Politik
Was tut das Bonner Büro der ABDA, werden sich manche Leser fragen.
Einerseits ist die Arbeit von Lobbyisten schwer zu quantifizieren,
andererseits gehört es zum guten politischen Brauch, informelle Treffen und
Hintergrundgespräche vertraulich zu behandeln. Wer gegen dieses
ungeschriebene Gesetz verstößt, hat ausgespielt. Das respektiert die PZ,
fragte aber trotzdem bei Rechtsanwältin Ruth Heintskill, Leiterin des
Bonner ABDA-Büros in der Achim-von Arnim-Straße nach. Eine - und das
liegt in der Natur der Sache - unvollständige Bilanz.
Neujahrsempfänge häufen sich im Januar im Kalender. Parteien, Landesvertretungen
und Verbände laden ein. Sehen und gesehen werden. "Wir sind zurück auf dem
Bonner Parkett und werden auch nach den Weihnachtsferien und dem
Jahreswechsel an unseren Vorsätzen festhalten und mit neuer Energie die gesteckten
Ziele anstreben", will man vermitteln. Daneben beginnen erste Vorbereitungen für
große Termine im laufenden Jahr. 1997 war dies zum Beispiel der
Abschiedsempfang für Klaus Stürzbecher nach 26 Jahren Amtszeit als
ABDA-Präsident. Wer spricht ein Grußwort, wer hält den Festvortrag, wie lang
wird die Gästeliste? Hier muß professionell geplant und organisiert werden.
Es folgen im Laufe des Jahres eine Reihe von Veranstaltungen etwa der
Friedrich-Ebert-Stiftung, der Mittelstandsvereinigung und des Wirtschaftsrates der
CDU, zahllose Pressekonferenzen der Spitzenverbände der Krankenkassen, der
Ärzte- und Arzneimittelhersteller-Verbände zu den geplanten
GKV-Neuordnungsgesetzen (1. und 2. NOG). Das ABDA-Haus, am Rande des
Regierungsviertels gelegen, ist im Bonn der kurzen Wege gelegentlich auch ein Ort,
an den nicht nur die Fraktionsreferenten aller Parteien gerne zu einem vertraulichen
Gespräch kommen. Auch ein Bundesminister war gelegentlich zum Arbeitsfrühstück
zu Gast.
Vor der Anhörung zum 2. NOG beispielsweise hat die ABDA eine umfangreiche
Stellungnahme erarbeitet und mit zahlreichen Materialien zur Entscheidungsfindung
der Verantwortlichen beigetragen. Die gilt es, auch persönlich an die Abgeordneten
zu transportieren und auf die besonders wichtigen Aspekte hinzuweisen, damit nicht
nach den "drei G" verfahren wird: gelesen, gelacht, gelocht.
Bisweilen gibt es auch Sonderaufträge, beispielsweise die Vermittlung von
EU-Kommissar Dr. Martin Bangemann, der dann im April einen Vortrag beim
Wirtschaftsforum des Deutschen Apothekerverbandes hielt.
Darüber hinaus tagen im Bonner Haus auch die Vorstände von ABDA, DAV und
Bundesapothekerkammer, wenn sich deren Termin mit einzelnen Gesprächen in
Bonn verbinden lassen. Einmal im Jahr, zum Sommerfest der ABDA, trifft sich die
gesamte Creme de la Creme der deutschen Gesundheitspolitik gemeinsam und
offiziell. Rund 200 Gäste haben 1997 die Gastfreundschaft der
Apothekerorganisationen genossen. Auch hier konnten in Randgesprächen wichtige
Argumente zum Beispiel zur Bundesratsinitiative von Berlin zur Änderung des
Apothekengesetzes ausgetauscht und plaziert werden. Das Engagement der
Apothekerschaft, zur Aufklärung der Bevölkerung über die Änderungen in Folge der
dritten Stufe der Gesundheitsreform beizutragen und insbesondere das
Zuzahlungshandling offensiv und verständlich zu transportieren, fand unter anderem
ehrliche Anerkennung.
Im Juli und August sind Parlamentsferien. Im Bonner Haus wird die Zeit genutzt, um
diejenigen zu sprechen, die in den Sitzungswochen keine Termine mehr frei hatten.
"Stallwache" heißt aber auch: archivieren, recherchieren, koordinieren und sich auf
den gesundheitspolitisch oft stürmischen Herbst vorbereiten.
Nicht nur die Politik hält die Standesvertretung auf Trab. Ab September stehen
neben dem Deutschen Apothekertag mit der Expopharm zahlreiche Haupt- und
Jahresversammlungen auf dem Terminplan, ebenso wie Seminarkongresse,
Fortbildungsveranstaltungen, Hearings, Pressekonferenzen der ABDA und natürlich
immer wieder Gespräche, Gespräche, Gespräche. Und die müssen vertraulich
bleiben.
Artikel von der PZ-Redaktion

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