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Apothekenpersonal

Pharmazie-Ingenieure hinterlassen Lücken

Pharmazie-Ingenieure sind ein DDR-Relikt in deutschen Apotheken. Die letzten so ausgebildeten Fachleute haben ihr Studium kurz vor dem Mauerfall begonnen. 30 Jahre später hinterlässt ihr allmähliches Ausscheiden Lücken.
AutorKontaktdpa
Datum 09.08.2019  10:30 Uhr

Im weißgefliesten Labor hinter dem Verkaufsraum der Weimarer Classic-Apotheke rührt Sabine Fink eine Salbe an. Die 52-Jährige hat reichlich Erfahrung in der Fertigung von Medikamenten per Hand. Die hat trotz der industriellen Produktion von Arzneimitteln weiter ihren Platz in hiesigen Apotheken. Seit 1989 arbeitet Fink als Pharmazie-Ingenieurin – ein Berufsbild, das es nur in der DDR gab. 30 Jahre nach der deutsch-deutschen Grenzöffnung verschwindet es allmählich. Immer mehr der Ingenieure gehen in Rente. Ostdeutsche Apothekenkammern sehen das mit Sorge, sie fürchten Personalengpässe.

Pharmazie-Ingenieure, deren Qualifikation mit einem Fachhochschulabschluss vergleichbar ist, dürfen mehr als pharmazeutisch-technisches oder kaufmännisches Apothekenpersonal mit einer klassischen Berufsschulausbildung. »Neben der Anfertigung von Medikamenten wie Salben, Cremes, Lösungen, Kapseln und Pulver, der Beratung der Kunden und der Abgabe von Medikamenten dürfen sie auch den Notdienst in einer Apotheke übernehmen und bis zu vier Wochen die Inhaber vertreten – wozu sonst nur approbierte Apotheker berechtigt sind«, erläutert Stefan Fink, der Vorsitzende des Thüringer Apothekerverbands. Letzteres ist für ihn der wichtigste Vorzug des DDR-Berufsbilds.

Diese Fachkräfte bedeuteten für die Inhaber eine große Entlastung, bekräftigt Christine Heinrich, Geschäftsführerin der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt. »Anderenfalls müssten sie Apotheker einstellen, die aber gerade auf dem Land schwer zu kriegen sind.« Etwa 4400 Pharmazie-Ingenieure sind laut Bundesapothekerkammer heute noch in Deutschland tätig.

Sabine Fink hat ihre Ausbildung kurz vor dem Mauerfall 1989 beendet. »Erst zwei Jahre Lehre bis zum Facharbeiter, danach ein Jahr Arbeit in der Apotheke, anschließend zwei Jahre Direktstudium an der Ingenieurschule in Leipzig plus ein halbes Jahr praktische Ausbildung«, beschreibt sie ihren beruflichen Start. Auch die Variante als Fernstudium sei möglich gewesen. Anfang der 1990er Jahre sei der Ingenieur-Studiengang eingestellt worden.

Die Anerkennung von in der DDR erworbenen schulischen, beruflichen und akademischen Abschlüssen nach 1990 regelt der deutsch-deutsche Einigungsvertrag. Fink stellte auf dieser Grundlage einen Antrag auf Anerkennung und Nachdiplomierung bei der zuständigen sächsischen Behörde. »Es kostete eine Gebühr, war aber problemlos«, erzählt sie. »Man musste nur wissen, dass man das beantragen kann.«

Zehntausende von DDR-Fachschulabsolventen verschiedener Fachgebiete gingen diesen Weg. In Thüringen arbeiten derzeit noch gut 700 Pharmazie-Ingenieure in rund 530 Apotheken bei etwa 3700 Beschäftigten vom Apotheker bis zum Azubi insgesamt. 2007 waren es noch 935 Ingenieure. Von den verbliebenen ist mehr als die Hälfte zwischen 56 und 65 Jahre alt. In Mecklenburg-Vorpommern kommen auf 894 Apotheker 418 Pharmazie-Ingenieure. In den rund 590 öffentlichen Apotheken Sachsen-Anhalts mit rund 1200 Apothekern waren Ende vergangenen Jahres 665 Pharmazie-Ingenieure beschäftigt, in Brandenburg mit 574 Apotheken gut 700.

»2030 gehen in Ostdeutschland die letzten Pharmazie-Ingenieure in Rente«, sagt die Kammer-Geschäftsführerin aus Sachsen-Anhalt. Die Lücke müsse mit mehr Apothekern gefüllt werden, was schwierig sei. »Es herrscht ohnehin Apothekermangel«, findet der Geschäftsführer der Kammer in Mecklenburg-Vorpommern, Bernd Stahlhacke. In allen ostdeutschen Ländern sei dies eine Herausforderung, ergänzt sein Kollege aus Sachsen, Frank Bendas. Wie auch der Thüringer Apothekerverband plädiert er für mehr Pharmazie-Studienplätze, konkret an den Universitäten in Jena und Leipzig. In Brandenburg, wo es bislang keinen Pharmazie-Studiengang gibt, müsse ein solcher dringend aufgebaut werden, fordert die dortige Kammer.

Ob dies etwas bringt, ist jedoch umstritten. Mit mehr Studienplätzen allein sei es nicht getan, betont Heinrich. »Es hängt auch von den Rahmenbedingungen ab, etwa Entlohnung, Infrastruktur und Konkurrenz durch den ausländischen Online-Versandhandel.«

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