Pharmazeutische Zeitung online

Ärzte und RKI fordern Verbot in der Tiermast

12.02.2001  00:00 Uhr

ANTIBIOTIKA

Ärzte und RKI fordern Verbot in der Tiermast

von Ulrike Wagner, Eschborn

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) begrüßt die Ankündigung der deutschen Verbraucherschutz- und Landwirtschaftsminister, Tierarzneimittel nur noch für den Krankheitsfall zuzulassen. Die Aktivitäten auf europäischer Ebene gehen den Ärzten jedoch nicht weit genug.

"Maßlos enttäuscht" zeigte sich Professor Dr. Dieter Höffler, stellvertretender Vorsitzender der AkdÄ, über die Entscheidung der EU-Agrarminister, Antibiotika in der Schweinezucht erst im Jahr 2005 endgültig zu verbieten. Die AdkÄ fordere bereits seit Jahren, dass Tierärzte Antibiotika nur bei klaren Indikationen einsetzen dürfen und Verstöße Sanktionen nach sich ziehen müssen. Zudem sollten Antibiotika nur noch auf Rezept erhältlich sein und nicht als Futtermittel eingesetzt werden.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) begrüßte die Initiative der Bundesregierung für ein EU-weites Antibiotika-Verbot in der Tiermast. Die Mehrheit der Mitglieder des Agrarministerrates hat dies kürzlich unterstützt. Daraufhin hat David Byrne, EU-Kommissar für Verbraucherschutz, den Vorschlag für ein EU-weites Verbot für Mitte des Jahres angekündigt.

Dass Antibiotika-Resistenzen von Masttieren auf Infektionserreger beim Menschen weitergegeben werden, daran lässt das RKI keine Zweifel. Eigene Arbeiten und Untersuchungen des Nationalen Veterinärinstituts in Kopenhagen hätten dies inzwischen belegt. Derzeit sind noch vier Antibiotika als Leistungsförderer erlaubt: Avilamycin, Flavomycin, Salinomycin und Monsenin. Alle vier Substanzen werden in der Klinik nicht verwendet. Allerdings sind bereits Resistenzen gegenüber Streptograminen wie Quinupristin/Dalfopristin aufgetaucht, als die Antibiotika noch gar nicht verwendet wurden. Das RKI begründet dies damit, dass die beiden Wirkstoffe strukturell mit Virginiamycin verwandt sind, das Bauern bis vor kurzem in der Tiermast einsetzten.

Virginiamycin wurde wie Avoparcin, Bacitracin, Spiramycin und Tylosin als Leistungsförderer von der EU-Kommission Ende der 90er Jahre verboten. Mit positiven Folgen, belegen Studien des RKI. So waren 1994 bei 12 Prozent der gesunden Teilnehmer einer Studie Enterokokken mit Glykopeptid-Antibiotika-Resistenz aufgetreten. Im Spätsommer 1997, eineinhalb Jahre nach dem Verbot von Avoparcin in Deutschland, ließen sich resistente Erreger nur noch bei etwa 3 Prozent der gesunden Probanden nachweisen.

Zudem hätten andere Länder gezeigt, dass es auch ohne Leistungsförderer in der Tiermast geht. Schweden hat deren Einsatz bereits 1988 verboten, in Dänemark haben Geflügel- und Schweinzüchter auf freiwilliger Basis in den vergangenen zwei Jahren auf Antibiotika als Masthilfe verzichtet, berichtet das RKI. Außerdem habe eine große Studie in Bayern Ende der 90er Jahre gezeigt, dass beim Verzicht auf antibakterielle Leistungsförderer ein Kilogramm Schweinefleisch um weniger als zehn Pfennig teurer würde. Top

© 2001 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa