Pilotprojekt belegt Nutzen von Stationsapothekern |
Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen profitieren in vielerei Hinsicht von einer pharmazeutischen Betreuung – so das Fazit eines Projekts. / © Adobe Stock/Jo Panuwat D
Weltweit sind etwa sechs bis acht Millionen Menschen von einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) betroffen, wobei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa die beiden häufigsten Formen sind. Die Patienten leiden an einer Vielzahl von mitunter sehr schwerwiegenden gastrointestinalen Symptomen, oftmals aber auch an zusätzlichen entzündungsbedingten Beschwerden, zum Beispiel der Haut.
Im Zentrum der Behandlung steht zunächst eine möglichst rasche Abheilung der entzündeten Darmschleimhaut sowie anschließend eine idealerweise dauerhafte Remission. Neben klassischen Therapieoptionen wie Aminosalicylaten, Corticosteroiden und Immunmodulatoren stehen mittlerweile zahlreiche Biologika zur Verfügung, die gegen verschiedene Zielstrukturen wie TNF-α oder Interleukin-23 gerichtet sind. Diese neueren, zielgerichteten Therapieansätze ermöglichen häufig eine signifikante Verbesserung der CED-Behandlung im Vergleich zu den herkömmlich angewendeten Substanzen.
Dennoch spricht eine große Zahl der Patienten nur unzureichend oder nicht dauerhaft auf diese Therapien an, sodass teilweise verschiedene Substanzklassen kombiniert werden müssen. Dies erhöht das Risiko von Arzneimittelinteraktionen und Nebenwirkungen drastisch. Darüber hinaus kann es auch bei Patienten, die sich endoskopisch in Remission befinden, weiterhin zu mitunter sehr belastenden gastroenterologischen Symptomen kommen. Viele der Betroffenen nehmen daher – häufig nach Eigenrecherche – weitere Arzneimittel, Nahrungsergänzungsmittel oder alternative Heilmittel ein beziehungsweise zeigen einen deutlich erhöhten Beratungsbedarf in diesem Bereich.
Aufgrund dieser Problematik wurde in einem interprofessionellen Pilotprojekt am Universitätsklinikum Regensburg (UKR) die pharmazeutische Mitbetreuung von CED-Patienten implementiert. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachmagazin »Frontiers in Medicine« publiziert. Zudem wurde die Initiative mit dem ADKA-Innovationspreis 2025 ausgezeichnet.
In Kooperation mit der Klinik für Innere Medizin I befragte das Apothekenteam dabei ausgewählte Patienten der CED-Spezialsprechstunde vor ihrem Behandlungstermin mithilfe eines standardisierten Fragebogens zu ihrer aktuellen Therapieadhärenz beziehungsweise zu Bedenken bezüglich der CED-Behandlung und Wünschen nach weiterer pharmazeutischer Beratung. Darüber hinaus wurde anhand des vorliegenden Medikationsplans ein detaillierter AMTS-Check durchgeführt.
Die bei der Befragung gewonnenen Erkenntnisse und mögliche pharmazeutische Interventionsvorschläge zur aktuellen Medikation wurden im Anschluss zwischen Klinikapotheker und behandelnder Ärztin diskutiert und bei dem Sprechstundentermin mit dem Patienten besprochen. Danach wurden die Teilnehmenden zu ihrem Beratungserlebnis und möglichen Auswirkungen der Intervention auf ihre weitere Therapie befragt.