»Quit the Shit« mit Medikamenten – geht das? |
| Sven Siebenand |
| 04.11.2025 15:00 Uhr |
Cannabis zählt zu den am häufigsten konsumierten psychotropen Substanzen weltweit. Zugelassene medikamentöse Optionen für die Behandlung einer Cannabiskonsumstörung gibt es bis dato keine. / © Adobe Stock/TaylerDerden
Der Szenebegriff »Shit« steht für Haschisch. »Quit the Shit« heißt ein Beratungsprogramm des Bundesinstituts für öffentliche Gesundheit, das ermöglichen soll, den Cannabiskonsum zu überdenken und zu reduzieren. Betroffene mit einer Cannabiskonsumstörung haben Schwierigkeiten, den Konsum einzuschränken oder zu beenden, obwohl dadurch bereits negative Auswirkungen auf Gesundheit, Arbeit oder soziale Beziehungen bestehen. Weltweit nimmt die Nachfrage nach Behandlungen zu – ein Trend, der sich durch die zunehmende Entkriminalisierung und Legalisierung von Cannabis voraussichtlich fortsetzen wird.
Derzeit konzentriert sich die Behandlung auf psychotherapeutische Optionen. Für pharmakotherapeutische Ansätze liegt bislang keine überzeugende Wirksamkeit vor. Ein Team um Dr. Francesca Spiga von der University of Bristol, Großbritannien, hat die Ergebnisse eines systematischen Reviews, der bis Mai 2024 verfügbare Studien berücksichtigte, publiziert. Die Untersuchung fasste die Ergebnisse von 37 randomisierten kontrollierten Studien mit insgesamt 3201 Teilnehmenden zusammen. Untersucht wurden unter anderem Präparate mit Δ9-Tetrahydrocannabinol (THC), Cannabidiol (CBD), Antikonvulsiva und Stimmungsstabilisatoren, N-Acetylcystein, Oxytocin sowie der FAAH-Inhibitor PF-04457845.
Keine der untersuchten Substanzen zeigte in der Auswertung eine klinisch relevante Überlegenheit gegenüber Placebo. Weder THC-haltige Präparate, CBD noch N-Acetylcystein, Oxytocin oder PF-04457845 reduzierten den Cannabiskonsum signifikant oder förderten die Abstinenz. Auch für Antikonvulsiva und Stimmungsstabilisatoren ergab sich keine verlässliche Evidenz für eine Wirksamkeit.
Hinsichtlich der Verträglichkeit traten unter den geprüften Substanzen nicht mehr unerwünschte Wirkungen auf als unter Placebo. Lediglich bei Antikonvulsiva und Stimmungsstabilisatoren wurde eine höhere Abbruchrate beobachtet. Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse wurden nicht vermehrt berichtet.
Die Studienautoren weisen auf die begrenzte Aussagekraft der Daten hin. Die Evidenzqualität sei häufig niedrig gewesen. Ursachen hierfür waren die geringe Anzahl und Größe der einzelnen Studien, teilweise widersprüchliche Resultate sowie potenzielle Verzerrungen durch Studienabbrüche.
Fazit: Nach aktuellem Forschungsstand existieren keine Medikamente, deren Wirksamkeit zur Behandlung der Cannabiskonsumstörung belegt ist. Psychotherapeutische Maßnahmen bleiben somit der Standard der Versorgung.