Politik
Die hohen Kosten und die geringe Transparenz des
Krankenhausbereiches beklagten die Teilnehmer der Podiumsdiskussion
"Wie teuer ist uns das Medikament?" unter Moderation von Dr. Paul
Hoffacker, Geschäftsführer der ABDA-Bundesvereinigung Deutscher
Apothekerverbände am 15. November 1997 in Potsdam. Die Ausgaben des
stationären Sektors müßten überprüft werden. Es könne nicht sein, daß
stets das Arzneimittel im Mittelpunkt aller Sparmaßnahmen steht.
Von der zu langen Verweildauer in Krankenhäusern sprach Staatssekretär Herwig
Schirmer, Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen, der die
"Individualisierung des einzelnen Patientenschicksals" in Kliniken mit Hilfe von
Managed Care unter Einbindung des Apothekers forderte. Die Fehlbelegung in den
Krankenhäusern sei permanentes Thema bei den Kassen, so Wolfgang Niebuhr,
Vorsitzender der AOK des Landes Brandenburg, der beklagte, daß bei allen
Bemühungen um Kostendämpfung und Kürzung der Verweildauer der Datenschutz
immer wieder einen Strich durch die Rechnung mache.
Auch Lothar Bochat, Leiter der Landesvertretung Brandenburg des VDAK,
kritisierte, daß der Krankenhausbereich bislang noch gar nicht angefaßt und
geschont worden sei. Vorrangiges Ziel der Kassen sei eisernes Sparen. Alle
Möglichkeiten zur Begrenzung der Kosten müßten ausgeschöpft werden, um die
Ausgaben den Einnahmen anzupassen beziehungsweise anzunähern. Insbesondere in
den Bereichen, in denen Ausgaben für Versicherte Ost über denen der Versicherten
West liegen, gelte es konsequent zu sparen. Dies betreffe nicht nur die
Krankenhäuser und Arzneimittel. Das gelte auch für Krankengeld und Fahrtkosten.
Wolle man das Motto "ambulant vor stationär" durchsetzen, so bedeute dieses, daß
sich Ärzte und Apotheker zu Gesprächen zusammenfinden müssen, betonte der
Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes, Hermann Stefan Keller, der
darauf verwies, daß das "Arzneimittel die preiswerteste Therapie ist und bleibt". Das
Sparen am Arzneimittel müsse endlich aufhören, so Keller.
Auch der LAV-Vorsitzende Dr. Hans Dobbert und der brandenburgische
Kammerpräsident Dr. Jürgen Kögel betonten, daß der Sachverstand der Apotheker
mehr einbezogen werden und das Arzneimittel wieder den ihm gebührenden
Stellenwert erhalten müsse. Sie forderten zu noch mehr Kooperation als bislang auf,
wobei sie es begrüßten, daß die Kassenärztliche Vereinigung starkes Interesse an
einer engeren Zusammenarbeit signalisiert. Mit Hilfe der apothekereigenen
Rechenzentren seien Verordnungsanalysen möglich, anhand derer jeder Arzt beim
Versuch der Einhaltung künftiger Richtgrößen wisse, wo er stehe.
PZ-Artikel von Christiane Berg, Potsdam

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