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Kassen wollen aut idem abschaffen

05.09.2005  00:00 Uhr

Kassen wollen aut idem abschaffen

von Patrick Hollstein, Berlin

Die Spitzenverbände der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) haben sich auf gemeinsame Positionen für eine künftige Gesundheitspolitik geeinigt. Unter anderem sieht das in Berlin vorgestellte Eckpunktepapier eine Abschaffung der Aut-idem-Regelung vor.

Der Konsens der GKV-Vertreter dürfte die meisten Beobachter allerdings enttäuschen: Konkrete oder gar neue Lösungsansätze sucht man in den dargelegten Positionen über weite Strecken vergeblich: Zu einer vergleichenden Bewertung der beiden GKV-Finanzierungsmodell wollten sich die Vertreter der acht großen Kassenverbände nicht durchringen. Auch bei den Strukturreformen war nur der Ruf nach mehr Wettbewerb und Sektorenüberschreitung zu vernehmen.

Umso bemerkenswerter, dass die Funktionäre vor allem bei der Medikamentenversorgung einen kurzfristigen Handlungsbedarf sehen. Zweistellige Steigerungsraten bei den Ausgaben machten es notwendig, neue Steuerungsinstrumenten einzuführen, erklärte der Vorstandsvorsitzende der bei den Verhandlungen federführenden Innungskrankenkassen (IKK), Rolf Stuppardt. Zu den neuen Waffen im Kampf gegen explodierende Medikamentenkosten zählt die Kosten-Nutzen-Bewertung bei der Neuzulassung. Diese Erkenntnis sollen sich in der Ausgestaltung des Leistungskataloges widerspiegeln.

Der aus Sicht der Apotheker prekärste Vorschlag der Kassenvertreter dürfte die Abschaffung der bisherigen Aut-idem-Regelung sein. Der Austausch durch die Apotheker habe sich nicht bewährt, sondern zu ausufernden Rabattschlachten geführt, die nicht den Verbrauchern zu Gute kämen, so die Kassenmeinung. Entsprechend sind dem gemeinsamen Papier zufolge »die pharmakologische Kompetenz des Arztes und seine Ausgabenverantwortung zugunsten einer rationalen, qualitätsgesicherten wie wirtschaftlichen Arzneimitteltherapie zu stärken«. Dies bedeutet die Abschaffung der generischen Substitution durch den Apotheker und deren Übertragung auf den Arzt. Jener soll über ein Bonus-Malus-System für seinen Griff ins Generikasortiment künftig haftbar gemacht werden. Die Kassen wollen die Ärzte nicht für die einzelne Verordnung in die Pflicht genommen. Vielmehr wird am Quartals- oder Jahresende abgerechnet: Erst wenn die Ausgaben einer Praxis über dem Durchschnitt liegen, zieht die Kasse dem verantwortlichen Mediziner Punkte ab. Umgekehrt darf sich der sparsame Arzt über eine Prämie freuen. Für die betriebswirtschaftlichen Belange der Apotheken bleibt dabei wenig Verständnis übrig: Es sei absolut keine Austauschmöglichkeit innerhalb von Referenzbereichen vorgesehen, so die nachdrückliche Versicherung.

ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf zeigte sich in einer ersten Stellungnahme verwundert über die Initiative der Kassen. »Der Vorwurf der Spitzenverbände ist schlicht weg falsch. Er entspricht noch nicht einmal dem, was die einzelnen Krankenkassen bereits realisieren.« Sie schlössen bereits Rabattverträge mit Pharmafirmen und nutzen den gesamten pharmazeutischen Sachverstand der Apotheker zum Wohle der Patienten. Wolf: »Wir laden die Spitzenverbände sehr herzlich ein, endlich das zu unterstützen, was ihre großen und wichtigen Mitgliedskassen längst praktizieren.«

Beim Gesundheitsministerium wies man die defensive Haltung des Positionspapiers zurück. Die Kassen müssten sich dem Wettbewerb stellen und lernen, ihre Leistungen als Produkte für die Versicherten zu begreifen, erklärte Gesundheitsministerin Ulla Schmidt. Jammern und Wehklagen über fehlende Gestaltungsmöglichkeiten müssten aufhören. Top

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