Hausapotheke gegen DocMorris |
09.09.2002 00:00 Uhr |
von Christiane Berg, Hannover
„Qualität und Wirtschaftlichkeit gehen Hand in Hand“: Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz am 5. September stellten der BKK Landesverband und der Landesapothekerverband Niedersachsen das von beiden Partnern in einem Vertrag definierte Modell des „Hausapothekers“ vor.
Von einem „absoluten Novum“ und einer „neuen Form der Kooperation“ sprachen Heinz-Günter Wolf, Vorsitzender des LAV und ABDA-Vizepräsident, sowie Ingo Werner, Vorstandsvorsitzender des BKK-Landesverbandes. Wolf und Werner verwiesen auf die „dreifache Win-win-Situation“, wenn sich chronisch kranke BKK-Versicherte für mindestens ein Jahr durch ihre spezielle Hausapotheke bedarfsgerecht und gegebenenfalls bis ans Krankenbett versorgen lassen.
„Apotheken können durch Kundenbindung ihren Einkauf an Medikamenten und Medizinprodukten besser planen und so Kosten reduzieren. Sie zeigen durch die Vereinbarung mit der BKK, dass sie innovativ auf die Ansprüche von Patienten und Krankenkassen reagieren“, betonte Wolf. „Wir wollen uns weiterentwickeln entsprechend den Bedürfnissen der Bevölkerung“, sagte der oberste LAV-Repräsentant. Er informierte die Journalisten über bestimmte Serviceleistungen der Apotheke, in deren Genuss der in das Projekt eingeschriebene BKK-Versicherte kommt. Dazu gehört die Lieferung der apothekenpflichtigen Waren nach Hause inklusive Beratung in allen Arzneimittel-Fragen bis hin zur Überprüfung der häuslichen Arzneimittelbestände.
Ab dem Tag der Einschreibung gewähre die Apotheke den BKK-Versicherten einen Preisnachlass von fünf Prozent auf alle nicht-apothekenpflichtigen Artikel, die nicht von der Krankenkasse erstattet werden, teilte Wolf mit. Zu einem späteren Zeitpunkt sei mit Zustimmung des Patienten auch die Erstellung von Medikationsprofilen und Arzneimitteldossiers geplant. Dies soll die Qualität der Versorgung mit Arzneimitteln weiter verbessern und Nebenwirkungen reduzieren. Wolf hob dies als „gewaltigen Schritt für den Verbraucherschutz“ hervor.
Auch die Betriebskrankenkassen profitieren von Einkaufsvorteilen der Apotheke beim Bezug von Medizinprodukten und Hilfsmitteln. So würden Diabetes-Teststreifen im Rahmen der angestrebten Dauerversorgung preiswerter, bestätigte Werner. Er zeigte sich erfreut über die geplanten Einsparungen und über den „Innovationsvorsprung“ der BKK gegenüber anderen Kassen. Ziel sei es, dieses Angebot bei Dauerbezug gegebenenfalls auch auf Medikamente auszuweiten. Der BKK Landesverband werde nicht weiter für den Bezug von Arzneimitteln über DocMorris werben, sondern die Vorteile des Modells Hausapotheke propagieren, machte Werner deutlich. „Mit dieser Vereinbarung brauchen wir den Versandhandel nicht mehr, zumal sie qualitative Versorgung gewährleistet, die der Versandhandel nicht leisten kann“, sagte er.
Die beiden Vertragspartner machten gegenüber den Medien deutlich, dass
die Mitwirkung der BKK-Versicherten an dem Modell Hausapotheke auf
Freiwilligkeit beruht und der Erfolg des bundesweit bislang einmaligen
Übereinkommens von der Höhe der Zahl der Interessenten und somit „von der
Überzeugungsarbeit abhängt, die BKKs und Apotheken leisten“. Mit der
ebenfalls freiwilligen Teilnahme an diesem Modell dokumentiere jede
Apotheke, „dass sie bereit ist, zukunftsfähig zu sein“, konstatierte der
stellvertretende LAV-Vorsitzende Peter Braem.
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