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Biomarker

Präeklampsie früh erkennen

Hypertensive Störungen in der Schwangerschaft gefährden Mutter und Kind. Ein bereits bekannter Herz-Biomarker könnte zukünftig helfen, die lebensbedrohliche Krankheit Präeklampsie frühzeitig zu erkennen.
AutorKontaktNicole Schuster
Datum 09.01.2025  07:00 Uhr

Die Präeklampsie ist eine hypertensive Schwangerschaftserkrankung, bei der neben dem Leitsymptom Bluthochdruck mindestens eine Organbeteiligung auftritt. Sie zählt zu den Vorstufen der Eklampsie (Krampfanfälle in der Schwangerschaft) und entwickelt sich typischerweise nach der 20. Schwangerschaftswoche. Die früher auch als Schwangerschaftsvergiftung bezeichnete Störung zählt zu den Hauptursachen für maternale und perinatale Morbidität und Mortalität, besonders wenn die Krankheit früh in der Schwangerschaft beginnt.

Als Ursache gilt eine gestörte Plazentafunktion, wobei die genauen Pathomechanismen unklar sind. Die pathologisch veränderte Plazenta ruft eine Endothelerkankung der Mutter hervor, die zu den verschiedenen Symptomen der Präeklampsie führt.

Bluthochdruck (≥140/90 mmHg) als Leitsymptom und Proteinurie können dabei von weiteren, meist unspezifischen Symptomen wie Ödemen, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Oberbauchschmerzen, Sehstörungen, Übelkeit und Erbrechen begleitet sein. Neben der Plazenta (mit der Folge einer fetalen Wachstumsrestriktion) sind häufig die Nieren, das zentrale Nervensystem, die Leber, das hämatologische System und die Lunge betroffen. Im Labor lassen sich bei den Patientinnen erhöhte Leberwerte, eine niedrige Thrombozytenzahl oder Hämolyse, also der Abbau roter Blutkörperchen, feststellen.

2 Prozent der Schwangeren betroffen

Eine Präeklampsie betrifft mindestens 2 Prozent der Schwangeren. Risikofaktoren sind chronische Hypertonie, Autoimmunerkrankungen, Adipositas, Diabetes mellitus und Mehrlingsschwangerschaften. Zudem wird eine genetische Disposition angenommen. Frauen mit einer früheren Präeklampsie sind gefährdet, ein Rezidiv zu entwickeln.

Unbehandelt kann eine Präeklampsie zu schwerwiegenden Komplikationen wie den tonisch-klonischen Krampfanfällen einer Eklampsie, einem HELLP-Syndrom oder zu Organversagen führen. Das HELLP-Syndrom ist durch Hämolyse, Erhöhung der Leberwerte und niedrige Thrombozytenzahl gekennzeichnet und kann lebensbedrohliche Komplikationen wie zerebrale Blutungen, akute Niereninsuffizienz, Lungenödem oder Leberruptur verursachen.

Bisher sind die Möglichkeiten limitiert, Risikopatientinnen für eine Präeklampsie frühzeitig zu erkennen. Blutdruckmessungen, Urinanalyse und Laboruntersuchungen (Kreatinin, Leberenzyme, Thrombozytenzahl) können Hinweise auf ein Risiko geben. Zudem lassen sich Plazentainsuffizienzen per Doppler-Ultraschall detektieren.

Troponin I als neuer Biomarker

Als ein Marker gilt der sogenannte sFlt-1/PlGF-Quotient. Er gibt das Verhältnis des antiangiogenen Faktors sFlt-1 (soluble FMS like Tyrosine Kinase 1, typischerweise bei Präeklampsie erhöht) zum proangiogenen Wachstumsfaktor PIGF (Placental Growth Factor, typischerweise bei Präeklampsie vermindert) an.

Zukünftig könnte eine Präeklampsie durch die Messung von hochsensitivem kardialem Troponin I (hs-cTnI) zuverlässiger erkannt werden. Der Biomarker ist bereits in der Kardiologie zur Diagnose von Myokardschäden etabliert. In einer Studie des Universitätsklinikums Freiburg wurden hs-cTnI-Werte in mehr als 3700 Blutproben von mehr als 2200 schwangeren Frauen analysiert. Erhöhte hs-cTnI-Werte könnten demnach auf ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Präeklampsie hinweisen, bevor erste Symptome auftreten, heißt es in der Publikation im Fachjournal »Circulation« (2023). Die Integration von hs-cTnI in bestehende Vorhersagemodelle wie den sFlt-1/PlGF-Quotienten verbesserte in der Studie signifikant die Vorhersagegenauigkeit.

Einzige definitive Therapie: die Entbindung

Die Behandlung der Präeklampsie richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung und der Schwangerschaftswoche. Sie soll in erster Linie Symptome lindern und Komplikationen vermeiden. Die einzige definitive Therapie ist die Entbindung. Der Zeitpunkt wird individuell festgelegt, abhängig vom Zustand der Mutter und der Reife des Kindes.

Nach der 37. Schwangerschaftswoche wird häufig eine Geburtseinleitung empfohlen. Bei schwerer Präeklampsie oder Komplikationen wie dem HELLP-Syndrom kann ein sofortiger Kaiserschnitt notwendig sein, um das Leben von Mutter und Kind zu schützen.

Nach der Entbindung klingen die Symptome der Präeklampsie meist rasch ab. Dennoch ist eine Nachsorge wichtig, da betroffene Frauen ein lebenslang erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen haben.

Daten einer Kohortenstudie aus Schweden, die vor Kurzem im Fachjournal »JAMA« publiziert wurden, zeigen, dass Frauen, die während der Schwangerschaft an Hypertonie, Präeklampsie oder Eklampsie litten, nach der Geburt außerdem ein erhöhtes Risiko für neurologische Erkrankungen wie Migräne oder Epilepsie haben. Die Studie umfasste knapp 650.000 Frauen und verfolgte deren Gesundheitsentwicklung über durchschnittlich 7,7 Jahre. Die Autoren empfehlen eine erweiterte Nachsorge, um auch neurologische Symptome frühzeitig zu erkennen (DOI: 10.1001/jamaneurol.2024.4426).

Blutdruck vorsichtig senken

Bei einer leichten Präeklampsie wird Schwangeren Ruhe, Vermeidung von negativem Stress und körperliche Schonung geraten. Blutdruck, Urin- und Blutwerte werden engmaschig überwacht, um eine Verschlechterung frühzeitig zu erkennen. Ab Blutdruckwerten von 140/90 mmHg werden Antihypertonika eingesetzt. α-Methyldopa, Metoprolol und Nifedipin sind laut der S2k-Leitlinie »Hypertensive Erkrankungen in der Schwangerschaft: Diagnostik und Therapie« Mittel der Wahl.

Zu drastisch darf der Blutdruck aber nicht gesenkt werden, um eine plazentare Minderperfusion zu vermeiden. Um Krampfanfällen vorzubeugen, kann intravenös Magnesiumsulfat verabreicht werden. Bei drohender Frühgeburt werden Glucocorticoide verabreicht, um die Lungenreifung des ungeborenen Kindes zu fördern.

Frauen mit einem erhöhten Risiko für eine Präeklampsie wird empfohlen, ab der Frühschwangerschaft niedrig dosierte Acetylsalicylsäure (100 bis 150 mg, vorzugsweise abends) einzunehmen. Anaerobe Trainingsformen wie Krafttraining oder Yoga können das Erkrankungsrisiko effektiver senken als aerobes Training. Frauen beginnen damit idealerweise vor oder in der Frühschwangerschaft.

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