Pharmazeutische Zeitung online

»Voneinander und miteinander lernen«

10.10.2005  00:00 Uhr
Polnisch-deutscher-Apothekerkongress

»Voneinander und miteinander lernen«

von Christiane Berg und Brigitte M. Gensthaler, Krakau

Premiere in Polens alter Königsstadt Krakau: Zum ersten Mal trafen sich deutsche und polnische Apotheker zu einem gemeinsamen Fortbildungskongress. Weit mehr als 800 Kollegen nutzten die Chance zur Fortbildung und Begegnung.

Die Präsidentin der Bundesapothekerkammer (BAK), Magdalene Linz, bewertet den ersten polnisch-deutschen Apothekerkongress im Auditorium Maximum der Jagiellonischen Universität als Ausdruck und Symbol der guten Beziehungen zwischen polnischen und deutschen Apothekerinnen und Apothekern.

Die Kontakte seien schon seit einigen Jahren gepflegt und unter anderem während der BAK-Kongresse in Meran und Davos vertieft worden. Dort sei die Idee entstanden, einen gemeinsamen Kongress zu organisieren. Schon in der Vergangenheit habe es einige Treffen zwischen polnischen und deutschen Standesvertretern gegeben. Dort seien vor allem berufspolitische, wirtschaftliche und pharmazeutische Themen diskutiert worden. Im Mittelpunkt des Interesses habe der Erhalt des freien Heilberufes Apotheker gestanden.

Deutsche und polnische Apotheker seien sich seit langem einig, dass die Stärkung der pharmazeutischen Kompetenz und Qualität die einzige Strategie im Kampf gegen Kettenapotheken ist. »Information und Beratung sind unser wichtigstes Kapital«, sagte Linz, die detailliert die Qualitätsoffensive der deutschen Apotheker schilderte. Der Apotheker sei ein wichtiger Garant der Arzneimittelsicherheit. Gerade in der Selbstmedikation sei die Apotheke mehr denn je gefragt. »Voneinander und miteinander lernen«: Linz zeigte sich erfreut über die Förderung des gegenseitigen Verständnisses, das zum Wachstum eines gemeinsamen Europas beitrage. Sowohl der Präsident der Polnischen Pharmazeutischen Gesellschaft, Professor Dr. Janusz Pluta, als auch Dr. Andrzej Wróbel, Präsident der Haupt-Apothekerkammer Polens, werteten den Kongress als Chance zur gemeinsamen Fortbildung und Begegnung. Er sei ein Beleg, dass die Oder nicht länger abgrenzendes, sondern verbindendes Element zwischen den Völkern Europas ist.

Wettbewerb des Wissens

Nachdrücklich setzte sich Wróbel für die Stärkung der Fortbildung ein. Nachdem die Arzneimittel-Großherstellung weitgehend aus den Apotheken verschwunden ist, seien die individuelle Rezeptur und die Beratung der Patienten die wichtigsten Tätigkeitsfelder der Apotheker. Mit noch größerem Wissen könnten sie ihren Nutzen für die Patienten deutlicher umsetzen. In Zeiten der Kommerzialisierung müsse sich der Berufsstand entscheiden, welche Richtung er einschlagen will. Nur mit Engagement und Überzeugung könne er dazu beitragen, dass ein »Wettbewerb des Wissens, nicht nur der Preise« entsteht. Die polnischen Apotheker müssten sich zudem gegen existenzbedrohende Einschränkungen ihrer Selbstverwaltung verwahren.

Die Zukunft der Völker liegt in der Normalität des alltäglichen Lebens und Polen sei heute »ein ganz normales demokratisches Land«, konstatierte Professor Dr. Wladyslaw Bartoszewski, zweimaliger Außenminister von Polen. In seinem Eröffnungsvortrag ­ in deutscher und polnischer Sprache gehalten ­ analysierte er die bilateralen Beziehungen der beiden Länder in den letzten 20 Jahren.

Die deutsche Wiedervereinigung sei eine der heikelsten Fragen der polnischen Innenpolitik gewesen, erinnerte er. Viele Landsleute hatten befürchtet, von zwei starken Ländern ­ Deutschland und Russland ­ eingegrenzt zu sein, denn kein anderes europäisches Land hatte im Lauf seiner Geschichte »so wenig Glück mit seinen Nachbarn«. Doch die revolutionären Veränderungen in Osteuropa, ausgehend von Polen, haben neue Perspektiven für ganz Europa eröffnet, sagte der international geehrte Historiker und Schriftsteller. Dass die Gestaltung der deutsch-polnischen Beziehungen bedeutend für Europa sein würde, sei von Anfang an klar gewesen.

Die vertragliche Bestätigung der Oder als deutsch-polnische Grenze 1990 habe die Versöhnung ermöglicht, doch erst nach dem Abzug der russischen Truppen 1993 habe Polen sich wirklich souverän gefühlt. Bis Mitte der 90er-Jahre verbesserten sich die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen beider Länder stetig; auf kulturellem, sozialem und wissenschaftlichem Gebiet arbeiteten viele Institutionen grenzübergreifend. Die Versöhnung der Völker müsse ständig weiterentwickelt werden, sagte Bartoszewski.

Weitere Meilensteine, die von Deutschland unterstützt wurden und die polnische Außenpolitik veränderten, waren die Aufnahme Polens in die NATO im März 1999 und der Beitritt zur Europäischen Union im Mai 2004. Mit weitreichenden Folgen: »Frieden und Wohlstand können sich jetzt in Mittel- und Osteuropa ausbreiten.« Doch die Gemeinschaft habe mehr Ziele als wirtschaftlichen Wohlstand; sie sei eine »Union der Werte«, sagte der Politiker und verwies auf die kulturellen, im Christentum verankerten Wurzeln Europas. Auch aus diesem Grund gehöre Polen zu Europa. Zudem bedeute die erweiterte Union mehr Sicherheit für Westeuropa. Auch Deutschland habe erstmals seit langem sichere Grenzen.

Die Vollendung Europas bezeichnete Bartoszewski als Herausforderung. Die Ukraine könne langfristig gesehen der EU beitreten. Auch andere Länder wie Georgien werden langfristig eine Mitgliedschaft anstreben. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden »Wahrheit, Freiheit und Demokratie« in Deutschland und Polen erreicht und die beiden Länder wüssten um die daraus resultierende Verantwortung, hob er hervor. Als »Partner auf gleicher Augenhöhe« wolle man den europäischen Gedanken weiterentwickeln. Top

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