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HIV
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PrEP macht Impfung nicht überflüssig

Die Vereinten Nationen haben das erklärte Ziel, die HIV-Pandemie bis 2030 zu beenden. In Deutschland sind Fortschritte zu erkennen, auch dank des Einsatzes der Präexpositionsprophylaxe (PrEP), aber weltweit wird die Übertragung des Virus wohl nicht ohne einen effektiven Impfstoff zu stoppen sein. Der wird noch gesucht.
AutorKontaktChristina Hohmann-Jeddi
Datum 28.11.2018  09:40 Uhr

In Deutschland sinkt die Zahl der HIV-Neuinfektionen, wie neueste Daten des Robert-Koch-Instituts zeigen. Global betrachtet ist die HIV-Pandemie aber noch lange nicht gestoppt, denn in etwa 50 Ländern steigt die HIV-Neuinfektionsrate laut dem UN-Programm UNAIDS. Ohne eine Impfung wird die Pandemie weltweit nicht in den Griff zu bekommen sein. Doch auch mehr als 30 Jahre nach der Entdeckung des Erregers konnte noch kein effektiver Vakzinekandidat gefunden werden.

Was die Impfstoff-Entwicklung so schwierig macht, berichtete Professor Dr. Hendrik Streeck vom Institut für HIV-Forschung der Universität Essen kürzlich auf einer Veranstaltung von Janssen. Zum einen ist dies die Diversität des Virus, der in einer Vielzahl von Subtypen vorkommt. Zum anderen stellt die Oberflächenstruktur des ­HI-Virus ein Problem dar. Auf dessen Oberfläche sind nur sehr wenige der charakteristischen Spikes, die aus drei zusammengelagerten Hüllproteinen (Envelope) bestehen, vorhanden – zu wenig, als dass sie von Antikörpern effektiv gebunden werden könnten, so Streeck. Zudem sind die Hüllproteine stark glykolisiert, was die Immunantwort ebenfalls erschwert.

Magere Ausbeute

Aus diesen Gründen verlief die Suche nach einem effektiven Impfstoff bislang recht erfolglos: Von 400 Vakzinekandidaten in der klinischen Phase I schafften es etwa 28 in die Phase II und nur zwei in die Phase III, berichtete Streeck. Von diesen habe wiederum nur einer eine bessere Wirksamkeit als Placebo zeigen können. In der Phase-III-Studie RV144 wurde die Wirkung eines Primings mit ALVAC, einem Kanarienpocken-Vektor-Impfstoff, mit anschließender Boosterung mit dem bivalenten Impfstoff Aidsvax® B/E, der eine Untereinheit des Hüllproteins Env enthält, untersucht. Die Effektivität der Impfung betrug 31 Prozent.

Auch ein weiteres Prime-Boost-Regime wird derzeit klinisch getestet. In der Phase-I/IIa-Studie APPROACH wurde die Sicherheit und Immunogenität eines Primings mit dem Mosaik-Impfstoff Ad26.Mos.HIV und anschließender Boosterung entweder mit demselben Impfstoff oder einem adjuvantierten Clade C gp140-Impfstoff untersucht. Der Mosaik-Impfstoff besteht aus einem Schnupfenvirus (Adeno­virus) als Vektor, der genetisches Mate­rial für eine ganze Reihe von viralen ­Epitopen verschiedener HIV-Subtypen enthält, sodass der Impfstoff eine möglichst breite Immunantwort hervorrufen soll. Der gp140-Impfstoff enthält Trimere der Untereinheit gp140 des Env-Proteins.

In der Untersuchung zeigten sich beide Regime als sicher und bewirkten eine robuste humorale und zelluläre Immun­antwort. Am stärksten immunogen war das Regime mit der gp140-Boosterung. Die Daten wurden im Juli im Fachjournal »The Lancet« veröffentlicht (DOI: 10.1016/S0140-6736(18)31364-3).

In parallel durchgeführten Untersuchungen mit Affen hatte das Regime eine Effektivität von 67 Prozent gezeigt, berichtete Streeck. Dass die Immunantwort bei Tieren ähnlich ausfiel wie bei menschlichen Probanden, lasse vermuten, dass die Effektivität bei diesen ähnlich gut sein könnte.

Aufgrund der Ergebnisse hat der Hersteller Janssen bereits im vergangenen Jahr eine Wirksamkeitsstudie mit diesem mosaikbasierten Regime gestartet. In die Phase-IIb-Studie Imbokodo sollen 2600 Frauen zwischen 18 und 35 Jahren aus fünf afrikanischen Ländern eingeschlossen werden. Erste Ergebnisse werden 2021 erwartet, berichtete Streeck. Dann wird sich zeigen, wie hoch die Schutzwirkung ausfällt.

Hohe Schutzrate der PrEP

»Eine Effektivität, wie man sie von einer Impfung erwarten würde, hat die PrEP«, sagte Dr. Stefan Scholten, niedergelassener Infektiologe in Köln. Unter PrEP ist die vorsorgliche Einnahme von antiretroviralen Medikamenten durch HIV-Negative zur Vermeidung ­einer HIV-Infektion zu verstehen. Laut S2k-Leitlinie sollte einmal täglich die Kombination Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil eingenommen werden. Die Prophylaxe hat eine Effektivität von 86 Prozent, bei hoher Adhärenz sogar von bis zu 99 Prozent.

Seit Einführung der PrEP in San Fran­cisco konnte die Zahl der Neudiagnosen dort trotz steigender Testungszahlen halbiert werden, berichtete Scholten. Dass in Deutschland die PrEP nun Kassenleistung werden soll, begrüßte der Mediziner. Dies stelle allerdings eine logistische Großaufgabe dar, da die PrEP mit einigem Aufwand verbunden ist. Initial sei ein HIV-Test erforderlich, um eine bestehende Infektion auszuschließen. Dann sollten Personen unter einer PrEP engmaschig kontrolliert werden, da die Einnahme der antiretroviralen Medikamente mit Nebenwirkungen einhergehen kann. So ist alle drei Monate ein Nierenscreening nötig und ein weiterer HIV-Test. »Das ist ein Aufwand, den wir auf Dauer nicht leisten können«, so Scholten. Eine Impfung sollte die PrEP daher irgendwann ablösen.

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