Picasso lebt – als Schnecke |
Jennifer Evans |
14.05.2025 08:00 Uhr |
Auch im feuchten Laub kann Kunst stecken, wenn man genau hinschaut, lässt sich womöglich Picasso entdecken. / © PZ/erstellt mit KI
Schönheit liegt im Auge des Betrachters, heißt es. Und manchmal sind die Augen von Forschenden besonders kunstsinnig. Denn bei der Entdeckung einer kleinen Schnecke in Thailand dachten die Malakologen nicht an Biologie, sondern an den spanischen Maler Pablo Picasso. Die neue Schneckenart erinnert nämlich an ein Kunstwerk im Stil des Kubismus. Und so bekam sie ihren Namen Anauchen picasso.
Das Weichtier kriecht mit einem Häuschen durchs Leben, das mehr Ecken und Kanten besitzt als das seiner Artgenossen. Die Windungen verlaufen in rechteckigen Winkeln, die laut den Forschenden aussehen wie eine kubistische Interpretation normaler Schneckenhäuser.
Das Team der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler veröffentlichte kürzlich eine 300-seitige Abhandlung (DOI: 10.3897/zookeys.1235.145281) über winzige Schnecken. Darin ist nicht nur »Picasso« zu finden, sondern insgesamt 46 neue Arten von Mikroschnecken aus Ländern wie Kambodscha, Myanmar, Laos, Thailand und Vietnam. Auch wenn sie kaum größer als ein Reiskorn sind, haben sie oft eine komplexe Mündung, also Gehäuseöffnung, mit kleinen Zähnchen, die vermutlich dazu dienen, Feinde abzuwehren.