Politik

Die Ortskrankenkassen sind eindeutig die Verlierer der seit 1996
geltenden Kassen-Wahlfreiheit für die Versicherten. Sie haben in den
vergangenen zwei Jahren bundesweit etwa 1,37 Millionen Mitglieder
verloren. Ihr Marktanteil, bezogen auf alle 50,7 Millionen Beitragszahler in
der gesetzlichen Krankenversicherung, sank damit von 43,6 Prozent (Januar
1996) auf 40,9 Prozent (Januar 1998).
Die Betriebskrankenkassen (BKK) haben dagegen bislang am stärksten von der
neuen Wahlfreiheit profitiert. Das gilt vor allem für die begehrten freiwilligen
Mitglieder: Hier konnte die betriebliche Krankenversicherung bundesweit ihren
Marktanteil von zehn auf zwölf Prozent in den vergangenen zwei Jahren steigern.
Nach Angaben des BKK-Bundesverbandes hat sich damit bei den
Betriebskrankenkassen seit Januar 1996 die Zahl der freiwillig Versicherten um rund
28 Prozent von 575.000 auf knapp 740.000 erhöht. Zum Vergleich: In der
gesamten gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sind 6,1 Millionen freiwillig
versicherte Beitragszahler registriert.
Dagegen ist die Zahl der Betriebskrankenkassen. von 451 (Januar 1997) auf 381
(Januar 1998) zurückgegangen - die Fusionswelle rollt. Etwa ein Viertel der BKKs
sind geöffnet: Sie betreuen rund ein Drittel aller 5,7 Millionen BKK-Mitglieder.
Eklatante Unterschiede in der Bedeutung der einzelnen Krankenkassenart gibt es
nach wie vor zwischen Ost- und Westdeutschland. Während in den alten Ländern
die Ortskrankenkassen 39 Prozent aller GKV-Mitglieder betreuen, sind es zwischen
Elbe und Oder noch 48,8 Prozent (Stichtag 1.Januar 1998).
Ähnlich das Bild - nur mit umgekehrten Vorzeichen - bei den
Angestellten-Krankenkassen. Ihr Marktanteil lag im Januar dieses Jahres im Westen
bei 36,7 Prozent, im Osten dagegen nur bei 31,7 Prozent - jedoch mit steigender
Tendenz.
Welche Bedeutung das Handwerk für den "Aufschwung Ost" hat, dokumentiert sich
in Mitgliederzahlen der Innungskrankenkasse (IKK). Während die
Krankenversicherer des Handwerks in den alten Ländern 5,9 Prozent aller
GKV-Mitglieder versichern, sind es in Ostdeutschland 7,9 Prozent. In den neuen
Ländern sind die IKKs damit die drittgrößte Kassenart (vor den BKKs), in
Westdeutschland nur die viertgrößte (hinter den BKKs).
Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums hat die Kassen-Wahlfreiheit
Arbeitnehmer und Arbeitgeber seit 1996 erheblich entlastet. Durch den Wechsel zu
günstigen Kassen seien rund eine Milliarde DM an Beiträgen eingespart worden.
Auch Rentner könnten durch den Wechsel in günstigere Kassen mehr als 1.000 DM
im Jahr sparen. Leider sei dies noch kaum bekannt.
PZ-Artikel von Hans-Bernhard Henkel, Bonn



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