Es brauche angesichts der »Vorwärtsthemen« wie KI mehr Know-how, größere Einheiten, mehr Volumen. »Wir müssen aus den Formaten etwas machen«, so Redcare-SEO Olaf Heinrich. / © privat
Die Diskussionsrunde wurde mit Impulsvorträgen eingeleitet, den Anfang machte Matthias Staritz vom Veranstalter IQVIA. Die ständig sinkende Apothekenzahl hat praktische Folgen für die Versorgung: Für mehr als zwei Millionen Menschen hat sich nach IQVIA-Zahlen die Entfernung zur nächsten Apotheke vergrößert, für eine halbe Million davon sogar erheblich. Weitere Wege, selbst im kleineren Umfang, könnten aber für wenig mobile Patienten zur Herausforderung werden, ebenso in Akutsituationen, so Staritz.
Er stellte bei der Pharma-Trends-Tagung der sinkenden Apothekenzahl das Wachstum bei den Versendern gegenüber. Deren Umsatz habe sich von 2014 bis 2023 auf 3,5 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. »Die Online-Apotheke bedroht den Margenmix«, führte Staritz aus. Dazu kämen neue Player wie Drogeriemärkte oder Amazon, die die Kunden noch viel früher abfangen könnten.
Hilfe von der Politik gibt es vorerst nicht: Die versprochene Erhöhung des Fixums von 8,35 auf 9,50 Euro kommt nun vorerst nicht. Staritz rechnete vor, dass das Fixum inflationsbereinigt bei ungefähr 12 Euro liegen müsste. Schließlich seien die Kosten seit 2013 um rund ein Drittel gestiegen. Unter diesem Druck müsse sich die Apotheke neu erfinden, Staritz ist aber überzeugt, dass es die Apotheke vor Ort auch in Zukunft noch braucht.
Hamburgs Kammerpräsident Holger Gnekow hatte bei der Tagung Aufgabe und Gelegenheit, den Apothekenstandpunkt darzulegen. In 40 Jahren Inhaberschaft haben sich bei dem Chef der Adler-Apotheke einige Ideen angesammelt, Gnekow skizzierte, welche Zusatzangebote seine Apotheke in Hamburg schon macht und welche Aufgaben die Apotheken jetzt schon neben Beratung und Arzneimittelabgabe übernehmen.
Zur Sprache kamen unter anderem pharmazeutische Dienstleistungen, assistierte Telemedizin, mehr Impfmöglichkeiten, Ausbau von Testungen. Die Lange Nacht des Impfens, die im Oktober zum dritten Mal stattfand, habe gezeigt, wie gut solche niedrigschwelligen Angebote bei den Menschen ankämen.