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Beherrschbar, aber immer noch nicht heilbar

08.10.2001  00:00 Uhr

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PHARMACON MALLORCA

Beherrschbar, aber immer noch nicht heilbar

Die Zahl der Kinder, die unter Neurodermitis leiden, steigt kontinuierlich an. Derzeit sind etwa 10 bis 13 Prozent aller Kinder unter sieben Jahren betroffen. Bei der Mehrheit bessert sich die Krankheit im Erwachsenenalter. Rund 60 Prozent würden symptomfrei oder erlebten zumindest eine deutliche Besserung des Leidens, erläuterte Dr. Wolf Nürnberg, Dermatologe an der Ostseeklinik Kühlungsborn.

In den vergangenen Jahren sind die Wissenschaftler den Ursachen für die Erkrankung immer besser auf die Spur gekommen. So konnte in Zwillingsstudien geklärt werden, dass die genetische Prädisposition ein wesentlicher Grund für die Neurodermitis ist. Dabei spielt es allerdings offensichtlich eine geringere Rolle, ob nur ein oder beide Elternteile selbst Neurodermitis hatten. Auch andere atopische Erkrankungen wie Asthma oder Allergien erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass der Nachwuchs erkrankt.

Verantwortlich für diese Disposition ist eine Vielzahl von Genen, die vor allem auf den Chromosomen 5 und 11 lokalisiert sind. Vollkommen unklar ist noch, warum eine Atopie der Mutter ein größeres Risiko für das Kind bedeutet als eine Erkrankung des Vaters.

Neben der genetischen Prädisposition haben exogene Faktoren eine Triggerfunktion für den Ausbruch der Krankheit. In der Diskussion sind neben Nahrungsmitteln auch die Häufigkeit von Infektionen im Kindesalter. Uneins sind sich die Wissenschaftler, inwieweit Umweltfaktoren die Neurodermitis begünstigen.

Bei den meisten Patienten ist das Immunsystem aus der Balance geraten. Sie weisen eine Typ-1-Sensibilisierung gegenüber Umweltallergenen auf und haben erhöhte Serumspiegel des Immunglobulins E. Ursache dafür ist laut Nürnberg eine verstärkte TH2-Antwort und eine schwächere TH1-Antwort. Wenn im Laufe der Zeit die Schwere der Erkrankung abnimmt, pendelt sich das Verhältnis wieder auf einen normalen Wert ein.

Bei der Diagnose der Erkrankung müsse zwischen der Diagnostik der Neurodermitis und der Diagnostik der Triggerfaktoren unterschieden werden, stellte Nürnberg fest. Am Anfang der Untersuchung stehen die Anamnese und der Test, welche Allergien beim erkrankten Kind und seiner Familie auftreten. Im nächsten Schritt werden "in detektivischer Kleinarbeit" krankheitsauslösende und -unterhaltende Faktoren bestimmt.

Bei der Therapie steht laut Nürnberg die Karenz von Kontakt-, Aero- und Bakterienallergenen an erster Stelle. Staphylokokken, die bei 90 Prozent der Atopiker auf der Haut gefunden werden, müssen mit Antibiotika beseitigt werden. Tierhaare sollten in jedem Fall vermieden werden.

Neben der Eliminierung der Triggerfaktoren ist die dermatologische Therapie wichtig. Gegen die trockene Haut der Neurodermitiker empfiehlt Nürnberg eine wirkstofffreie Öl-in-Wasser- oder Wasser-in-Öl-Salbe. Akute Entzündungen müssen zusätzlich mit Glucocorticoiden therapiert werden. Für die Zukunft erwartet der Dermatologe außerdem eine immunsuppressive Therapie mit den Substanzen Tacrolimus und Sirolimus. Unter dem Handelnamen Protopic soll bereits im nächsten Frühjahr ein Tacrolimus-Präparat für die Indikation Neurodermitis auf den Markt kommen.

Als nichtmedikamentöse Option nannte Nürnberg die UV-Therapie. Unerlässlich sei darüber hinaus eine begleitende psychotherapeutische Behandlung. Angesichts der Therapievielfalt sieht Nürnberg keinen Grund zum Fatalismus: "Die Neurodermitis ist zwar nach wie vor nicht heilbar, sie ist aber heute gut beherrschbar." Top

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