Heftige Reaktionen nach Pieck-Interview |
08.01.2001 00:00 Uhr |
Ein Bericht mit Zitaten des Sprechers der ABDA-Geschäftsführung Dr. iur. Johannes Pieck in der Rheinischen Post hat in der vergangenen Woche zu heftigen Reaktionen in der Apothekerschaft und bei der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Eschborn, geführt.
Die Rheinische Post (RP), eine der größten deutschen regionalen Tageszeitungen mit Sitz in Düsseldorf, titelte am 3. Januar 2001 ihren Beitrag mit Auszügen aus einem mit Pieck geführten Interview mit "Apotheken sind ersetzbar, der Arzt nicht".
Aus einem dreistündigen Gespräch, dass der Leiter des Ressorts Sozialpolitik bei der RP, Klaus Heinemann, mit Pieck führte, wurden nach Informationen der PZ-Redaktion nur einige, dafür umso brisantere Passagen für die Berichterstattung verwendet. Heinemann, der als ausgemachter Kenner der deutschen Apothekenlandschaft im vergangenen Jahr die Ehrennadel der ABDA erhalten hatte, beschreibt Pieck in seinem Beitrag als "ordnungspolitischen Gralshüter des bewährten deutschen Apothekenwesens". Pieck habe "an der Ruhestands-Schwelle eher düstere Visionen". Heinemann zitiert Pieck: "Das, was zurzeit in unserem Bereich geschieht, ist gefährlicher als Betrügereien von Ärzten. Ärzte kann man nicht abschaffen, Apotheker aber sehr wohl."
Der Berufsstand mache hinter einer ethischen Nebelwand "doch was er will". Heinemann schreibt, dass Pieck "diese breit angelegte Missachtung wesentlicher Gesetzesvorschriften bezüglich der Berufsausübung" umtreibe.
Wenige Tage vor Piecks 65. Geburtstag am 5. Januar und kurze Zeit vor der Pensionierung des Niederrheiners, der seit 34 Jahren für die ABDA tätig ist, sorgten die Äußerungen des Sprechers von ABDA, BAK und DAV für helle Aufregung. Und dies wohl zu Recht. Denn Piecks zitierte Äußerungen taugten nicht dazu, die Apothekerschaft in der Öffentlichkeit positiv darzustellen. Im Gegenteil: Pauschal wurden Kolleginnen und Kollegen in den Offizinen verunglimpft und an den Pranger gestellt. Der Beitrag erweckte den Eindruck, dass die illegalen Machenschaften eine breite Basis fänden und nicht auf Einzelne beschränkt seien.
Apothekerinnen und Apotheker empörten sich im Deutschen Apothekerhaus, machten ihrem Unmut Luft (siehe auch Forum in der Druckausgabe 02/01).
Pieck betonte in der Folge, dass seine Äußerungen aus dem Zusammenhang und isoliert dargestellt worden seien. Schließlich hätten er und Heinemann ein rund dreistündiges, zuweilen persönliches Gespräch geführt. Dabei sei es um zahlreiche Themen gegangen. Eigentlicher Hintergrund des seit Wochen vorbereiteten Beitrages war die bevorstehende Verabschiedung des Juristen; keine journalistische und sicher auch keine persönliche Abrechnung mit dem Apothekerstand. Daher habe Pieck auch auf eine inhaltliche Abstimmung mit Heinemann verzichtet.
Das jahrzehntelange und verdienstvolle Engagement Piecks für den Berufsstand steht diesem inhaltlich katastrophalen Zeitungsartikel gegenüber. Die isolierte Betrachtung und die mangelhafte Abstimmung der getätigten Aussagen brachten die Apothekerschaft öffentlich in die Bredouille.
Die Konsequenz: Kurz nach der Veröffentlichung nahm Pieck seinen Resturlaub bis zum
Ausscheiden aus seinem Amt zum Ende dieses Monats. In einer persönlichen Erklärung
übernimmt er die Verantwortung für die Veröffentlichung "und die mehr als
verständlichen Irritationen".
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