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Besser als die Bürgerversicherung

05.07.2004  00:00 Uhr

Versorgungswerke

Besser als die Bürgerversicherung

von Daniel Rücker, Essen

Professor Dr. Bert Rürup lobt selten die Apotheker und ihr Tun. Am vergangenen Donnerstag machte er eine Ausnahme. Die berufsständische Altersversorgung hält der Darmstädter Ökonom für vorbildlich. Die Versorgungswerke zu Gunsten einer Bürgerversicherung abzuschaffen, wäre ein großer Fehler.

Das grundlegende Problem der gesetzlichen Altersversorgung in Deutschland sei die Umlagefinanzierung, sagte Rürup auf einer Festveranstaltung zum 25-jährigen Bestehen des Versorgungswerks der Apothekerkammer Nordrhein. Der Generationenvertrag könne nur bei einer intakten Altersstruktur der Bevölkerung und geringer Arbeitslosigkeit Nachhaltigkeit garantieren. Beide Voraussetzungen seien in Deutschland nicht mehr gegeben. Deshalb müssten sich die Versicherten auf geringere Leistungen und steigende Beitragssätze einstellen.

Rürup hält eine Bürgerversicherung bei der Rente für einen absolut untauglichen Weg, die Rente zukunftssicher zu machen. Sie basiere wie die aktuelle BfA-Rente auf dem stark demographieabhängigen Umlageverfahren. Alleiniger Unterschied sei das größere Versichertenkollektiv, da in die Bürgerversicherung auch Beamte, Selbstständige und angestellte Freiberufler einbezogen würden. Deren Zahlungen in die Bürgerversicherung seien auch zu gering, um die Beitragssätze nennenswert abzusenken, so Rürup. Gerade mal 0,01 Prozentpunkte müssten die Versicherten weniger bezahlen.

Angesichts dieser Zahlen kann Rürup die immer wiederkehrenden Forderungen von SPD-Politikern und einigen regierungsnahen Beratern nach einer Abschaffung der berufsständischen Versorgung zu Gunsten einer Bürgerversicherung nicht nachvollziehen. Das Ziel sei dabei wohl eher eine neue Vermögenssteuer. Rürup, mit deutlichem Seitenhieb auf Kommissionskollegen Professor Dr. Karl Lauterbach: „Es gibt in Deutschland keinen Ökonom, der die Bürgerversicherung will.“

Bestandsschutz

Der Kommissionsvorsitzende hält die Gefahr für die Versorgungswerke jedoch für extrem gering. Denn ihre Abschaffung sei nicht nur ökonomisch und fiskalisch unsinnig, es gebe auch verfassungsrechtliche Bedenken. Artikel 14 Grundgesetz erlaube es nicht, die ohne staatliche Hilfe in Versorgungswerken erworbenen Ansprüche in die staatliche Rentenversicherung zu überführen. Da auch in den Versorgungswerken ein Teil der Ansprüche umlagefinanziert sei, dürfte es auch nicht möglich sein, den Altmitgliedern Bestandsschutz zu geben, Berufseinsteigern den Weg in die Versorgungswerke zu versperren.

Statt sich Gedanken zu machen, wie man die berufsständische Versorgung in die Bürgerversicherung überführen kann, sollten Politiker darüber nachdenken, welche Eigenschaften der Versorgungswerke der gesetzlichen Rentenversicherung helfen könnten. Die Kombination aus Kapitaldeckung und Umlagefinanzierung sei zwar nicht immun gegen demographische Verwerfungen, aber zumindest deutlich stabiler. Langfristig könne die Rente nur funktionieren, wenn sie stärker nach dem Prinzip der Kapitaldeckung funktioniere.

Anschließend machte Karl-August Beck, Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft der Berufsständischen Versorgungswerke, deutlich, die Apotheker hätten sich nicht „aus der Solidargemeinschaft gestohlen“, sie seien mit der Rentenreform 1957 aus der Rentenversicherung ausgeschlossen worden. Was damals als Notlösung gestartet sei, habe sich in den nachfolgenden Jahren zu einem echten Erfolgsmodell entwickelt.

Erfolgreich war ohne Frage auch das Versorgungswerk der Apothekerkammer Nordrhein in den 25 Jahren seines Bestehens. Wie der Vorsitzende des Aufsichtsführenden Ausschusses Rolf Lücker ausführte, hat es aktuell rund 7600 Mitglieder und wird in diesem Jahr die Schallmauer von 1 Milliarde Anlagevermögen durchbrechen. Als Personen, die das Versorgungswerk in den vergangenen 25 Jahren maßgeblich vorangebracht haben, nannte Lücker, die ehemaligen Kammerpräsidenten Albert Peterseim und Karl-Rudolf Mattenklotz, die aktuelle Präsidentin Annelise Menge, die lange Jahre den Vorstand des Versorgungswerkes führte, dem ehemaligen Geschäftsführer Peter Weidinger und dem aktuellen Stephan Janko sowie Dieter Strähnz. Auch Menge hob hervor, dass das Versorgungswerk sich als Selbsthilfeeinrichtung der Apotheker in den letzten 25 Jahren vorbildlich entwickelt habe. Top

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