Pünktchen sehen – Grund zur Sorge? |
Mehr als 80 Prozent aller Menschen kennen das Phänomen der Glaskörpertrübungen. / Foto: Getty Images/Veronique Beranger
Gemütlich in der Sonne sitzen, vielleicht ein Buch lesen, entspannen: Das klingt wunderbar, wäre da nicht dieser kleine schwarze Fleck, der immer wieder durchs Blickfeld huscht. Oder die große Schliere, die bei jeder Augenbewegung sichtbar ist und beim Lesen schlichtweg nervt. Mehr als 80 Prozent aller Menschen kennen dieses Phänomen: Glaskörpertrübungen, die vor allem vor hellem Hintergrund wie weißen Wänden oder Papier sehr auffällig sein können.
»Mouches volantes« (französisch für »fliegende Mücken«) werden sie auch genannt. Und sie
können durchaus stören. Aber wie entstehen diese lästigen Trübungen eigentlich? Und sind sie gefährlich?
Dafür muss man sich den Glaskörper des Auges näher anschauen, also die Masse, die den Großteil des Inneren unseres Augapfels ausmacht. »Er ist eine gelartige Substanz, die den Raum zwischen Linse und Netzhaut ausfüllt«, sagt Professor Dr. Hans Hoerauf, Direktor der Universitätsaugenklinik Göttingen. Der Glaskörper besteht dabei zu etwa 98 Prozent aus Wasser, der Rest sind Kollagenfasern und Hyalozyten, eine bestimmte Art von Zellen.
Im Laufe des Lebens verändert sich die Zusammensetzung des Glaskörpers allerdings. Die Kollagenfasern können sich verdichten und zusammenklumpen, während der gelartige Teil flüssiger wird. »Dann kann es passieren, dass diese winzigen Strukturen innerhalb des Glaskörpers Schatten auf die Netzhaut werfen, die wir als Trübungen wahrnehmen«, erklärt Hoerauf.
Wirklich etwas dagegen unternehmen kann man nicht: »Mit zunehmendem Alter, meist ab dem 40. Lebensjahr, schrumpft der Glaskörper und verändert seine Struktur«, so der Augenarzt.
Und für kurzsichtige Menschen hat er noch eine schlechte Nachricht: Sie haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, Glaskörpertrübungen zu entwickeln, da sich ihr Glaskörper tendenziell früher und stärker verändert.
Diese Trübungen müssen dabei nicht zwingend stören: »Wenn sie recht nah an der Netzhaut, also quasi an der inneren Tapete des Auges hängen, dann sind die Schatten, die sie werfen, sehr intensiv. Wenn sie weiter weg liegen, verschwimmen sie mehr«, sagt Dr. Matthias Pollhammer. Er ist Facharzt für Augenheilkunde und Leiter des Ressorts Ophthalmochirurgie des Berufsverbands der Augenärzte. Oft stellt sich jedoch ein gewisser Gewöhnungseffekt ein, so der Augenarzt. Unser Gehirn lernt, diese Trübungen zu ignorieren. Bei einigen Menschen allerdings bleibt dieser Effekt aus.
»Es gibt sicher auch eine psychische Komponente«, sagt Hoerauf. »Der eine gewöhnt sich an die Glaskörpertrübungen, der andere wird darüber fast depressiv.« Zur Herausforderung kann das für Menschen in bestimmten Berufen werden. »Wenn man ständig ins Mikroskop schauen muss oder als technischer Zeichner immer weißes Papier vor Augen hat, dann können Trübungen schon sehr stören.«
Wer nun hofft, mit Hausmittelchen oder einer guten Lebensführung den Glaskörpertrübungen vorbeugen zu können, muss sich leider enttäuschen lassen: »Es gibt keine Zusammenhänge mit irgendwelchen Ernährungsgewohnheiten, UV-Einstrahlung oder anderen, veränderbaren Faktoren«, sagt Pollhammer. Auch die Hoffnung, die Trübungen könnten wie von Zauberhand einfach wieder verschwinden, ist vergeblich. »Mouches Volantes« können sich zwar verändern, sich aber eben nicht auflösen.