Pharmazeutische Dienstleistungen im Fokus |
»Mehr als 100 verschiedene orale Antitumortherapeutika (OAT) gibt es heute, 85 davon sind seit dem Jahr 2001 hinzugekommen«, berichtete Professor Dr. Frank Dörje, Chefapotheker der Apotheke des Universitätsklinikums Erlangen, beim WLAT. Neben »klassischen« antineoplastischen Mitteln wie Capecitabin gibt es heute Immunmodulatoren wie Lenalidomid, antihormonelle Therapie wie Tamoxifen und niedermolekulare Kinase-Inhibitoren wie Imatinib. Einige OAT wirken unabhängig von der Tumorlokalisation über die Blockade bestimmter Wachstumsfaktoren.
OAT ermöglichen eine eigenständige Einnahme und dem Patienten mehr Selbstständigkeit; insgesamt sind weniger Arztbesuche und ein geringer Zeitaufwand erforderlich. Sie bedeuten für ihn aber auch neue Herausforderungen, zum Beispiel, komplexe Therapieschemata mit verschiedenen Therapiezyklen und Einnahmezeitpunkten zu befolgen. Bei rund 50 Prozent der Wirkstoffe werde die Resorption durch Nahrung und/oder den Magen-pH beeinflusst, so Dörje weiter. Und auch Nebenwirkungen- und Wechselwirkungen müssten gemanagt werden. Rund 70 Prozent der Wechselwirkungen kämen über CYP3A4 zustande. »Oral ist nicht banal«, betonte Dörje. »Medikationsfehler können im gesamten Medikationsprozess auftreten.«
Wie pharmazeutische Betreuung die Arzneimitteltherapiesicherheit und Patientenzufriedenheit erhöhen kann, zeigte die AMBORA-Studie (Arzneimitteltherapiesicherheit bei der Behandlung mit neuen oralen Antitumor-Wirkstoffen). Die Patienten der Interventionsgruppe erhielten über zwölf Wochen eine intensivierte Therapiebegleitung. Diese umfasste Schulungen zur Therapietreue, zum Medikationsmanagement, zur Tumortherapie und zum Nebenwirkungsmangement.
Arzneimittelbezogene Probleme waren in der Interventionsgruppe signifikant seltener. Die Patientenzufriedenheit lag um 26 Prozent höher als in der Vergleichsgruppe. Das Risiko für den kombinierten Endpunkt schwerwiegende Nebenwirkung, ungeplante Hospitalisierung, Therapieabbrüche und Tod war um 52 Prozent niedriger als in der Vergleichsgruppe.
Basierend auf diesen Ergebnissen wurde in Erlangen ein interprofessionelles Kompetenz- und Beratungszentrum implementiert. Auf der Homepage gibt es umfangreiches Informationsmaterial für Patienten und für Fachkreise.