Praxisteams protestieren in Berlin |
Foto: PZ/Anne Orth
Bundestagsabgeordnete und Vertreter der Ärzte- und Zahnärzteschaft versicherten den Protestierenden ihre Unterstützung. »Ohne das Praxispersonal würden die Praxen nicht funktionieren«, machte der gesundheitspolitische Sprecher der CSU, Stephan Pilsinger, deutlich. Er versprach, sich für weniger Bürokratie und bessere Honorare einzusetzen. Die Praxen bräuchten dringend einen Inflationsausgleich. Statt Gesundheitskioske auf den Weg zu bringen, müsse die Bundesregierung den ambulanten Sektor stärken, sagte der Bundestagsabgeordnete unter dem Jubel der Protestierenden.
»Es braucht bessere Rahmenbedingungen und es braucht Wertschätzung. An beidem fehlt es«, beschrieb Norbert Smetak, Vorstandsmitglied des Spitzenverbandes Fachärzte Deutschland (SpiFa), die Situation des Praxispersonals. Während der Pandemie hätten die Praxismitarbeiterinnen ohne Schutzausrüstung bei der Durchimpfung der Bevölkerung viel geleistet. Sie gingen auch »spitze« mit teilweise aggressiven Patienten um. Der Dank seien ein Spargesetz und die Gesundheitskioske. Smetak rief die Praxismitarbeiterinnen, Ärzte und Zahnärzte auf, auch künftig weiter zusammenzustehen. »Uns eint die Sorge um die ambulante Versorgung«, sagte Smetak und erinnerte daran, dass die Ärzteschaft am 2. Oktober einen großen Protest plane.
Auch Markus Beier, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, lobte die Praxismitarbeiterinnen. Sie seien keine Helferinnen, sondern Managerinnen. »Ohne euch gehen die Praxen zugrunde, und ohne die Praxen geht die ambulante Versorgung zugrunde«, sagte er. Dringend nötig sei eine Strukturpauschale, damit der Inflationsausgleich auch beim Praxispersonal ankomme. Martin Hendges, Vorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), bezeichnete die Praxismitarbeiterinnen als das »Herz unserer Praxen«. Zahnärzte, Ärzte und Praxispersonal müssten zusammenstehen und gemeinsam ein Zeichen in Richtung Politik setzen. »Wenn sich nichts ändert, wird das Gesundheitswesen irreversiblen Schaden nehmen«, warnte Hendges.
Am 18. August machten bereits Hunderte Ärzte und Psychotherapeuten ihren Unmut deutlich. Während einer Krisensitzung in Berlin verabschiedeten sie einen Forderungskatalog und übermittelten ihn anschließend Bundesgesundheitsminister Lauterbach. Unter anderem verlangten sie eine tragfähige Finanzierung, ein Ende der Budgetierung, weniger Bürokratie sowie eine Abschaffung von Regressen. Nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) soll der Minister bis zum 13. September zu den Forderungen Stellung beziehen und konkrete Umsetzungsschritte benennen.