| Jennifer Evans |
| 28.07.2020 16:40 Uhr |
Ein Spaziergang im Wald kann für Seele und Körper erholsam sein. Dies nimmt die britische Regierung nun ernst und stellt in einem Pilotprojekt Grüne Rezepte für mehr Zeit in der Natur aus. / Foto: Adobe Stock/Andreas Vitting
Als Ergänzung zu konventionellen Therapien empfehlen einige Ärzte ihren Patienten schon seit Jahren, mehr mit der Natur in Kontakt zu treten. Die positiven Einflüsse solcher grünen Verschreibungen will die britische Regierung nun im Rahmen eines Pilotprojekts genauer unter die Lupe nehmen. Grund dafür ist, dass es immer mehr Hinweise gibt, unter anderem von der Weltgesundheitsorganisation WHO, wie die physische und psychische Gesundheit nachhaltig von Ausflügen ins Grüne profitieren kann.
Generell animieren Grünflächen zu mehr Aktivität, fördern die Entspannung und soziale Interaktionen, berichtet Anna Jorgensen, Leiterin des Fachbereichs Landschaftsarchitektur an der Universität Sheffield. Sie forscht schwerpunkmäßig rund um die Themen Gesundheit und Wohlbefinden im städtischen Umfeld. Auch gebe es Anzeichen dafür, dass der Kontakt mit Mikroorganismen unser Immunsystem trainieren kann, in dem etwa die mikrobielle Gemeinschaft auf der Haut, in den Atemwegen und im Darm gestärkt wird. Diese Mirkrobiome könnten unter anderem eine Rolle dabei spielen, wie unser Körper auf Infektionen wie beispielsweise mit SARS-CoV-2 reagiert, hebt sie in ihrem Beitrag auf der Wissenschaftsnachrichten-Plattform »The Conversation« hervor.
Das Potenzial der Grünen Rezepte liegt für die Wissenschaftlerin auf der Hand. In ihren Augen sollten solche Verschreibungen in Zukunft grundsätzlich Teil von ganzheitlichen Behandlungskonzepten sein. Sie warnt aber davor, Grüne Rezepte nicht bloß als »kostengünstige Alternative anstelle konventioneller Therapien« zu betrachten. Um effektive Ergebnisse in diesem Bereich zu erzielen, brauchen auch diese Methoden entsprechende Ressourcen, so Jorgensen. Daher fordert sie die Politik auf, auch nach der zweijährigen Projektphase weiter in diesen Bereich zu investieren, weil der holistische, also der ganzheitliche, Ansatz Zeit brauche, sich in der Gesellschaft zu etablieren. Zudem fordert sie, mehr Grünflächen anzulegen, um auch Menschen in benachteiligten Wohngegenden den Zugang zur Natur zu erleichtern. Auch vielen Ärzten fehlt nach Jorgensens Auffassung tieferes Wissen über die Vorteile der grünen Verschreibungen. Für die Mediziner müsse außerdem der Prozess einer solchen Rezeptausstellung im Arbeitsalltag einfach gestaltet sein, damit in Zukunft häufiger darauf zurückgreifen.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.