Polihexanid-Augentropfen bald als Fertigarzneimittel |
Annette Rößler |
04.06.2024 13:00 Uhr |
Beim Hantieren mit Kontaktlinsen ist strikte Hygiene wichtig, um eine Amöbenkeratitis zu vermeiden. / Foto: Adobe Stock/terovesalainen
Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat der italienischen Firma SIFI eine Zulassungsempfehlung für das Produkt Akantior® erteilt. Es handelt sich um Augentropfen mit dem altbekannten Antiseptikum Polihexanid in einer Konzentration von 0,8 mg/ml. Bestimmt ist das Präparat zur Behandlung von Erwachsenen und Kindern ab zwölf Jahren mit Amöbenkeratitis (Acanthamoeba-Keratitis).
Hierbei handelt es sich um eine seltene Form der Hornhautentzündung (Keratitis), die durch Einzeller der Gattung Acanthamoeba verursacht wird. Laut dem Erregersteckbrief des Robert-Koch-Instituts (RKI) sind Akanthamöben in der Natur weit verbreitete Opportunisten, die nur unter bestimmten Bedingungen pathogen sind. Bei der Amöbenkeratitis erfolge die Infektion meist indirekt über kontaminierte Kontaktlinsen; für die direkte Übertragung von Mensch zu Mensch gebe es keine Hinweise. Eine strikte Kontaktlinsenhygiene mit täglicher sorgfältiger Reinigung und regelmäßiger Erneuerung des Kontaktlinsenbehälters sei deshalb die wichtigste Präventionsmaßnahme.
Zu den möglichen Symptomen einer Amöbenkeratitis zählen laut RKI Fremdkörpergefühl im Auge, zunehmende Schmerzen, Tränen der Augen, krampfartiger Lidschluss (Blepharospasmus) und verschwommenes Sehen. Schreitet die Erkrankung fort, droht ein zunehmender Visusverlust. Die Therapie sei oft langwierig, aber in der Regel erfolgreich.
Die topische Anwendung von Polihexanid (oder Chlorhexidin) empfiehlt das RKI neben anderen Wirkstoffen als Eingangsmedikation, allerdings in einer geringeren Dosierung von 0,02 Prozent. Laut EMA waren die häufigsten Nebenwirkungen bei Anwendung des 0,08-prozentigen Präparats Akantior Augenschmerzen und -rötungen.