Pharmazeutische Zeitung online

Leistungsdifferenzierung für alle

28.10.2002  00:00 Uhr
Krankenkassen

Leistungsdifferenzierung für alle

von Daniel Rücker, Düsseldorf

Fast täglich kursieren neue Zahlen über das Defizit der Krankenkassen. Immer mehr Experten fordern deshalb strukturelle Änderungen. Einen radikalen Vorschlag macht der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Techniker-Krankenkasse, Hans-Dieter Koring auf einer Euroforum-Konferenz am 21. Oktober in Düsseldorf.

„Der Wettbewerb unter den Krankenkassen ist nicht mehr als ein Mythos. Es gibt keine Angebote, die eine Leistungsdifferenzierung ermöglichen.“ Wettbewerb um Leistungen sei aber die einzige Möglichkeit, die Krankenkassen wieder in finanziell sicheres Fahrwasser zu bringen, sagte Koring. Die aktuellen Reformvorschläge lehnt er deshalb ab. Sie geben den Kassen keinen Spielraum im Leistungsangebot.

Stattdessen schlägt Koring vor, die Trennung zwischen GKV und PKV aufzuheben und einen streng morbiditätsbezogenen Risikostrukturausgleich zur Finanzierung einzuführen. Auf der Basis fest kalkulierbarer Einnahmen könnten die Krankenkassen dann differenzierte Leistungspakete entwickeln.

In die wettbewerblich organisierte Krankenversicherung müssten nach Korings Vorstellung alle Bürger einbezogen werden. für die Kassen besteht ein Kontrahierungszwang. Aus einem staatlich festgelegten Beitragssatz ergibt sich das Finanzvolumen der Krankenversicherung. Die einzelnen Kassen erhalten aus diesem Geld für jeden Versicherten einen bestimmten Betrag, wobei dieser von der Morbidität abhängt. Die Versicherer kassieren also für einen Diabetiker deutlich mehr Geld als für ein gesundes Mitglied. So will Koring den Wettbewerb der Kassen um junge, gesunde Beitragszahler ausschließen: „Im Prinzip entspricht dies einem streng morbiditätsbezogenen Risikostrukturausgleich.“

Mit diesem Geld müssen die Kassen ihren Versicherten die staatlich festgelegte Grundversorgung anbieten. Kommt ein Versicherer nicht mit dem ihm zugewiesenen Betrag aus, muss er bei seinen Versicherten eine zusätzliche Kopfpauschale erheben, was seine Chancen im Wettbewerb natürlich erheblich verschlechtert. Kassen, die die Grundversorgung preiswerter organisieren, können ihren Versicherten Zusatzleistungen anbieten. Ohnehin steht es jeder Kasse frei, Zusatzangebote aufzulegen, die die Kunden gegen eine zusätzliche Gebühr wahrnehmen können.

Das von Koring vorgeschlagene Modell ist eine Kombination aus Elementen der privaten und der gesetzlichen Krankenversicherung. Während die Grundversorgung solidarisch und risikounabhängig finanziert wird, berechnen sich die Kosten für die Zusatzversorgung wie bei den privaten Krankenversicherungen risikoadäquat und nicht solidarisch. Für den solidarischen Teil will der TK-Vize am Sachleistungsprinzip festhalten. Bei den Wahlleistungen soll auch die Kostenerstattung möglich sein.

Voraussetzung für den Leistungswettbewerb der Kassen ist aus Korings Sicht der Abschied von der Pflicht zur einheitlichen und gemeinsamen Vertragsgestaltung. Nur wenn die Kassen Preise individuell aushandeln könnten, seien sie auch in der Lage, ihren Versicherten differenzierte Angebote zu unterbreiten.

Für unerlässlich hält er auch die Ausgliederung von versicherungsfremden Leistungen aus der GKV. Krankengeld, Mutterschaftsgeld, Kuren und Allgemein-Prävention seien Aufgaben, die entweder über Steuern oder individuell über Versicherungen finanziert werden sollten.

Mit dem Konzept will Koring weg von dem allein auf Ansprüche und Leistungszuteilung ausgerichteten Gesundheitswesen. In einem wettbewerblichen System erhalte der Bürger mehr Verantwortung und mehr Entscheidungsfreiheit. Er lerne, dass „Gesundheitsmanagement die individuelle Aufgabe des Einzelnen ist.“  Top

© 2002 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa