeigen, dass eine Fehlfunktion des glymphatischen Systems ebenso an der Entstehung der vaskulären Demenz beteiligt zu sein scheint. Diese nach der Alzheimer-Erkrankung häufigste Demenzform geht auf Durchblutungsstörungen im Gehirn zurück. Da man den Fluss der CSF allerdings bislang nur bei Mäusen direkt messen kann, gab es dafür noch keine Bestätigung aus Humanstudien.

Großer Datensatz ausgewertet

Diese liefert nun ein Team von Forschenden um Hui Hong und Dr. Yutong Chen von der University of Cambridge in Großbritannien mit einer Publikation im Fachjournal »Alzheimers’ & Dementia«. Chen entwickelte als Medizinstudent an der Universität einen Algorithmus mit maschinellem Lernen, mit dem sich die Funktion des glymphatischen Systems anhand von normalen MRT-Aufnahmen beurteilen lässt. Diesen Algorithmus wendeten die Forschenden auf MRT-Scans von circa 40.000 Erwachsenen aus der UK Biobank an, um Biomarker zu identifizieren, die mit einem erhöhten Demenzrisiko assoziiert waren.

Während der Nachbeobachtungszeit von median 5,3 Jahren entwickelten 133 Personen eine Demenz. Die Forschenden fanden heraus, dass drei Faktoren, die bei Baseline eine Beeinträchtigung des glymphatischen Systems anzeigten, das Demenzrisiko erhöhten: eine reduzierte Diffusion von Flüssigkeit durch den PVS, eine verminderte Fließgeschwindigkeit der CSF und ein geringes Volumen der Plexus choroidei, wo die CSF produziert wird. Weitere Analysen der Datensätze der Probanden ergaben, dass verschiedene kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen und Alkoholkonsum über eine Schädigung der kleinen Gefäße (Mikroangiopathie) im Gehirn mit der Fehlfunktion des glymphatischen Systems in Zusammenhang standen – eine mögliche Erklärung dafür, warum diese Faktoren das Demenzrisiko erhöhen.

»Obwohl wir mit der Interpretation von indirekten Markern vorsichtig sein müssen, liefert unsere Arbeit gute Evidenz aus einer sehr großen Kohorte, dass eine Störung des glymphatischen Systems bei der Demenzentstehung eine Rolle spielt«, sagt Chen in einer Mitteilung der Universität. Hong ergänzt, es habe bereits Hinweise darauf gegeben, dass eine Mikroangiopathie im Gehirn das Fortschreiten der Alzheimer-Demenz beschleunigt. »Jetzt haben wir eine wahrscheinliche Erklärung dafür.« Die mit der Gefäßschädigung einhergehende Dysfunktion des glymphatischen Systems behindere wohl die Reinigung des Gehirns von Aβ und τ.

Welche Ansätze zur Demenzprävention lassen sich aus der Studie ableiten? Einerseits könnte man das glymphatische System stärken – durch Arzneistoffe, aber ganz einfach auch durch ausreichend Schlaf, denn Letzterer ist für das einwandfreie Funktionieren dieses Systems essenziell. Andererseits unterstreichen die Ergebnisse erneut, wie wichtig es auch für den Schutz vor Demenz ist, kardiovaskuläre Risikofaktoren zu kontrollieren.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa